Mülheim. Die Mülheimerin Anne Penteker engagiert sich seit Jahren für Menschen im Himalaya. Im Sommer begleiten sie drei Zahnärzte, um Patienten ohne Honorar zu behandeln.
Wenn die in Saarn lebende Geschäftsfrau Anne Penteker, die einen Dessous-Laden in Essen betreibt, von ihren jährlichen Reisen in die nordindische Provinz Ladakh berichtet, steht ihr die Begeisterung ins Gesicht geschrieben. Dabei sind die Aufenthalte auf über 3500 Meter Höhe im Himalaya keineswegs Erholungsurlaube.
Anne Penteker, die sich nach eigenen Worten „seit 15 Jahren im Buddhismus bewegt“, besucht dort regelmäßig Mönche und bringt Ärzte mit, um den Menschen vor Ort zu helfen. „Sie führen ein ganz hartes Leben“, weiß die 68-Jährige. „Und für viele Leute in Ladakh und Umgebung ist medizinische Hilfe weder erreichbar noch bezahlbar.“
Zähneputzen ist noch nicht Teil der Kultur
Deshalb versucht Anne Penteker, möglichst viele Mediziner aus der Umgebung von der Idee zu begeistern, für einige Wochen ehrenamtlich in Nordindien zu arbeiten.
Im vorigen Sommer war der Essener Zahnarzt Reinhard Klages dabei, der schon seit fast 20 Jahren einen Teil seines Urlaubs opfert, um Menschen in aller Welt zu helfen. Im Sommer 2015 werden auch seine Berufskolleginnen Silke Metzenauer aus Mülheim und Sarit Schlosser aus Essen mitfahren. „Gerade Zahnärzte sind in Ladakh sehr gefragt“, sagt Anne Penteker. „Dort gehört Zähneputzen nicht, wie bei uns, zur Kultur, obwohl die Menschen immer mehr Süßigkeiten und Limonade konsumieren.“ So hat die Geschäftsfrau bei ihren Reisen nach Nordindien auch jeweils über 1000 Zahnbürsten und Zahnpasta im Gepäck.
Eine echte Herausforderung
Silke Metzenauer, die eine Praxis in Heißen betreibt, erfuhr durch ihre befreundete Kollegin Sarit Schlosser von dem Projekt. Im Rahmen eines früheren Hilfseinsatzes hat Metzenauer bereits Kinder in Israel behandelt, die nicht krankenversichert sind. Nun soll es im Team nach Nordindien gehen, geplant ist die Reise vom 15. Juli bis Anfang August.
Ihrem Einsatz im Himalaya, für den der private Sommerurlaub ausfallen muss, sieht Dr. Silke Metzenauer mit einer Mischung aus Freude und leichter Sorge entgegen: „Ich habe keine Angst, aber Respekt vor der ganzen Situation.“ Auch Sarit Schlosser erwartet eine echte Herausforderung. „Die Höhe, die Arbeitsbedingungen — das wird schon spannend, aber ich wollte immer mal in den Himalaya.“ Eine spezielles Höhentraining werden die Helferinnen nicht betreiben. „Das nützt nicht viel“, weiß Reinhard Klages von seinen zahlreichen Auslandseinsätzen.
Behandlung in einem leer stehenden Krankenhaus
Organisatorin Anne Penteker hofft, dass auch noch mehr Ärzte anderer Fachrichtungen mitwirken. „Der Bedarf ist riesig, die Leute kommen von weit her, um sich behandeln zu lassen, und warten geduldig viele Stunden.“ Gerne würde sie etwa Gynäkologinnen („die Frauen dort sind sehr schamhaft“), aber auch Orthopäden, Haut- oder Kinderärzte für künftige Hilfseinsätze gewinnen.
Behandelt werden die Patienten in Ladakh in einem leer stehenden Krankenhaus. „Da ist viel Platz für weitere Ärzte“, sagt Anne Penteker. Für Unterkunft und Verpflegung der Gäste sorgen die Mönche, für Flug und Ausrüstung kommen die Mediziner selbst auf.
650 Menschen in acht Tagen versorgt
„Vor Ort wird übers Radio und mit Flyern verbreitet, dass das Ärzte-Team da ist“, so die Organisatorin. Die Patienten, bei denen die Dentisten Zähne ziehen oder Füllungen machen, aber keinen Zahnersatz anfertigen können, nehmen oft eine mehrtägige Anreise per Bus in Kauf, um endlich von ihren Schmerzen befreit zu werden. Beim letzten Mal seien binnen acht Tagen 650 Menschen versorgt worden, berichtet Anne Penteker.
Natürlich sind die Arbeitsbedingungen in Ladakh nicht mit denen hierzulande vergleichbar. Dass der Strom ausfallen könnte oder Geräte kaputt gehen, damit rechnet auch die Mülheimer Zahnärztin Silke Metzenauer. „Dann müssen wir halt improvisieren.“