Mülheim. . Durch Praktika lernen Schüler Firmen und den Berufsalltag frühzeitig kennen. Auch negative Erfahrungen können dabei hilfreich sein.

Kleine Ziegen mit dem Fläschchen füttern und ein bisschen Schmusen, das muss natürlich auch noch sein. Bei der Geburt einiger ihrer Schützlinge war Paulina Berstermann sogar selbst dabei. Die 15-Jährige macht zur Zeit ein Praktikum im Tiergehege im Witthausbusch, um das sie wohl einige ihrer Mitschüler beneiden. „Es ist aber auch anstrengend und macht viel Arbeit“, sagt Paulina. „Trotzdem macht es aber vor allem eins: ganz viel Spaß.“

Auf die Idee, ihr Schülerpraktikum im Tiergehege zu machen, kam Paulina, weil sie später gerne mit Tieren arbeiten möchte. „Da ich aber selbst keine Haustiere habe, ist das für mich die Gelegenheit zu schauen, ob mir die Arbeit überhaupt liegt.“ Und das tut sie. Das ist aber nicht bei jedem so. Viele Schüler merken bei ihrem Betriebspraktikum, dass ihr Traumberuf ihnen doch gar nicht so liegt.

Jungen wählen eher technische, Mädchen eher soziale Praktika

Verschwendete Zeit ist das aber nicht, betont die Praktikumskoordinatorin einer Mülheimer Gesamtschule. „Viele Jugendliche brechen ihre Ausbildung ab, weil sie merken, dass ihnen die Arbeit nicht liegt“, so die Pädagogin. „Da ist es doch besser, das schon bei einem Schülerpraktikum zu merken.“ Sie begrüßt daher auch, dass durch das Projekt „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (Kaoa) den Schülern durch mehr berufliche Praxiserfahrungen der Weg ins Berufsleben einfacher gemacht wird. „Die Schüler haben ab der achten Klasse mehrfach die Gelegenheit, Firmen und Berufsfelder zu erkunden“, sagt die Lehrerin. „Den praktischen Anteil können wir durch die Theorie wie etwa im Wirtschaftsunterricht nicht ersetzen.“

Bei der Wahl der Praktikumsplätze habe sich hingegen in den letzten Jahren nicht viel geändert. Immer noch würden Jungen technische Berufe wie Kfz-Mechatroniker oder Schreiner bevorzugen, während die Mädchen dazu neigen, sich einen Praktikumsplatz im sozialen Bereich auszusuchen.

Schüler sind oft noch schüchtern

Manchen Schülern müssen die Pädagogin und ihre Kollegen bei der Suche ein bisschen unter die Arme greifen. Oft seien Schüler in dem Alter noch sehr schüchtern und würden sich nicht trauen, auf die Betriebe zuzugehen, andere hätten Schwierigkeiten, überhaupt eine Bewerbung zu schreiben und bekämen auch im Elternhaus keine Unterstützung.

Auch interessant

Wenn alles hart auf hart kommt, haben die Mülheimer Schulen aber Firmen an der Hand, die bereit sind, auch sehr kurzfristig Schülerpraktikanten bei sich aufzunehmen. Schülern, die bei ihrem dreiwöchigen Praktikum in der neunten Klasse ihren vermeintlichen Traumberuf gefunden haben, bieten die Schulen seit kurzem in der Jahrgangsstufe zehn die Möglichkeit, ein Langzeitpraktikum zu absolvieren. Jeden Dienstag geht es dann anstatt zur Schule in einen Betrieb. So können die Schüler ihre Kenntnisse vertiefen und sich so noch besser auf die Ausbildung vorbereiten. Vielleicht auch eine Möglichkeit für Paulina. Denn sie hat die Wahl ihres Praktikumsplatz nicht bereut.