Mülheim. . Der Deutsch-Griechische Verein wurde 50 Jahre alt. Die Feier im Handelshof mit Gleichgesinnten stand im Zeichen der angespannten politischen Lage

Das Wochenende stand in Mülheim ganz im Zeichen Deutsch-Griechischer Freundschaft. Anlässlich seines 50-jährigen Bestehens richtete der Deutsch-Griechische-Verein Mülheim die Jahreshauptversammlung der vielen Deutsch-Griechischen Gesellschaften in Deutschland aus.

„Wir wollen Griechenland ein guter Freund und Partner sein“, ließ Kanzlerin Merkel kürzlich noch durch ihren Regierungssprecher ausrichten. Worte, denen man auf politischer Ebene momentan kaum Glauben schenken kann. „Auf menschlicher Ebene möchten wir heute das Gegenteil beweisen“, sagte Gerhard Frank, Vorsitzender des Deutsch-Griechischen-Vereins Mülheim, am Samstag beim deutsch-griechischen Abend im Handelshof. Doch: Vor einem Jahr noch, so betonte er, habe er sich nicht vorstellen können, dass die deutsch-griechische Freundschaft einmal unter solch einem Spannungsverhältnis stehen würde.

Verschärfter Ton

So war der Abend neben Erinnerungen an die Vereinsgründung, gemeinsamen Aktionen und Aktivitäten und Danksagungen doch überschattet vom verschärften Ton der beiden Regierungen. Besonders Sigrid Skarpelis-Sperk, Präsidentin des Dachverbands Deutsch-Griechischer Gesellschaften in Deutschland, könnte in Hinsicht mancher Presseberichte und dem Verhalten der beiden Regierungen manchmal aus der Haut fahren. „Dadurch gibt es mittlerweile viele Anfeindungen gegenüber in Deutschland lebender Griechen“, weiß die ehemalige Bundestagsabgeordnete der SPD. „Ich finde das besonders schlimm, weil die Griechen die am besten angepasste Minderheit in Deutschland sind – es ist einfach grob ungerecht.“ Sie sagte, dass der Schock bei vielen Deutsch-Hellenen durch unseriöse Berichterstattung, die schon an Hetzkampagnen grenzen würden, tief sitze. „Für mich ist Griechenland das Bauernopfer der Krise, die durch deutsche und französische Banken ausgelöst worden ist.“

Niki Pilios, die in Deutschland geboren wurde, ist mit 18 Jahren in ihre griechische Heimat gegangen, um dort zu leben und zu arbeiten. 22 Jahre ging das gut. Als die Krise kam, wurde auch die gelernte Buchhalterin zum Krisenopfer. „Ich hatte aber – im Gegensatz zu vielen Landsleuten – die Gelegenheit, wieder nach Deutschland zu gehen und so dem Elend zu entfliehen“, sagt die Broicherin. „Aber es ist extrem anstrengend, sich immer wieder aufgrund der Medienberichte und politischen Situation verteidigen, erklären und rechtfertigen zu müssen.“ Sie erzählt von Freunden in Griechenland, die ihre Kinder in SOS-Kinderdörfer unterbringen mussten, weil sie ihnen keine warme Mahlzeit am Tag mehr bieten können. Die Deutsch-Hellenin macht das unglaublich wütend. „Ich kann nur an die Politiker und an die EZB appellieren, ihre Differenzen beiseite zu legen – und die menschliche Komponente in den Vordergrund zu stellen.“

„Die Menschen halten zusammen“

Vereinsziel bei der Gründung vor 50 Jahren war vor allem die Unterstützung griechischer Gastarbeiter und ihrer Familien. „Einst dachten wir, die Ziele wären lang erreicht“, so Gerhard Frank, Vorsitzender des Deutsch-Griechischen Vereins. „Wer hätte gedacht, dass noch mal eine Zeit kommt, in der wir den griechischen Freunden helfen und Spenden sammeln müssen.“

Auch Bürgermeisterin Margarete Wietelmann kam mit gemischten Gefühlen zum Festabend in den Handelshof. „Ich war sehr gespannt, denn die politische und allgemeine Situation ist ja nicht normal“, so Wietelmann. „Es ist aber wohltuend zu sehen, dass die Menschen zusammenhalten und sich von den politischen Problemen nicht auseinanderbringen lassen.“

Denn die Mitglieder der Deutsch-Griechischen Gesellschaften zeigten am Wochenende, dass ihnen gelingt, was den Regierungen scheinbar nicht gelingen kann: Jenseits politischer Debatten und Probleme ist wahre Freundschaft nicht zu erschüttern. Und so genossen alle trotz schwieriger Zeiten einen ausgelassenen gemeinsamen Abend.