Mülheim. . Ein Schnupperprogramm soll bei jungen Frauen Interesse an technischen Studiengängen wecken. Die erste Teilnehmerin berichtet von ihren Erfahrungen.

Nach dem Abitur weiß so mancher nicht, wie es beruflich weitergehen soll. Viele Mädchen schließen den Bereich Technik von vorneherein aus, weil sie sich eine Zukunft in dieser Branche nicht zutrauen. Ganz anders Jana Böttcher. Die 19-Jährige absolviert seit September das sechsmonatige Schnupperpraktikum „zdi-Campus: Mädchen testen MINT“ an der Hochschule Ruhr West (HRW).

An einem Tag pro Woche besucht sie Vorlesungen und Laborveranstaltungen im Studiengang Bauingenieurwesen, die restliche Zeit arbeitet sie bei der Prüforganisation Dekra in Essen. „Dank des Praktikums kann ich mich ohne Risiko orientieren und erstmal schauen, ob mir ein technisches Studium überhaupt liegt“, sagt die Praktikantin über das Konzept.

Das Vorhaben sei bei ihr voll aufgegangen, lobt Professorin Marion Gelien, die Jana während ihrer Zeit an der HRW betreut, über die Studentin auf Zeit. „Jana ist wissbegierig und zeigt in den Lehrveranstaltungen, im Labor und bei ihren Praktikumsberichten immer vollen Einsatz.“

HRW kann auf individuelle Interessen eingehen

Hier zeige sich der Vorteil des Schnupperpraktikums, bei dem zielgerichtet auf die individuellen Interessen der Mädchen eingegangen werden könne. Neben Bauingenieurwesen sollen zum nächsten Wintersemester (siehe Infokasten) beispielsweise auch Praktika in Bereichen wie Informatik, Maschinenbau oder Naturwissenschaften angeboten werden.

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Abgesehen vom theoretischen Lernen an der Fachhochschule habe ihr auch die praktische Arbeit im Betrieb sehr gut gefallen, sagt Jana. „Bei der Dekra konnte ich in eine Menge Bereiche reinschnuppern. Ich habe beispielsweise die Sachverständigen für Arbeitssicherheit oder Prüfmittelüberwachung begleitet und in Werkstätten die Praxis kennengelernt.“

Praktikum um drei Monate verlängert

Gemeinsam mit einem Werksstudenten erstellt die 19-Jährige derzeit ein Angebotsheft für Karosseriebetriebe, in dem die Leistungen der Dekra aufgeführt sind. Heike Mühlleiter, Janas Betreuerin bei der Dekra, ist hoch zufrieden mit der Verstärkung. „In technischen Berufen werden Mädchen wie Jana dringend gesucht, da sie jedes Team mit neuen Ideen bereichern können“, sagt die Expertin zu den ausgezeichneten Karrierechancen junger Frauen in der Branche.

Obwohl Janas Praktikum Ende März vorbei ist, wird sie noch drei zusätzliche Monate im kaufmännischen Bereich bei der Dekra bleiben, bevor sie studieren geht. „Ich kann mir sehr gut einen Studiengang vorstellen, der Technik und Wirtschaft miteinander verbindet“, sagt sie. Um das herauszufinden, sei das Schnupperpraktikum genau das Richtige gewesen.