Mülheim. Lehrer, Polizisten, Feuerwehrleute – viele Beschäftigte des Landes NRW sind unzufrieden mit ihrem Arbeitgeber und fühlen sich nicht wertgeschätzt.

Die Stimmung im Öffentlichen Dienst des Landes wird von vielen Beschäftigten als miserabel beschrieben. Die Angestellten und Beamten wollen nicht länger Opfer der Schuldenbremse sein.

Die Atmosphäre sei auf dem Nullpunkt angekommen, klagt etwa Heiko Müller, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft Essen/Mülheim. „Dürften auch die Beamten bei der Polizei streiken, die Einbrecher hätten ein noch leichteres Spiel“, ist er überzeugt. Personalabbau, Leistungsverdichtung, Überstunden zuhauf, immer höhere Risiken, Budgetierung bei Einstellungen – und auf der anderen Seite sei die Polizei abgehängt von einer Lohnentwicklung wie sie in anderen Ländern oder in der freien Wirtschaft üblich sei.

Verdi fordert 5,5 Prozent mehr Lohn

5,5 Prozent mehr Lohn fordert Verdi für den Öffentlichen Dienst bei den laufenden Tarifverhandlungen, mindestens 175 Euro im Monat mehr. „Die Beschäftigten können doch nicht dafür bestraft werden, dass sie in Nordrhein-Westfalen arbeiten“, sagt Rudolf Nass aus dem Mülheimer Rathaus, der bei Verdi für die Beamten spricht. Die Beamten hoffen, dass das von den Angestellten des Landes erzielte Tarifergebnis auf sie übertragen wird – und zwar nicht in gekürzter Form oder gar nicht wie zuletzt.

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Weder Beamte noch Angestellte sind auf die rot-grüne Landesregierung gut zu sprechen. Tief enttäuscht sei man, verärgert über Versprechungen, die nicht gehalten wurden, empört über arbeitnehmerfeindliche Einstellungen, wie es heißt. Vor allem die angestellten Lehrer sind verärgert, und das seit Jahren. Gleiche Ausbildung, gleiche Arbeit, gleicher Familienstand – wer beim Land angestellt ist, geht im Vergleich zum beamteten Kollegen mit bis zu 500 Euro netto im Monat weniger nach Hause. „Wir wollen endlich auch einen Tarifvertrag, der ein Stück Gerechtigkeit bringt“, sagt Elke Pfeiler von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. „Was das Land sich bei den Lehrern erlaubt, ist der reinste Hohn“, schimpft auch Nass.

Auch die Feuerwehrleute sind sauer

Nicht besser auf die Landesregierung sind die Feuerwehrleute zu sprechen. Sonntagsreden höre man immer, wenn die Feuerwehr besucht werde. Doch später, wenn es um die Bezahlung gehe, sei von der Wertschätzung nichts mehr zu spüren, kritisiert Roland Oder von der Mülheimer Feuerwehr. „Wir werden massiv von den Regierenden hintergangen“, sagt er und fragt angesichts von Löhnen zwischen 2024 und 3011 Euro: Ist Lebensrettung nicht mehr wert?

Anna Conrads, zuständig bei Verdi für die Gemeinden, sieht schwere Zeiten auf den öffentlichen Dienst zukommen, nicht nur wegen der Bezahlung, sondern auch wegen der extrem hohen Zahl von befristeten Arbeitsverträgen. Auch hier soll im Rahmen der Tarifverhandlungen Besserung gefordert werden. Bei der Polizei in Essen, berichtet Müller, habe es eine Kollegin gegeben, die 14 Jahre lang befristete Arbeitsverträge bekommen hatte. Unattraktiver könne man einen Beruf nicht machen.