Mülheim. . Erstmals könnte Mülheim eine Landesförderung für ein Objekt ablehnen, weil dieStadt die Folgekosten scheut.

Erstmals könnte in Mülheim ein Projekt scheitern, das das Land mit Millionen fördern würde, aber das die Stadtpolitik ablehnt, weil sie die laufenden Unterhaltungskosten scheut. Dabei wäre die Dreifach-Sporthalle, die an der Südstraße entstehen und von der Luisenschule sowie von Sportvereinen genutzt werden soll, dringend erforderlich.

Denn Mülheim nennt sich zwar Sportstadt, weist aber einen krassen Mangel an Sportstätten aus. „Förderung des Spitzensports, Förderung der Sportangebote für Kinder und Jugendliche, Einbindung benachteiligter Jugendlicher in Sportvereine – dazu benötigen wir vor allem Sporthallen. Eigentlich“, sagt Prof. Werner Giesen, Vorsitzender des Mülheimer Sportbundes, „bräuchten wir sechs solcher Dreifachhallen, um den Bedarf zu decken.“

1,2 Millionen Euro müsste die Stadt drauflegen

Den Bedarf sieht Giesen sogar weiter steigen. „Angesichts des demografischen Wandels werden wir in Zukunft noch viel mehr Präventions- und Reha-Sport anbieten müssen, auch dafür fehlen uns Hallen.“ Klagen von Vereinen über fehlende Hallenkapazitäten häufen sich mittlerweile landesweit. Hinzu kommt, dass sich auch an Sportstätten ein Sanierungsstau gebildet hat und nach Einschätzung des Landessportbundes Land und Kommunen sich aus der Förderung des Vereinssports mehr und mehr zurückziehen werden. Giesen wie auch die Chefin des Mülheimer Sportservice, Martina Ellerwald, nennen es daher einen Glücksfall, dass das Land jetzt noch mal mit 4,8 Millionen Euro eine Sporthalle mitfinanzieren will, vor allem in Anerkennung des Sportgymnasiums. 1,2 Millionen müsste die Stadt drauflegen, was über die jährliche Sportpauschale des Landes wiederum möglich wäre.

Aber, und das ist für viele Politiker die Hürde: Unterhaltung, Pflege und Abschreibung der Halle kosteten jährlich an die 400.000 Euro. „Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich ein Finanzierungsweg dafür findet“, sagt der planungspolitische Sprecher der SPD, Claus Schindler. Die Stadt arbeitet dran. Findet sie den Weg nicht, eine Mehrheit der Politik würde dem Land eine Absage schicken, auch wenn Giesen am Dienstagabend vor der Mülheimer Sportgemeinde warnte: „Aus sportfachlicher, gesellschaftspolitischer und bildungspolitischer Sicht kann man eigentlich so ein Angebot nicht ablehnen.“ Der Sportbund sähe in einer Absage auch ein fatales Signal an die ehrenamtlichen Trainer und all jene, die sich für das Mülheimer Leitbild „Sport einsetzen“.

Der Vorsitzende des Sportausschusses Eckart Capitain (CDU) setzt das Thema Sporthalle auf die Tagesordnung im März. „Wir werden uns damit befassen“, mehr will er derzeit nicht sagen. Die laufenden Kosten für die Sporthalle sind auch deshalb so hoch, weil hier erstmals der Kämmerer den Politikern alle anfallenden Beträge für das Objekt im Jahr aufgelistet hat.