Mülheim. . Berufsberaterin Beate Steinmann gibt Ratschläge, wie Schulabgänger und Studienabbrecher den Schritt ins Arbeitsleben meistern.

Zugewandt und zupackend – diese beiden Worte fallen einem direkt ein, lernt man Beate Steinmann kennen. Offen, ideenreich und engagiert wären weitere Adjektive, mit denen sich das Wesen der Berufsberaterin beschreiben ließe. Aber in der Praxis ist es ja genau anders herum – da ist es die Berufsberaterin, die den Schulabgängern oder Studienabbrechern hilft, sich selbst richtig einzuschätzen.

„Etwa die Hälfte der Bewerber, die zu uns kommen, wissen noch nicht so recht, was sie beruflich machen wollen“, berichtet Beate Steinmann. Dann ist es Aufgabe der Berufsberaterin, gemeinsam mit dem Bewerber herauszufinden, wo dessen Stärken liegen. Das sei nicht immer einfach, hat Steinmann die Erfahrung gemacht, gerade die Abiturienten, die durch G8 lerntechnisch enorm eingebunden seien, wüssten trotz guter Noten häufig nicht, was sie gut könnten.

Über 300 Ausbildungsberufe allein in NRW

Eine ihrer ersten Fragen lautet dann: „Wofür brennen Sie?“ Denn Leidenschaft, oder doch zumindest eine feste Überzeugung, sollte man für den Beruf, den man auswählt, schon mitbringen. Die Berufswahl sei für junge Leute vielfach die erste Entscheidung, die sie eigenverantwortlich träfen, weiß die Expertin. Eine Entscheidung zudem, mit der man sich für einen langen Zeitraum festlege. Steinmann: „Gerade Schülern fehlt noch die zeitliche Dimension, die zum Tragen kommt, wenn man sich auf einen Beruf festlegt.“

Damit die Jobwahl auf längere Sicht tragfähig ist, will Steinmann zuallererst Orientierung im Dschungel der Möglichkeiten bieten. Immerhin gebe es in NRW über 300 Ausbildungsberufe und bundesweit 16 000 Studiengänge. Dazu gehört es etwa auch, Abiturienten davon zu überzeugen, welche Perspektiven eine Ausbildung bieten kann. Steinmann: „In diesem Bereich müssen wir auch gerade bei Eltern, deren Kind ein Gymnasium besucht, vielfach Vorurteile ausräumen.“ Aufzuzeigen, dass auch Umwege zum Ziel führen können, das macht die Berufsberaterin ganz bewusst. „Man muss in Gedanken auch mal Möglichkeiten durchspielen, die man sich selbst vielleicht gar nicht zutraut.“ Etwa für Ausbildung oder Studium aus dem Ruhrgebiet wegzugehen.

"Hier sind die Hochschulen überlaufen"

Die Berufsberaterin sagt: „Hier sind die Hochschulen überlaufen, in anderen Bundesländern gibt es zudem noch ganz andere Studiengänge. Rauszukommen bringt auch immer neue Perspektiven.“ Sie macht den Bewerbern, die zu ihr in die Sprechstunde kommen, dann Mut, auch eine Fehlentscheidung nicht als Weltuntergang zu werten.

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Aber: „Man muss weiter handlungsfähig bleiben, muss nach Alternativen suchen und entscheiden: Was ist für mich realistisch?“, betont Steinmann, die auch in einer solchen Situation ihre Hilfe anbietet. Ihre Tipps für Ausbildungsplatzsuchende lauten: jegliche Beratung wahrnehmen, auch im Umfeld von Eltern und Bekannten Infos einholen, „quer denken“, also Alternativen in Erwägung ziehen und sich stets an der Frage orientieren: „Was möchte ich in meinem Leben bewegen? Wofür brenne ich?“