Mülheim. Vier Anlagen hat der örtliche Energieversorger mit Anleihen der Mülheimer gebaut. Medl will künftig rund 30 Prozent der Mülheimer Haushalte beliefern.
Strom und Wärme dort produzieren, wo sie verbraucht werden – mit dieser Nahversorgung fährt Mülheims Energie-Dienstleistungs-Gesellschaft(Medl) seit Jahren gut. Vier neue Blockheizkraftwerke – von Mülheimern über eine Anleihe mitfinanziert – hat sie in den vergangenen 18 Monaten ins Netz eingebunden. „Wir sind in der Stadt größter Erzeuger von Bio-Wärme“, erklärt Hans-Gerd Bachmann, Geschäftsführer der Medl, beim 2. Tag der Bürgerenergie. Den Anteil der Stromlieferung hat der Versorger inzwischen auf 15 Prozent der Mülheimer Haushalte gesteigert. Eine Verdoppelung dieser Quote strebt das Unternehmen an.
Rund 200 Kreditgeber, Nachbarn, Interessierte und Politiker hören im Zelt neben dem erweiterten Bürgerkraftwerk in Broich die Erfolgsbilanz: „Als wir vor 15 Jahren mit dem Umsetzen der Energie-Nahversorgung starteten, haben viele uns belächelt, ja belacht“, sagt Bachmann. Der eigene Anteilseigner RWE habe Druck ausgeübt, keine Kleinkraftwerke zu bauen. „Heute fragen die bei uns, wie wir das machen. Sie kennen die Probleme der Großkraftwerksbetreiber. Für Ihr Vertrauen in unsere Arbeit“, bedankt sich der Medl-Chef und sagt stolz: „Mit Ihrer Hilfe haben wir alles richtig gemacht.“
Die neuen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen in den Stadtteilen betreibt Medl mit Biogas. „Das kommt leider nicht aus Mülheim“, antwortet Bachmann einem Besucher. „Wir haben aber mit örtlichen Bauern über eine Belieferung gesprochen.“ Ob die in den Kompost gesetzte Vergärungsanlage der Mülheimer Entsorger für Medl eine Option gewesen wäre, kommentiert Bachmann nicht.
Wo neue Siedlungen entstünden, ein Betrieb, eine Schule oder ein Bad Strom und Wärme brauchten, überlegten die Strategen des Energielieferanten, ob sich ein Blockheizkraftwerk rechne – für beide Seiten, erläutert Medl-Mitarbeiter Volker Weißhuhn bei einer Führung im Maschinenraum in Broich. Die Anlage erhielt 2014 einen neuen Motor und produziert 21 951 138 Kilowattstunden (kwh) Strom mit 2.2 404 .426 kwh Wärme im Jahr. Feuerwehr, Hochschule, Ruhrbania und das Ruhrquartier sind als Großkunden angeschlossen.
900 000 Liter 115 Grad heißes Wasser stehen in drei großen Behältern bereit. Mülheims größtes Blockheizkraftwerk arbeitet mit 88 Prozent Energieausnutzung. Große Kraftwerke mit 60 Prozent, beantwortet Weißhuhn Fragen. In 2013 hat die Medl 100 Millionen Euro Umsatz und 16 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Das will sie wiederholen.
Medl plant weitere Bürgerkraftwerke in der Stadt
Das Blockheizkraftwerk (BHKW) in Broich ist das größte der vier Bürgerenergie-Projekte. Es steht auf einer 6000 Quadratmeter großen Insel, umgeben vom Gelände der Mülheimer Verkehrsgesellschaft. 1,9 Millionen Euro hat die Modernisierung gekostet.
Weiteres Bürgergeld steckt im BHKW an der Liverpoolstraße, welches Fachleute mit einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (KWK) erweitert haben. 300 Wohnungen auf dem alten Kasernengelände, weitere Nachbarn und Firmen erhalten Strom und Wärme aus der mit Bioerdgas betriebenen Anlage.
Fast gleichzeitig startet das Projekt an der Boverstraße. Aufgerüstet mit einer neuen KWK-Anlage ist das Heizkraftwerk stark genug, um jetzt neben Wärme regenerativen Strom zu produzieren. Mit der Schule und einem Schwimmbad sind nun verschiedene Wohnhäuser im Wärmekreislauf. „Der regenerativ produzierte Strom wird zur Zeit ins öffentliche Netz eingespeist. Da können wir noch was tun“, sagt Hans-Gerd Bachmann.
22 Standorte in der Nachbarschaft sind noch möglich
Die Anlage Auf den Hufen in Saarn sei typisch für eine Nahversorgung. Die Medl-Strategen haben noch 22 Siedlungskerne im Stadtgebiet im Auge, für die sie untersuchen wollen, ob dort weitere Bürgerkraftwerke Strom und Wärme für die Nachbarschaft produzieren können. Um die Finanzierung macht sich Bachmann keine Sorgen. „Unsere Anleihe war in 36 Stunden vergeben. Das schaffen andere Versorger nicht“, fügt der Ende Juni ausscheidende Medl-Chef lächelnd hinzu.
Die Bürgerkraftwerke reduzieren auch den Kohlendioxydausstoß. „Berechnet auf Teilbereiche, haben wir die Ausstoßmenge bereits um 20 Prozent reduziert. Damit sind wir den Mülheimer Klimazielen ein großes Stück näher gekommen“, erklärt Bachmann den Besuchern