Mülheim. . Zum ersten Mal tagt heute in Mülheim die Metall-Tarifkommission. Zum Warnstreik werden an der Ruhrpromenade bis zu 3000 Arbeitnehmer erwartet.

Mülheim erlebt heute einen besonderen Tag, oder gar einen historischen, wie der Betriebsratsvorsitzende von Siemens, Pietro Bazzoli, meint. Er sitzt mit am Tisch, wenn am Mittag die dritte Verhandlungsrunde zwischen der IG Metall und den Metall-Arbeitgebern für die rund 700.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in NRW stattfindet. Die Runde tagt im Kammermusiksaal der Stadthalle. Doch vorher wird es noch ganz andere Töne zu hören geben. Die Polizei stellt sich auf etwa 3000 Teilnehmer beim Warnstreik ein. Die Kundgebung findet an der Ruhrpromenade neben dem Hafenbecken statt.

5,5 Prozent mehr Lohn, eine verbesserte Altersteilzeit und eine Bildungsteilzeit fordert die Gewerkschaft. „Mit der Altersteilzeit wollen wir vor allem die Situation für die Arbeitnehmer verbessern, die unter einem hohen gesundheitlichen Druck stehen“, sagt Bazzoli. Auch könnte dadurch ein Arbeitsplatzabbau in den Betrieben entschärft werden. Und die Bildungszeit bedeutet für die Metaller: In Zeiten, in denen das Wissen sich alle paar Jahre überholt, sollen die Beschäftigten auch mehr von ihrer Arbeitszeit in Bildung investieren können. Lernen nach Feierabend sei für viele sehr belastend.

Unternehmer haben kein Verständnis für den Streik

Bazzoli gegenüber wird unter anderem der Geschäftsführer des hiesigen Unternehmerverbandes, Wolfgang Schmitz, sitzen. Für ihn passen die Rituale rund um den dritten Verhandlungstag nicht mehr in die Zeit. „Die Arbeitgeber haben diesmal sehr früh ein Lohnangebot gemacht“, betont Schmitz und rechnet vor, dass dies mit den Erhöhungen im Januar und Februar 2,6 Prozent ausmache. Allein in den letzten drei Jahren habe im Schnitt jeder Arbeitnehmer in der Branche unterm Strich ein Plus von 5000 Euro gemacht.

Bei der Bildungsteilzeit sieht Schmitz die Unternehmen längst auf einem guten Weg: Vier Milliarden Euro geben bundesweit die Betriebe für Weiterbildung aus. Die Arbeitgeber hätten damit auf die schnelllebige Zeit reagiert. „Es muss aber schon dem Unternehmer überlassen sein, wen er in welche Fortbildung schickt.“

Weitere Verhandlungsrunde ist bereits terminiert

Neben dem Lohn wird die Altersteilzeit eine „harte Nuss“. Dabei weisen sowohl Bazzoli wie auch Schmitz darauf hin, dass an sehr belastenden Arbeitsplätzen die Notwendigkeit besteht, für die Gesundheit etwas zu tun. „Fast überall steigt der Leistungsdruck für die Menschen“, so Bazzoli. Das Angebot der Arbeitgeber: Zwei Prozent der Beschäftigten an stark belasteten Arbeitsplätzen in einem Betrieb sollen Altersteilzeit nehmen können. Eine Gratwanderung: „Jeder Betrieb muss sehen, dass er die besten Fachkräfte nicht zu früh wegschickt“, so Schmitz.

Eine vierte Verhandlungsrunde ist bereits terminiert. Zumindest mit einer weiteren Annäherung wird gerechnet. Die Unternehmer hoffen auch darauf mit Blick auf die Stimmungslage: „Nicht alle sind voller Optimismus, die Investitionsbereitschaft sinkt.“ Für Schmitz kein gutes Zeichen.