Mülheim. Die Mülheimer entrümpeln zum Frühjahr Haus und Garten. Bis zu 700 Anlieferer pro Tag am Recyclinghof.

Großer Andrang schon um 10 Uhr am Recyclinghof: Ein kleiner Junge sucht, seinen Vater an der einen Hand, sein „Töpfchen“ aus Kunststoff in der anderen Hand, den richtigen Container für seine nun überflüssige Behelfs-Toilette. Die Frühlingssonne scheint, und die Autos, mit und ohne Hänger, Bullis oder Kleintransporter fahren geduldig an der Annahme vor.

Die Mülheimer werden von Janos Machulla, Mitarbeiter der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft, MEG, mit einem freundlichen Guten Morgen empfangen. Er möchte wissen, welche Sorte und welche Mengen Müll sie geladen haben. Ist gebührenpflichtiger Abfall dabei, werden die Mengen geschätzt, berechnet und kassiert. Dann dürfen die Leute weiter fahren, mit ihrem Auto vor dem richtigen Container parken und ihre Sachen, wie zum Beispiel Elektroschrott, zur Weitersortierung entweder auf Sammeltische legen, oder direkt in den Container werfen.

Entsorgung von Elektroschrott und Farben

Regina Sachs leert ihren Kofferraum in aller Ruhe. Die Kindergarten-Mitarbeiterin entsorgt Elektroschrott, Farben und Lacke. „Wir machen das zweimal im Jahr und ich musste bisher noch nie lange warten“, sagt sie zufrieden. Auch Cordula Sünder kommt regelmäßig. Heute bringt sie Grünschnitt und eine kaputte Pflanze aus dem Garten. Achim Albrecht, das Auto proppenvoll, hat seine Garage entrümpelt. Er hat Schränkchen, Altpapier und Elektroschrott geladen. „Ich halte die Mülltrennung für sinnvoll und finde das Angebot hier gut“, sagt er. Oliver Storbeck entrümpelt eine Villa nach einem Sterbefall, verteilt Berge von Müll auf verschiedene Container.

Nach und nach wird die Auto-Schlange auf der Pilgerstraße länger. Das wärmer werden Frühjahr wird offensichtlich intensiv genutzt, um zu Hause „klar Schiff“ zu machen, Haus, Keller, Garage oder Garten von Überflüssigem zu befreien.

MEG-Mitarbeiter informieren ausführlich über Entsorgung

Die MEG-Mitarbeiter arbeiten auf Hochtouren, erklären unermüdlich, in welche Behältnisse die Sachen gehören, greifen auch aus der Entfernung korrigierend ein, wenn jemand im Begriff ist, den Müll falsch einzusortieren. Manchmal wundern sie sich, was die Menschen alles wegwerfen – denn nicht alles ist kaputt, wie die vielen Fernseher, die vor der Fußballweltmeisterschaft gegen neue ausgetauscht wurden. Michael Janko ist schon seit 28 Jahren dabei.

Ihm fällt spontan eine ältere Dame ein, die drei ungeöffnete Eimer Reibeputz, das Preisschild von je 80 DM noch drauf, entsorgen will. „Ich sagte zu ihr: Gute Frau, Sie schmeißen hier gerade 240 Mark weg!“, erinnert er sich. Es sei ihr wohl zu lästig gewesen, die Eimer wieder ins Geschäft zu bringen, glaubt Janko. Trotzdem: Alles, was abgegeben wurde, werde definitiv entsorgt, sagt der Mitarbeiter bestimmt. 98 Prozent aller Menschen seien freundlich, aber natürlich gebe es auch immer einige nörgelige darunter.

Öffnungszeiten des Recyclinghofes

Nach Ela gab es wesentlich mehr Grünschnitt

Der Recyclinghof hat Montag, Mittwoch und Freitag von 8 bis 14 Uhr geöffnet, Dienstag und Donnerstag von 12 bis 19 Uhr und jeden ersten Samstag im Monat von 9 bis 14 Uhr.

Nach dem Sturm Ela wurden im Jahr 2014 rund 3220 Tonnen Grünschnitt entsorgt (2013: 2450 Tonnen). 2014 sind am Recyclinghof rund 826 Tonnen Elektrogeräte abgegeben worden und mehr als 130 Tonnen an Farben, Klebstoffen und Kunstharzen.

Acht MEG-Mitarbeiter sind für den Recyclinghof, wozu auch die Betreuung des Schadstoffmobils gehört, im Einsatz. Mehr Informationen unter www.mheg.de.

Rainer Tausch ist zuständig für den Recyclinghof. „Jeder Tag kann eine Überraschung sein“, sagt der Abteilungsleiter Technik. „Wir haben zwischen 200 und 700 Anlieferungen pro Tag.“

Kurios sei, dass an den beiden langen Tagen Dienstag und Donnerstag die Mülheimer schon ab 11.15 Uhr in langer Schlange auf die Öffnung des Recyclinghofes warteten, obwohl an den anderen Tage vormittags bereits ab 8 Uhr geöffnet sei. Bis 14 Uhr reiße an diesen Tagen die Schlange, die manchmal bis zur Mellinghofer Straße reiche, nicht ab, bevor etwas Entspannung einkehre, so Tausch. Ruhiger sei der Betrieb eigentlich nur im Dezember oder den ersten Monaten im Jahr.