Mülheim. . Gemeinde feiert Richtfest beim Petrikirchenhaus. Im Advent soll das Gebäude bezogen werden und die Altstadt ein weiteres Stück beleben.

An Problemen, Hürden und Widerständen hat es bei diesem Bauvorhaben nicht gemangelt. Sie wurden alle in den vergangenen acht Jahren gemeistert – auch dank solcher Leute wie Ulrich Turck, Bauherr und Stifter, die nicht nur Geld, sondern vor allem Ausdauer und Zuversicht mitbrachten. Gestern feierte die Evangelische Gemeinde in der Altstadt das Richtfest ihres künftigen Petrikirchenhauses, im Advent soll Einzug sein. Das Bauwerk ragt aus den Reihe der Neubauten in Mülheim heraus, und das nicht nur, weil es komplett mit Stiftungsgeldern finanziert wird. Baukosten: 2,1 Millionen.

„Es gibt viele Groß- und Kleinspender“, sagt Turck. Eine Besonderheit ist hier auch, dass mit dem Neubau ein Stück „Stadtreparatur“ erfolgt, wie der Architekt Peter Schnatmann sagt. Der Grundriss des Petrikirchenhauses nimmt die Maße der historischen Bebauung wieder auf: Die einstigen Gastwirtschaften „Mausefalle“ und „Ührchen“ sowie zwei weitere Wohnhäuser befanden sich an der Stelle, bevor der Krieg sie zunichte machte. Entstehen wird ein multifunktionales Gemeindehaus, vor allem für die Singschule um Rijs Burger, für die Kirchengemeinde und für den Verein Las Tores.

Viele Hürden und Probleme in der Vergangenheit

Ein Natursteinsockel, die typische Verschieferung von Teilen der Fassade und weiße Holzfenster werden das Bild des Hauses prägen, das sich in das vorhandene mittelalterliche Ensemble einfügt. Von einem „intimen mittelalterlichen Platz“ spricht der Architekt. Ein weiterer kleiner Kirchplatz entsteht zudem auf der anderen Seite des Gebäudes, direkt vor der Kirchentür.

Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld ist überzeugt, dass das Bauwerk ein Gewinn für die Altstadt sein wird und die Altstadt an Belebung gewinnt. Schnatmann glaubt, dass die Identifikation der Bürger mit ihrer Altstadt wieder steigt. Nicht alle Bürger und Nachbarn waren in den vergangenen Jahren von dem Gebäude überzeugt, die neue Enge wurde unter anderem bemängelt, andere sehen gerade darin eine neue Qualität in Anlehnung an das Historische. „Manches geht dann doch sehr schnell, wenn man sich von der Last der Bedenken löst“, sagt Pfarrer Justus Cohen und erinnert daran, wie lange sich die Gemeinde so ein Haus gewünscht hat.

Zur Geschichte

Seit dem 7. Jahrhundert ist die Altstadt besiedelt. Die Herren von Muelenheim errichteten hier ihren befestigten Königshof; um 1200 lassen sie die hofeigene Kapelle erbauen. Später wird das Kirchlein in mehreren Bauschritten zum dreischiffigen Langhaus ausgebaut . . . (aus: Stiftung Petrikirchenhaus Mülheim).

Bomber der Alliierten griffen im Juni 1943 Mülheim an. Die historische Altstadt wird dabei fast völlig zerstört. Darunter auch die beiden Gasthäuser „Mausefalle“ und „Ührchen“.

Das Gasthaus „Mausefalle“ war bereits im 19. Jahrhundert über die Stadtgrenzen bekannt.

An Hürden und Problemen hat es nicht gemangelt. Auch das Fundament bereitete Schwierigkeiten. Tief musste in den Fels gebohrt werden. Das Petrikirchenhaus steht nun auf 25 Säulen, die zwölf Meter tief ins Erdreich ragen. „Ein gutes Omen für ein Petrikirchenhaus“, meint das Gemeindemitglied Turck. Vor allem die vielen Chorkinder werden aus seiner Sicht profitieren, die künftig deutlich bessere Möglichkeiten zum Proben haben werden. Musik beflügelt aus seiner Sicht auch das Seelenleben. Was kann Kirche mehr leisten?