Mülheim. . Bevor die evangelische Kirche am Brandenberg im Sommer geschlossen wird,werden jetzt Exponate aus der Gemeinde bei einem Trödelmarkt angeboten.

Wenn morgen Nachmittag die ersten Schnäppchenjäger und Kuriositätensammler in die Kirche am Brandenberg kommen, wird Pfarrer Matthias Göttert das mit gemischten Gefühlen beobachten. Zwar möchte er an diesem Tag so viel wie möglich von dem verkaufen, was er und seine Helfer an Schätzen aus den drei Gemeindehäusern in der Kirche am Brandenberg zusammengetragen haben. Schließlich ist das Geld, das bei dem Trödelmarkt eingenommen wird, für die Reparatur der Orgel in der Lutherkirche bestimmt, die mehrere zehntausend Euro kosten wird, wie Göttert schätzt.

In den Schätzen der Kirchengemeinde stöbern

Der Trödelmarkt mit den Schätzen aus der Kirche am Brandenberg und den drei Gemeindehäusern der evangelischen Kirchengemeinde Speldorf findet am Samstag, 18. April, in der Zeit von 15 bis 19 Uhr in der Kirche am Brandenberg, Friedhofstraße 140, statt. Um 15.30 Uhr tritt der Jugendchor auf.

In Speldorf erhalten bleiben soll hingegen die Lutherkirche und das Gemeindehaus Mitte sowie beide Kindergärten der Gemeinde. Das Gemeindehaus an der Koloniestraße mit dem Jugendbereich bleibt ebenfalls bestehen. „Dort werden künftig auch die Konfirmanden unterrichtet“, kündigt Pfarrer Göttert an.

Doch mit dem Trödelmarkt beginnt gewissermaßen auch der Ausverkauf: Morgen sollen Gegenstände aus der Kirche und aus den Gemeindehäusern neue Besitzer finden. Und damit beginnt auch das Abschiednehmen. Denn die Kirche am Brandenberg und das angrenzende Gemeindehaus werden Mitte Juni geschlossen. Grund dafür sind sinkende Gemeindegliederzahlen. Was mit dem Gebäudekomplex passiert, zu dem auch das Pfarrhaus gehört, ist nach wie vor unklar, sagt Pfarrer Göttert. Fest steht: Die Gemeinde muss raus. Und mit ihr auch das Inventar.

Das Abschiednehmen beginnt

Wahre Schätze haben Göttert und seine Helfer zusammengetragen, auch solche, die man in Kirche und Gemeindehaus kaum erwarten würde: Etwa eine monströs aussehende Schneefräse aus den 60ern, zwei alte Filmprojektoren, ein Schlagzeug, das genau wie der Kicker aus dem Jugendraum stammt, einige Waggons einer Modelleisenbahn, zwei Gemälde (Vier Apostel von Dürer) in Goldrahmen – „wohl eher ein Druck als etwas Gemaltes“, meint Göttert – sowie jede Menge Stühle und Tische. Matthias Göttert deutet auf die Amphoren und sagt: „Das waren Requisiten im Kindermusical. Jedes Teil hier hat seine Geschichte.“

Exponate aus dem Kirchenraum, der Altar etwa oder die Orgel, sind nicht im Angebot des morgigen Trödelmarktes, sondern sollen „ihrer Zweckbestimmung entsprechend“ untergebracht werden. Gerade der Altar, für dessen Anschaffung die Gemeinde noch gesammelt hatte, sei eine Herzensangelegenheit vieler, weiß der Pfarrer. Die bevorstehende Schließung der Kirche sei für die allermeisten Gemeindeglieder ein schwerer Schritt. Und auch die Ungewissheit darüber, was mit den Räumen passiert, belaste viele. Göttert sagt: „Das Schlimmste wäre, wenn dieses Gebäude, in dem man sich wohlgefühlt hat, abgerissen würde.“ Am 14. Juni, dem letzten Tag in ihrer Kirche, will die Gemeinde ein letztes Mal gemeinsam feiern. „Es wird einen Open-Air-Gottesdienst im Garten geben“, kündigt Pfarrer Göttert an. Und bis dahin, so hofft er, ist auch die folgende Nutzung dieses besonderen Ortes geklärt.