Mülheim. . NRW-Ministerin Schäfer möchte Gesundheit durch Breitensportinitiative fördern. Eine Neuauflage der „Trimm dich“-Bewegung soll in Mülheim dabei helfen.

Reckstangen im Wald, Baumstämme zum Bockspringen – auch in Mülheim gab’s in den 1970ern „Trimm-Dich“-Stationen: etwa an der Ruhraue nahe der Mintarder Straße. NRW-Sportministerin Ute Schäfer will die erfolgreiche „Trimm dich“-Bewegung wieder aufleben lassen. „Sport to Go“ soll die urbane Neuauflage heißen. „Wir wollen den Sport zu den Menschen bringen“, sagte Schäfer unserer Zeitung. Für das Konzept möchte sie ihre Sportminister-Kollegen mit ins Boot holen und eine bundesweite Bewegung starten.

Wer damals im Wald und an Wegen Klimmzüge und Liegestütze übte, soll sich heute wieder mehr draußen bewegen, schwebt der Ministerin vor: während des Spaziergangs in der Stadt, beim Warten an der Bushaltestelle oder während der Mittagspause im Park.

Bundesweite Bewegung

Anderswo ist das schon Alltag: In etlichen europäischen Ländern, zum Beispiel in Spanien, stehen generationenübergreifende, robuste Sportgeräte für Jung und Alt, auch in Deutschland sieht man sie zunehmend im Zuge neuer Platz- oder Wegegestaltung. Durchtrainierte Jugendliche, die in der Ruhrstadt Trendsportarten wie Parcours oder Skaten frönen, hat Ministerin Ute Schäfer dabei sicher nicht im Blick. Auch nicht die Menschen, die ihre Ausdauer in der freien Natur mit walken, joggen, radfahren oder spazierengehen bereits regelmäßig trainieren. Es geht der Ministerin um die Stubenhocker, die Übergewichtigen, die Sportmuffel, die mit niedrigschwelligen Angeboten zu mehr Bewegung gelockt werden sollen.

Grundidee ist positiv, Geräte sollten genutzt werden

MSB-Geschäftsführerin Anne Steil sieht die Grundidee generell positiv, Menschen zu mehr Bewegung zu bringen. „Es ist bei solchen Konzepten eher die Frage, wie man es macht und wen man erreichen möchte“. Die Geräte müssten so attraktiv in das Stadtgebiet eingebaut werden, dass sie auch genutzt würden.

Holger Wiedemann, Betriebsleiter im Sporting Fitness Club, findet die Stärkung des Sport-Bewusstseins gut: „Ich habe eher die Befürchtung, dass die Qualität nicht ausreichen wird. Es kann kein Ersatz für weiterführenden Sport sein, aber vielleicht bringt es den Kopf der Menschen in die richtige Richtung.“

Wie sehen Mülheimer Sport-Experten diese Idee? Welche Umsetzungschancen halten sie für möglich? Martina Ellerwald vom Mülheimer Sportservice (MSS) gefällt der Vorstoß gut. „Wir haben ja gerade den Masterplan „Spielen und Bewegen“ fertig gestellt,“ sagt die MSS-Leiterin. Da werde ja ganz genau geguckt, wo man Sport in den Alltag integrieren könne.

„Sport to Go“-Idee differenziert angehen

„Wir haben untersucht, wo Bewegungsorte für alle Generationen entstehen können“, erläutert der für Trendsport beim MSS zuständige Johannes Michels. Die „Sport to Go“-Idee solle man allerdings differenziert angehen, findet der Experte. Es gebe ja in Mülheim bereits viele Angebote, er erwähnt den Vereinssport oder „Sport im Park“, das durch den Sturm Ela ein vorzeitiges Ende fand. Falls man Geräte in der Öffentlichkeit installiere, müsse man dabei auch sehr genau überlegen, welche geeignet seien und den Menschen zudem auch Anleitungsmöglichkeiten bieten.

Anne Steil und Sportwart Klaus Stockamp vom Mülheimer Sportbund, MSB, sind in dieser Sache geteilter Meinung. Sportwart Stockamp ist da eher skeptisch: „Und wer soll das bezahlen? Wir haben ja noch nicht einmal Geld für eine Dreifachsporthalle, und die liegt mir mehr am Herzen als Sportgeräte für Senioren“. Anne Steil sieht die Grundidee generell positiv.