Mülheim. . Der Rohbau des Petrikirchenhauses ist fast fertig und sorgt für Kritik. Architekt betont, das neue Gebäude entstehe auf dem historischen Grundriss.

Der Rohbau des Petrikirchenhauses ist fast fertig – schon rufen dessen Kritiker am Bauzaun: „Dieser Betonklotz ist überdimensioniert.“ „Der Kasten verdeckt fast die ganze Kirche.“ „Nur weil einer Geld hat, kann er bauen, was er will.“ „Wie konnte die Stadt so etwas überhaupt genehmigen.“ „Das ist alles viel zu hoch“, ist auf dem Kirchenhügel zu hören.

„Wir haben diese Kritiken bereits erwartet. Der Rohbau bei einem Haus ist immer der hässlichste Teil“, entgegnet Peter Schnatmann. Der Architekt hat das neue Petrikirchenhaus für die evangelische Altstadtgemeinde entworfen. Er und Ulrich Turck – dieser steht für die Finanzierung – sind sich jedoch sicher: „Wenn die Fassaden erst mit Bruchsteinen und Schiefer verkleidet sind, passt sich das Gebäude von allein der historischen Bebauung des Kirchenhügels an.“

Es sei auch Wunsch zahlreicher Gemeindemitglieder, wieder einen geschlossenen Platz zu haben, auf dem zwischen Petrikirche und dem neuen Gemeindehaus die Menschen sich begegnen können, fasst Peter Schnatmann weitere Ideen aus den zahlreichen Planungsgesprächen zusammen. An die bewachsene Böschung zur Bogenstraße mit Blick auf das Tersteegenhaus hätten sich viele gewöhnt. Zu viel öffentlicher Blickkontakt sei jedoch nicht für alle Bereiche des Gemeindelebens nötig.

Neues Stück Gemütlichkeit soll entstehen

Gleichzeitig entstehe mit dem neuen Kirchplatz am Eingang zur Altstadt ein weiteres Stück Gemütlichkeit. Die Gemeinde plane eine enge Zusammenarbeit mit den Betreibern der „Mausefalle“ gegenüber. Die Bogenbrücke sei das verbindende Element. „Genau diese Verbindung bringt neues Leben auf den Hügel. Viele Menschen mögen enge Gassen. Sonst hätte die Ringbebauung der Hattinger Altstadt doch nicht so viel Anziehungskraft. Mehr davon kann auch die Mülheimer Altstadt gut vertragen.“

Überdimensioniert sei der Neubau nicht. „Wir mussten exakt auf den Grundrissen zweier alter Häuser bauen“, betont der Architekt. „Das haben die städtischen Denkmalpfleger uns klar vorgegeben.“ Früher galt eine Geschosshöhe von 2,20 Metern. „Heute sind 2,50 Meter in der Landesbauordnung vorgeschrieben. Auch daran müssen wir uns halten“, sagt Schnatmann.

So wachse das Petrikirchenhaus neben dem Bogen aus der Stadtmauer. Das Tiefgeschoss, welches einst „Ührchen“ und die erste „Mausfalle“ belegten, werde mit Bruchsteinen verkleidet, wie der Sockel des Tersteegenhauses.

Der Kirchenhügel wird belebter 

Rund zehn Jahre haben Debatten um Denkmalpflege, Nutzung, Planung und Gründung für das Petrikirchenhaus gedauert. Jetzt wächst der Rohbau. Am Dienstag, 21. April, möchte die evangelische Altstadtgemeinde mit Bauleuten und Nachbarn das Richtfest an der Bogenstraße feiern. Sie können dann bereits ein Stück der neuen Gemütlichkeit auf dem Platz zwischen Petrikirche und Neubau erleben.

„Ende des Jahres kann die Gemeinde einziehen“, kennt Architekt Peter Schnatmann den Zeitplan. Die Verzögerungen vor Baubeginn sind fast vergessen. Dazu beigetragen haben das Umlegen mehrerer Leitungen, die Analyse der Kampfmittelbeseitiger, ein Artenschutzgutachten und andere Hürden, die der deutsche Bauvorschriftenkatalog heute fordert.

Dass in der Altstadt mit dem Petrikirchenhaus neue, ungewohnte Ansichten entstehen, bestreiten Gemeindeangehörige und der Architekt nicht. „Aber es ist auch eine Chance für den Kirchenhügel“, sagt Peter Schnatmann.

Petrikirche war schon früher fast komplett von Häusern umringt

Das meint Hendrik Peek, Inhaber der Mausefalle, ebenfalls. „Als Nachbarn haben wir auch etwas vom Kirchplatz. Wir pflegen die Bänke, die Gemeinde kann sie mit benutzen. Bei Festen können wir das Catering im Saal betreuen und liefern.“ Der Gastronom hat das bereits getestet. Auch Peeks Eltern sind mit dem Kirchenhügel seit Jahren eng verbunden.

Luftbilder der Briten aus den letzten Kriegstagen zeigen: Die Petrikirche war von Häusern fast komplett umringt. Das bestätigt auch eine Urkatasterkarte von 1829. Von der Teinerstraße aus gesehen, zeigt sich der Neubau so, wie er auf den alten Ansichten und Dioramen erkennbar ist. Von der Petrikirche aus sieht man zwei Etagen und die stufenlose Verbindung vom Gemeindesaal zum Gotteshaus.

Oben zieht die Singschule ein. Sie probt jetzt in der Kirche, die gleichzeitigen Unterricht für mehrere Gruppen nicht zulässt. An der Bogenstraße erhält der Hilfsverein „Las Torres“ eine Bleibe. Im Martin-Luther-Haus gibt die Gemeinde ihre Räume ab und ist dankbar für die Baustiftung.