Mintard. . Peter Loef (Grüne) beklagt, dass in Mintard jegliche Infrastruktur fehlt. Er fordert eine Quartiersentwicklung mit Stadtplanern und der Bürgerschaft.

Er ist in Mintard aufgewachsen und wohl der einzige Mülheimer Politiker, der im Dorf im Schatten der Ruhrtalbrücke lebt: Peter Loef (Grüne) sprach mit uns über seinen kleinen Stadtteil.

Was macht Mintard aus?
Peter Loef: Mintard ist zum Schlafdorf geworden, jegliche Infrastruktur fehlt hier mittlerweile. Für Berufstätige ist es als Wohnort aber attraktiv, weil man von hier aus schnell viele Ziele im Ruhrgebiet und im Rheinland erreicht und dennoch im Grünen lebt. Mintard hat hohen Freizeitwert, weil man zu Fuß die Ruhrauen oder den Auberg erreicht. Viel Verkehr und Lärm stören jedoch die Idylle.

Fühlen sich die Mintarder als Mülheimer?
Loef: Grob gesagt gibt es eine Zweiteilung, manche fühlen sich eher Kettwig zugehörig, andere als Mülheimer. Obwohl seit der Gebietsreform von 1975 und der einseitigen ÖPNV-Anbindung (nur noch in Richtung Mülheim) die Bindung zu Mülheim schon etwas enger ist.

Kennt man sich im Dorf?
Loef:
Eher weniger. Dem Dorf fehlt es an Orten, an denen man sich trifft wie Schule, Kindergarten, Vereine, Läden oder Kneipen. Auch die Kirche hat an Bedeutung verloren, es gibt nur noch Sonntagsmessen und Andachten, den Adventsmarkt und die Konzertreihe „Mintarder Vierjahreszeiten“. Ansonsten haben wir noch den Fußballverein sowie Nachbarschaftsverein, Siedlerbund und „Wir in Mintard“.

Wie hat sich das Dorf in den letzten 10 bis 20 Jahren entwickelt?
Loef: Es gab gegenläufige Entwicklungen. Die Bewohnerzahl ist stetig gestiegen, zuletzt sogar sprunghaft durch den Bau von 25 neuen Häusern. Dagegen wurde das letzte Stückchen an Infrastruktur, der katholische Kindergarten, geschlossen. Von einer Dorfentwicklung im Sinne einer geplanten Stadtentwicklung kann keine Rede sein.

Täte die denn not?
Loef: Ich würde mir mehr Engagement seitens der Stadt Mülheim wünschen, eine Quartiersentwicklung, wie es sie in anderen Stadtteilen schon gibt, täte auch uns in Mintard gut – verbunden mit einem Leitbildprozess unter Bürgerbeteiligung. All das müsste wohl von der Politik, etwa der Bezirksvertretung 3, initiiert werden.

Was hat sich denn bisher getan?
Loef: Vieles hat sich leider zum Negativen verändert. Der Schiffsanleger an der Ruhr wurde abgebaut, der Durchgangsverkehr hat immens zugenommen, weil der Spielbetrieb auf dem Fußballplatz in letzter Zeit enorm angewachsen ist, aber auch weil mehr Ausflügler – also Auto-, Motorrad- und Radfahrer – durchs Dorf fahren, ganz besonders am Wochenende. Probleme bereitet auch die extensive Landwirtschaft rund ums Dorf. Umweltgifte und Unmengen von Gülle werden hier ausgebracht, es kommt häufig zu starken Geruchsbelästigungen für die Anwohner. Schlecht für uns Mintarder ist auch, dass die durchgehende Busverbindung in die Innenstadt, der Bus 132, bald gekappt werden soll.

Stadt sucht dringend eine Lösung für das Parkplatzproblem 

Wie sieht es mit dem Lärm aus?
Loef: Der Lärm durch Flugzeuge, die in Düsseldorf starten, ist bei uns noch größer geworden. Das hängt auch mit der häufig niedrigen Flughöhe der Flieger zusammen. Die Lärmbelästigung durch die Autobahnbrücke hat abgenommen, seitdem es dort den Flüsterasphalt gibt. Bei Regen und Nordwind kommt es aber weiterhin zu erheblichem Krach. Man könnte darüber nachdenken, auf der Autobahnbrücke ein Tempolimit einzuführen. Das würde den Lärm mindern.

Gibt es auch Positives zu vermelden?
Loef: Ein neuer Kindergarten in privater Trägerschaft wurde gegründet. Der „Mintarder Wasserbahnhof“ eröffnet wieder, hier müsste allerdings noch eine bessere Anbindung für die Radfahrer geschaffen werden, denn der Ruhrtalradweg führt ja nicht an der Gaststätte vorbei. Man kann sie nur über die stark befahrene August-Thyssen-Straße erreichen und das ist gefährlich. Schön wäre es, wenn wir wieder einen Anleger für die Weiße Flotte bekämen. Zu hoffen ist, dass das Thema nicht in Streitereien zwischen Politik und Verwaltung versandet.

Was wünschen Sie sich noch?
Loef: Eine Verkehrsberuhigung auf der August-Thyssen-Straße. Das könnte mehr Ruhe bringen und Gefahren verringern. Das Parkplatzproblem müsste gelöst werden. Die Stadt sucht nach möglichen Flächen. Erste Überlegungen sollen noch in diesem Jahr konkretisiert werden.