Mülheim. Die Freiwillige Feuerwehr Mülheim zählt 67 Mitglieder. Fünf von ihnen sind Frauen. Unterschiede zu ihren männlichen Kollegen gibt es keine.

Wenn Claudia Görgen den großen Löschzug über den Hof der Hauptfeuerwehrwache lenkt, ist es schon ein ungewohnter Anblick. Die zierliche Mülheimerin ist eine von insgesamt fünf Frauen bei der freiwilligen Feuerwehr Mülheim. „Früher war ich beim THW, denn so etwas hat mich schon immer interessiert“, sagt Claudia Görgen. „Ich fand diese Jungs-Mädchen-Trennung schon immer ätzend und erziehe auch meine Töchter so selbstbewusst.“ Die 49-jährige ist bereits seit zehn Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr.

Jeden zweiten Freitag probt sie gemeinsam mit ihren vier weiblichen und 62 männlichen Kameraden den Ernstfall. Sina Gräfenstein ist erst seit kurzem mit von der Partie. Die 17-Jährige war aber schon fünf Jahre bei der Jugendfeuerwehr. „Ich engagiere mich einfach gerne, bin auch in der Kirche tätig“, sagt die Abiturientin. „Die Freiwillige Feuerwehr ist eine gute Möglichkeit Menschen, um wirklich zu helfen.“ Auch Anette Vera Südekum, Katja Bader und Yvonne Kiefer haben ihr Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr gefunden.

Keine Unterschiede

Dass sie als Frauen stark in der Minderheit sind, stört sie nicht. Den Einstieg in die vermeintliche Männerdomäne bereuen die Frauen nicht. „Ich habe in den ganzen zehn Jahren nie etwas Negatives erlebt“, sagt Claudia Görgen. „Ganz im Gegenteil, es wurden nie Unterschiede zwischen uns und den Männern gemacht. Weder in der Grundausbildung, noch hinterher in den Einsätzen.“ Auch in Erster Hilfe werden die Frauen genauso wie ihre männlichen Kollegen regelmäßig geschult.

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Um Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr zu werden, müssen die Anwärter nicht ganz so viele Hürden nehmen, wie bei der Berufsfeuerwehr. „Es gibt eine amtsärztliche Untersuchung und auch der Grundlehrgang muss schon bestanden werden“, sagt Einsatzleiter Stefan Bremer. „Aber es müssen nicht alle Kriterien wie bei der Berufsfeuerwehr erfüllt werden.“ Bei der Übung selbst unterscheidet sich die Arbeit der Ehrenamtler jedoch nicht von der der Profis. Bewaffnet mit Atemschutzgeräten wird das Löschen eines brennenden Müllcontainers trainiert.

Jeder Handgriff muss sitzen

Im Erstfall muss jeder Handgriff sitzen, die Kollegen müssen sich aufeinander verlassen können. Schon alleine deshalb können die Feuerwehrfrauen keine Sonderbehandlung erwarten, und tun es auch nicht. „Am Anfang haben die Jungs schon ab und an mal gefragt, ob sie uns helfen können“, erinnert sich Anette Vera Südekum. „Das hat aber ganz schnell aufgehört, denn wir sind ein Team und jeder ist für den anderen da. Ein bisschen körperliche Fitness sollten sowohl die Männer als auch die Frauen bei der Freiwilligen Feuerwehr mitbringen. Denn die Arbeitskleidung und die Atemschutzgeräte haben ihr Gewicht. Allein die Atemschutzausrüstung kann bis zu 25 Kilogramm wiegen. Und die kann im Ernstfall überlebenswichtig sein.

Dass die Freiwillige Feuerwehr keine Truppe von Hobbyfeuerwehrleuten ist, hat sich beim Sturm Ela gezeigt. „Da waren wir froh, dass wir die Freiwillige Feuerwehr überhaupt haben“, sagt Feuerwehrsprecher Thorsten Drewes. „Wie ihre Berufskammeraden haben alle genauso mit angepackt und waren auch die ganze Zeit im Einsatz.“ Ähnlich sei es bei der Bombenentschärfung vergangene Woche in Dümpten gewesen. Dass Klischee, die Männer würden sich daran stören, selbstbewusste Frauen unter ihren Kollegen zu haben, bestätigt sich nicht. „Ich finde ein bisschen Abwechslung in so einem männerdominierten Bereich gut“, sagt Kamerad Markus Kochius. „Die Ausbildung ist die Gleiche, im Einsatz machen wir das Gleiche – die Mädels sind vollwertige Kammeraden.“