Mülheim. . Verkehrsüberwacher Bernd Schäfer kontrolliert seit 14 Jahren das Parken in Mülheim. Ab und zu braucht er ein dickes Fell, kann aber auch nachsichtig sein.

„Ich wollte nur mal eben ein paar Sachen ausladen“, entschuldigt sich der junge Mann, der seinen Kombi mitten auf der Schloßstraße abgestellt hat. Ein Satz, den Bernd Schäfer in seinem Beruf unzählige Male zu hören bekommt. „Leuten, die nur kurz was erledigen wollen, begegnen wir erstaunlich häufig“, scherzt er. Der 47-jährige ist Verkehrsüberwacher bei der Stadt, im Volksmund „Politesse“ genannt. „Da ich und meine sechs Kollegen hier in Mülheim aber alle männlich sind, trifft die weibliche Form ,Politesse’ nicht so ganz zu. Dann schon lieber Verkehrsüberwacher“, sagt Schäfer mit einem Zwinkern.

Den Parksünder auf der Schloßstraße entlässt er mit einer Ermahnung, auch wenn der streng genommen außerhalb der Be- und Entladezeit dort gehalten hat. Der Mann sei freundlich und einsichtig gewesen und habe versprochen, direkt wegzufahren, so Schäfer. „Ein Parkverstoß ist eine Ordnungswidrigkeit, die wir ahnden können, aber nicht müssen. Wenn man vernünftig miteinander reden kann, ist in manchen Fällen einiges möglich“, rät der Verkehrsüberwacher. Manche seiner Kollegen würden die Regeln zugegebenermaßen aber auch strenger auslegen als er.

Fotos helfen gegen den Einspruch der Parksünder

Einige Minuten später an der Friedrichstraße schreibt Schäfer dann aber doch das erste Knöllchen des Tages. Ein BMW steht ohne Parkschein in einer Parkbucht. „Das kommt oft vor. Parken ohne Parkschein macht rund 85 Prozent aller Vergehen aus“, sagt Schäfer und notiert Ort, Datum und Kennzeichen auf seinem Datengerät und macht gleich noch ein Foto von der Situation. „Damit hinterher keiner behaupten kann, er habe hier ja nie gestanden.“ Den Verwarngeldbescheid über zehn Euro klemmt er unter den Scheibenwischer.

Stadt macht mit Verkehrsüberwachung keinen Gewinn

Die sieben Verkehrsüberwacher ahnden in Mülheim jährlich rund 60 000 Parkverstöße.

Im städtischen Haushalt wird pro Jahr mit rund 700 000 Euro an Verwarngeldern durch Falschparker kalkuliert.

Gewinn mache die Stadt mit dem Knöllchenschreiben aber nicht, sagt Erich Oesterwind, Leiter des Außendienstes. Durch die Personalkosten und Büroarbeitsplätze, die zur Verfügung gestellt werden müssen, stehe unter dem Strich ein Minus.

Es gehe daher nicht um Geld, so Oesterwind, sondern darum, eine vernünftige Verkehrssituation zu gewährleisten.

Schriftliche Einsprüche gegen Bescheide gebe es häufig – je teurer, desto wahrscheinlicher sei eine Beschwerde, berichtet der erfahrene Verkehrsüberwacher, der seit 14 Jahren in Mülheim Parkvergehen ahndet. „Man muss das sportlich sehen. Wenn ich zum Beispiel keinen Parkschein ziehe, kann das gut gehen. Wer erwischt wird, hat eben Pech.“

Nicht jeder Verkehrsteilnehmer nimmt ein Knöllchen sportlich

Da nicht jeder Verkehrsteilnehmer ein Knöllchen sportlich sehe und auch mal direkt mündlich Einspruch erhebe, brauche er ab und zu schon ein dickes Fell, berichtet Schäfer. „Ab und zu wird man schon mal beleidigt – Männer und Frauen tun sich da übrigens nichts.“ Beliebt sei die Nachfrage, ob die Stadt wieder Geld brauche. „Aber man ist ja nicht wehrlos und lässt sich nicht alles gefallen“, fügt Schäfer hinzu. Im Extremfall sei immer noch eine Anzeige wegen Beleidigung eine Option.

Dennoch macht Bernd Schäfer seinen Job gerne. Er genießt vor allem das selbstbestimmte Arbeiten. Das sei umso angenehmer, wenn jeder vorschriftsmäßig parke – so wie an diesem Morgen rund um das Evangelische Krankenhaus „Hier ist normalerweise ein Schwerpunkt, wo wir mehrmals am Tag kontrollieren“, weiß Schäfer. Manchmal muss der Verkehrsüberwacher aber eben kein Auge zudrücken.