Mülheim. . Neujahrsempfang des Bürgervereins Wir in Mintard: Selbst nach 40 Jahren ist die Eingemeindung noch ein Thema vor Ort.
Am 1. Januar 1975, vor 40 Jahren, wurde Mintard im Zuge der Gebietsreform eingemeindet: Trotz heftiger Bürgerproteste wurde der Ortsteil von der eigenständigen Stadt Kettwig getrennt und angegliedert an die Stadt Mülheim an der Ruhr, genauer gesagt den Stadtteil Saarn. Kettwig wurde im Rahmen dieser kommunalen Neugliederung zu einem Teil von Essen.
„Die Landesregierung wollte damals die Kleinteiligkeit unterbinden, die Städte fördern und stärker machen“, erinnert sich Stadtsprecher Volker Wiebels. So wurde Mintard unfreiwillig eingemeindet. „Die Bürger wurden nicht gefragt. Es gab starke Proteste, in Kettwig hatte sich eine Bürgerbewegung gebildet“, so Wiebels.
Bis heute gilt die alte, mit Kettwig identische Telefonvorwahl 02054
Mintard habe ein ganz eigenes dörfliches Leben mit starken Traditionen geführt und gehörte nun plötzlich zu Mülheim. Auch seien die Mintarder überwiegend katholisch gewesen. Bis heute gelte in Mintard die alte, mit Kettwig identische Telefonvorwahl 02054. „Die Post fand damals die Umstellung wohl zu teuer“, erklärt Wolfgang Budde, Vorsitzender des Bürgervereins Wir in Mintard, kurz WIM. Für Unternehmer sei die andere Vorwahl durchaus ein Nachteil.
„Die Stadt macht einen Fehler, wenn sie uns abhängt mit der Busverbindung“, betont Budde auf dem Neujahrsempfang im Gemeindehaus. Denn dann werde die Kaufkraft nach Kettwig gehen. Man überlege im Moment, ob es möglich sei, die Fahrer des Kettwiger Bürgerbusses zu einer Schleife über Mintard zu bewegen. „Wenn der 132er über Speldorf und Hafen zur Stadt führe, wären wir ja Touristen“, findet Budde, der unermüdliche Verfechter Mintarder Interessen. Im Grußwort betont er die Notwendigkeit eines Breitbandkabels für den abgelegenen Ort, weiteres Engagement für die Lösung des Parkplatzproblems und eben den Kampf für den Verbleib der durchgehenden Buslinie.
Bezirksbürgermeister will beim Parkplatzproblem am Ball bleiben
Hermann-Josef Hüßelbeck, der amtierende Bezirksbürgermeister der Bezirksvertretung 3, verspricht, beim Parkplatzproblem am Ball zu bleiben. Auch die Wiederbelebung des Anlegers der Weißen Flotte „Mintarder Wasserbahnhof“ wolle er angehen. Der Mülheimer komme gerne nach Mintard, sei es zum Martinszug, zur Kirchweih oder zu den Heimspielen von „Blau-Weiß“, zurzeit Mülheims beste Kicker, so Hüßelbeck. „Mülheim hat Freude an diesem Kleinod in der Stadt – auch wenn in Mintard die Freude vielleicht damals nicht so groß war“, sagt der Bezirksbürgermeister und bezieht sich auf die Gebietsreform. Klar ist: Viele Mintarder haben sich bis heute nicht mit ihrer Stadt anfreunden können.