Mülheim. . Fast neun Jahre haben Debatten, Denkmalpflege und Planung für das Petrikirchenhaus in Mülheims Altstadt gedauert. Der Rohbau steht im April. Ein Stück Dorf kehrt zurück.

Seit fast neun Jahren arbeiten Architekt, Geldgeber, Denkmalpfleger, Bauaufseher und Handwerker bereits für und am Petrikirchenhaus. „Ende des Jahres kann die evangelische Gemeinde einziehen“, blickt Peter Schnatmann auf den Zeitplan. Der Architekt hat inzwischen mehr als einen Aktenordner voller Anträge, Briefe und Pläne für das Projekt. „Gerade mauern wir den Keller auf. Im April soll der Rohbau stehen, wenn das Wetter mitmacht“, erläutert Peter Schnatmann. „Jetzt sind endlich Fortschritte sichtbar.“

„Das neue Petrikirchenhaus entsteht exakt auf Grundrissen zweier Häuser der im Krieg zerstörten Ringumbauung des evangelischen Gotteshauses. Die Denkmalpfleger haben uns dazu verpflichtet, die Arbeit für uns komplizierter gemacht“, sagt der Architekt. Der Geldgeber habe dafür zusätzlich reichlich Euros in das Fundament geschossen. Dieses besteht nämlich jetzt aus 23 Bohrpfählen, auf denen die betonierte Bodenplatte ruht. Vorher mussten Ulrich Turck und Peter Schnatmann die Analyse der Kampfmittelräumer abwarten.

Urkatasterkarte von 1829 zeigt Ringbebauung

Der hat nach eventuellen Resten gesucht, die im Zweiten Weltkrieg den kompletten Kirchenhügel zur Ruinenlandschaft gemacht haben. Die Luftbilder der Briten aus den letzten Kriegstagen zeigen deutlich, dass die Petrikirche von Häusern fast komplett umbaut war. Das bestätigt gleichfalls eine Urkatasterkarte von 1829. Weil Kirchplätze stets belebt waren, haben in direkter Nachbarschaft Händler gern ihre Häuser gebaut. „Das prägt jeden erhaltenen historischen Stadtkern, wie beispielsweise in Hattingen“, erläutert Peter Schnatmann. Diesen Gedanken hätten Ulrich Turck und er für ein neues Gemeindehaus aufgegriffen. Und umgesetzt.

Inzwischen steht die Basis des neuen Petrikirchenhauses zwischen Bogenstraße und Kirchplatz, der eine Etage höher liegt. „Wir nehmen exakt die alten Fluchtlinien wieder auf, bilden auch die Fassaden der beiden Häuser nach, wie sie auf alten Fotos zu erkennen sind“, beschreibt Peter Schnatmann. „Ührchen“ und „Mausefalle“ hätten inzwischen neue Schankräume in der Nachbarschaft gefunden, so dass dort Räume für den Hilfsverein „Las Torres“ entstehen.

Platz für die Gemeinde und die Singschule

In der Etage darüber bekommt die Gemeinde ihren neuen Saal. „Dieser ist von der Kirche aus ebenerdig zu erreichen“, betont der Architekt. Darüber entstehen auf zwei Etagen bis unter die Dachspitze Räume für die Singschule, die Gijs Burger leitet. Für die Akustik brauchen wir spezielle Einbauten, weshalb die Inneneinrichtung des Hauses etwas länger dauert“, erklärt der Architekt.

Das Petrikirchenhaus besteht aus einem Baukörper, der zwei verschiedene Fassaden zeigt, eben so, wie die kleinteilige Bebauung einst war. Damit können sich nicht alle Mülheimer anfreunden. Wer die freie Sicht auf die Kirche und die neuere „Mausefalle“ dokumentieren will, sollte sich beeilen. Eventuell kommt ein zweites Haus hinzu und vervollständigt ein Stück der Ringumbauung an der Bogenstraße – wie es einst war. Kirchen standen immer mitten im Dorf, selten auf leeren Flächen. Der Petrikirchplatz wird gemütlicher.