Mülheim. .

Bei Geld hört die Freundschaft bekanntlich auf. Um das hoch verschuldete Griechenland zu retten, fließen mehr und mehr Milliarden dorthin. Bei einigen Deutschen stößt das auf Unmut. Und reißerische griechische Medien provozieren gegen Deutschland. Die einst so gute Beziehung zwischen Deutschland und Griechenland ist angekratzt. Mehr denn je setzt sich daher der Deutsch-Griechische Verein Mülheim für Verständigung ein.

Für Vorsitzenden Gerhard Frank hat Griechenland weit mehr als Sirtaki, Götter und die Akropolis: „Wir haben uns immer um die Sicht auf die Menschen im modernen Griechenland bemüht.“ Denn „die Griechen wollen nicht festgemacht werden an ihren alten und kaputten Säulen, sondern an dem, was sie als Menschen ausmacht“. Um die soziale Not in Griechenland zu mildern, engagiert sich der Verein nun vor Ort, hat zu Spenden für die Unterstützung der dortigen SOS-Kinderdörfer und der Ärzte der Welt aufgerufen.

Entwicklungsprojekt geleitet

Als junger Mann war der Mülheimer ein Exot, als er 1967 auf der Kykladen-Insel Amorgos ein Entwicklungshilfeprojekt im Straßenbau leitete: „Bei 45 Grad im Schatten.“ Mindestens einmal im Jahr reist Frank nach Griechenland. Aber trotz der Bilder in den Medien „kann man beruhigt dorthin fahren und muss keine Angst vor gewalttätigen Auseinandersetzungen haben“. Das getrübte Verhältnis zwischen Deutschland und Griechenland macht den 73-Jährigen betroffen: „Wir haben fast 50 Jahre um die Verständigung der Völker mit unterschiedlichen Mentalitäten geworben. Dass solche Ausbrüche noch möglich sind, hätte ich nicht gedacht.“

Einen Grund sieht er darin, „dass die Deutschen über die Geschichte des modernen Griechenlands relativ wenig wissen: Ein Land mit einer unaufgearbeiteten Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg.“ Um dieses Thema geht es bei der nächsten Veranstaltung mit Film und Vortrag am 27. Juni, 19.30 Uhr, im Panoramasaal des Ev. Krankenhauses, wo der Verein einmal im Monat zu Vorträgen über Land und Leute einlädt. Der Eintritt ist frei.

Was bleibt, ist die griechische Kultur hoch zu halten und der Kulturpreis des bundesweiten Dachverbandes, der Deutsch-Griechischen Gesellschaft, deren Geschäfte der Mülheimer Günter Leußler führt. Der Preis wird in Form eines Ringes verliehen, den der Mülheimer Hubert Just gespendet hat. Zum 50-jährigen Vereinsbestehen 2015 wird der Ring, der Deutschland und Griechenland freundschaftlich verbindet, erneut vergeben.

Gut gelungene Integration

Als die großen Zuströme der Gastarbeiter nach Deutschland kamen, gründeten Gerhard Frank und sieben Mitstreiter 1965 den Deutsch-Griechischen Verein in Mülheim. Damals war das Interesse groß. „Zum ersten Treffen in der Stadthalle kamen 300 Leute“, erinnert sich der ehemalige Leiter des Tiefbauamtes. Was auch dran lag, dass der Verein mit Gründungsmitgliedern wie Bürgermeister Fritz Denks und seiner Tochter Lisa Poungias, ebenfalls langjährige Bürgermeisterin, die bereits verstorben ist, Fürsprecher hatte.

Die Idee: „Wir wollten etwas von der Sympathie und Hilfsbereitschaft zurück geben, die wir im Urlaub in Griechenland erfahren haben.“ Zwischen 500 und 600 Griechen waren damals als sog. Gastarbeiter nach Mülheim gekommen. „Viele konnten kein Deutsch sprechen und so begleiteten wir sie zu Behördengängen.“ Sprachkurse und Hausaufgabenbetreuung für Kinder wurden organisiert.

Eine alte Schreinerei an der einstigen Neuhofstraße wurde zum Griechen-Zentrum umgebaut, später zog man in die Altstadt. Seit das Zentrum dort vor rund fünf Jahren aufgegeben wurde, „gibt es eine Kooperation mit dem Ev. Krankenhaus“. Die Zahl der heute hier lebenden Griechen „ist deutlich auf ca. 250 zurück gegangen“. Auch die Vereinsmitglieder sind im Laufe der Zeit von rund 130 auf 80 geschrumpft. Der Verein hat seinen Auftrag erfüllt. Frank spricht von „einer gut gelungenen Integration der Griechen“.