Mülheim-Mintard. Die Stadt berechnet für Steiger in Mintard 25 .000 Euro. „Wir für Mintard“ hörte 2012 von 9000 Euro. Die Wartung kostet 5000 Euro im Jahr.
„Wir vermissen den Anleger in Mintard. Das war früher immer eine schöne Runde von Saarn über den Auberg, durch das Dorf und mit dem Schiff zurück.“ Das Rentnerpaar steht am Sonntag hinter dem Mintarder Wasserbahnhof am Ruhrufer und erinnert sich an schöne Ausflugzeiten. „Die Schiffe müssen wieder hier anlegen, wenn das Café öffnet.“
Mit dieser Meinung stehen die beiden nicht allein. „Viele Leute haben uns am Wochenende besucht, um zu sehen, wie der Umbau läuft“, sagt Rolf Birkmann. Mit seinem Sohn René und Georg Vollenbruck habe er ein paar Karren Kies auf den Weg zum Fluss verteilt, „damit die Leute nicht durch die Matsche laufen mussten“.
Was den Anleger betrifft: „Der alte, 2011 abgebaute Steiger wurde als Ersatzteilspender in andere Anleger verbaut“, sagt Volker Wiebels, Sprecher der Stadt. Ein neuer Anleger für Mintard kostet 25 .000 Euro. Der Fluss ist an dieser Stelle sehr schmal, weshalb ein langer Steg im Wasser und am Ufer verankert werden muss“, begründet Wiebels die hohen Kosten. „Jeweils weitere 2500 Euro berechnen die Betriebe der Stadt für das Einholen des Steigers im Herbst und für das Anbringen im Frühjahr. Das ergibt eine Summe von 30 .000 Euro“, rechnet Wiebels zusammen. Dass der komplette Anleger nur 2500 Euro koste, war in der Samstagsausgabe falsch abgedruckt.
Deutlich verbesserte Wirtschaftlichkeit der Weißen Flotte ohne Steg
Wolfgang Budde, Vorsitzender von „Wir in Mintard“ (WIM), hat dagegen andere Zahlen. „Wir haben schon mit Herrn Exner (Leiter der städtischen Betriebe) über die Reaktivierung des Anlegers gesprochen. Damals, vor etwa zwei Jahren war von 9000 Euro die Rede. Jetzt soll plötzlich ein neuer Anleger her mit Wartungskosten von zweimal 2500 Euro. Da stimmt was nicht überein“, erklärt Budde und fragt: „Sollen etwa die Bürger wieder zur Kasse gebeten werden?“
Diese Zahlen zum schwimmenden Anleger kennt auch Rolf Birkmann. „Das wären 14.000 Euro im ersten Jahr“. Danach wären nur noch die Wartungskosten von 5000 Euro zu berechnen.
Nicht eingerechnet sind die Kosten für die Instandsetzung des Fußweges von der August-Thyssen-Straße zum Ruhrufer. „Der gehört jetzt der Stadt. Der Weg gehörte beim Verkauf des Mintarder Wasserbahnhofs nicht mehr zum Grundstück“, stellt Rolf Birkmann klar. Dieser Weg zum Wasser bildet auch die Verbindung zur Wandertrasse entlang der Ruhr.
Der Anleger sei abgebaut worden, „weil es pro Jahr am Mintarder Wasserbahnhof nur zwei Zusteigevorgänge gab“, erklärt Wiebels. Das habe „deutlich zu einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Weißen Flotte beigetragen“.
„Ein Top-Anlaufpunkt für Ausflügler“
Vor zwei Jahren kursierte das Gespräch, dass der Wasserbahnhof – wenn er denn einen Käufer fände – ein Top-Anlaufpunkt für Ausflügler wäre. Schon damals hatten wir vom Bürgerverein WIM ,Wir in Mintard’ die Idee, dass der Anleger auf jeden Fall wieder her muss“, erinnert sich Wolfgang Budde, Vorsitzender von WIM.
„Bei den Erkundigungen bei der MVG wurde mir gesagt: Würde der Wasserbahnhof wirklich wieder eröffnet, sollte sich das lohnen, der Anleger könnte wieder flott gemacht werden. Dazu gab es noch die Anregung für ein Angebot: Fahrkarte einschließlich Kaffee und Kuchen.“ Dazu ergänzt Budde: „Auch der Fahrpreis müsste attraktiver gestaltet werden. Die Leute sollten Zeit genug haben, in Mintard eine Pause zu machen, um irgendwann weiter zu fahren. Es gibt hier viele Punkte, die lohnenswert sind: z. B. die schöne alte Dorfkirche, der Ruhrtal-Radweg, die Höhen des Aubergs, das Café im Reiterhof sowie andere Ausflugslokale“, beschreibt Wolfgang Budde
Bei der Reaktivierung des Anlegers wären Untersuchungen und Pflege nötig
„Wenn die neuen Besitzer Birkmann und Vollenbruck alle ihre Pläne in die Tat umsetzen, wäre das eine Bereicherung für die Naherholung in Mülheim. Die Mintarder stellen immer wieder fest, dass nicht nur Mülheimer hier Entspannung suchen. Heute ist der Bahnbus der Linie 132 die einzige direkte Verbindung nach Mintard“, sagt Budde. „Darum wäre Mülheim gut beraten, Mintard und einen Haltepunkt der Weißen Flotte in ihr Stadt-Marketing aufzunehmen.“
„Zur Reaktivierung des Anlegers sind wasserbautechnische Erkundungen am Betonbauwerk nötig“, sagt Volker Wiebels. Uferpflege käme hinzu. „Die Betreiber des neuen Wasserbahnhofs haben in Aussicht gestellt, diese Investition gegebenenfalls übernehmen zu wollen“, so der Stadtsprecher. „Wird das Gastronomiekonzept wie geplant umgesetzt, würde auch die Weiße Flotte davon mit einer Erhöhung der Fahrgastzahlen profitieren.“ Die Mintarder Gastronomen haben das bisher so nicht zugesagt.
Sehen die Betriebe und die Stadt für den neuen Steiger keine Chance, bleibt nur die Bezirksvertretung 3. Sie berät am Freitag, 20. Februar, den gemeinsamen Antrag von Grünen, CDU und SPD, den Anleger zu reaktivieren. Sie könnte aus ihrem Topf Geld dafür geben oder einen Kompromiss finden.