Mülheim. Autor Wolfram Lotz eröffnet am 16. Mai in der Stadthalle die 40. Mülheimer Theatertage mit „Die Lächerliche Finsternis“. Fragen an den Autor.

Mit den „zwei Wolframs“ knüpfen die 40. Mülheimer Theatertage an den Wettbewerb im vergangenen Jahr an: 2014 hatte Autor Wolfram Lotz die Laudatio auf den Preisträger Wolfram Höll gehalten. Und in diesem Jahr eröffnet Wolfram Lotz am 16. Mai in der Stadthalle die „Stücke“ mit seinem Werk „Die Lächerliche Finsternis“ vom Akademietheater der „Wiener Burg“. In unserer Reihe „Fünf Fragen“ steht der Dramatiker Rede und Antwort.

Was verbinden Sie mit Mülheim?

Wolfram Lotz: Das Theater an der Ruhr. Es wurde ja gegründet mit der Absicht, Theater und Gesellschaft als untrennbar zu denken, die Arbeit am Theater als gesellschaftliche Arbeit. Dieses Denken ist auch für mich elementar. Deshalb verbinde ich mit Mülheim vor allem dieses Theater – weil es solche wichtigen Versuche an anderen Orten praktisch nicht gibt, und weil das also etwas so Besonderes ist, leider.

Wovon erzählen Sie in „Die lächerliche Finsternis“?

Lotz: Zwei Bundeswehrsoldaten fahren auf der Suche nach einem irre gewordenen Offizier den Hindukusch hinauf, der in meinem Text allerdings kein Gebirge ist, sondern ein Fluss. Diese Fahrt ist eine Reise durch kolonialistische und neokolonialistische Räume und Zeiten, die sich im Stück zu einer Gegenwart verwirren.

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Wie war der Entstehungsprozess des Stücks?

Lotz: Ich habe mit dem Schreiben begonnen, als ich hörte, dass in Hamburg somalische Piraten vor Gericht stehen. Das war mir ein Irrsinn. Darauf musste ich reagieren. Die Haupthandlung, die eine reichlich lose Adaption von „Herz der Finsternis“ und „Apocalypse now“ ist, kam erst danach als Idee. Ich habe es als Hörspiel geschrieben, weil ich eine Form wollte, in der die Rezipienten alle Bilder immer selbst herstellen, denn um diese Herstellung von Bildern geht es auch.

Haben Sie eine Lieblingsstelle im Text?

Lotz: Ich fände es nicht richtig, eine Stelle hervorzuheben. Kann ich auch nicht. Aber grundsätzlich kann ich sagen: Ich mag im Normalfall die Stellen in meinen Texten am meisten, die zu viel sind, die reines Spiel sind, die nichts zum Gesamtstück bzw. zur Handlung beitragen und es so ins Epische weiten. Leider werden diese Stellen gerne von Dramaturgen gestrichen, weil die natürlich meistens fragen: Braucht man das? Nein, aber gerade deshalb sind mir diese Stellen so wichtig. In ihnen vibrieren die Möglichkeiten.

Ist unter den anderen nominierten Stücken eines, das Sie besonders interessiert oder das Sie besonders schätzen – und wenn ja, warum?

Lotz: Ich kenne Stücke von allen eingeladenen Autorinnen und Autoren, aber von noch niemandem das Eingeladene. Ich möchte da mit meinem Interesse bei allen von Neuem beginnen, das ist doch wichtig, wer immer schon zu viel präferiert, verblödet noch schneller als nötig. Ich verweigere hier deshalb eine klare Antwort.