Mülheim. 5,4 Hektar sind derzeit in der Stadt frei. Die Nachfrage von Firmen, die sich neu ansiedeln oder erweitern wollen, übersteigt das Angebot. Wirtschaftsförderung schlägt der Politik 25 neue Areale vor.
Gewerbeflächen dringend gesucht: In Mülheim spitzt sich der Engpass an Flächen für Ansiedlungen oder auch Erweiterungen von Firmen und Unternehmen zu: Nur noch 5,4 Hektar stehen zur Verfügung – verteilt auf sieben Standorte im Stadtgebiet. „Die Situation ist noch schwieriger geworden“, sagt Jürgen Schnitzmeier, Chef der Mülheimer Wirtschaftsförderung. Auch der RVR spreche Mülheim einen großen Bedarf im Wohn- und Gewerbebereich zu. Denn nach wie vor sei die Stadt als Wirtschaftsstandort gefragt. 226 Unternehmen meldeten sich in den vergangenen zwei Jahren bei der Wirtschaftsförderung mit dem Wunsch der Ansiedlung, Erweiterung oder Umsiedlung. Bei jeder zweiten Anfrage habe man kein Angebot machen können, so Schnitzmeier.
Änderung des Baurechts
Mit der IHK, dem Unternehmerverband und Planungsdezernat hat die Wirtschaftsförderung „jeden Quadratmeter in der Stadt auf die Möglichkeit einer Ansiedlung hin analysiert“, so Schnitzmeier. Das Ergebnis sind 25 potenzielle Flächen, die in den nächsten Wochen der Politik präsentiert und zur Diskussion gestellt werden. Dass die Stadt zu wenig Gewerbeflächen hat – „die Erkenntnis gibt es in der Politik“, sagt Dagmar Mühlenfeld, Aufsichtsratsvorsitzende von Mülheim & Business. Allerdings fehle es an der Bereitschaft, sich den Konflikten zu stellen. „Ohne eine Konfliktabwägung wird es aber nicht gehen“, so Mühlenfeld.
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Ein Beispiel für eine verhinderte Wirtschaftsförderung sei das Areal an der Brunshofstraße/Flughafen. Baurechtliche Auflagen machen hier eine Ansiedlung beinah unmöglich. Und „das ist eine rein politische Verantwortung“, sagt Dagmar Mühlenfeld. Erst kürzlich habe ein Unternehmen mit rund 350 Arbeitsplätzen Interesse gezeigt, sich dort anzusiedeln, dann aber angesichts der Auflagen wieder Abstand genommen.
Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft, fordert: „Die Rahmenbedingungen müssen dringend geändert werden. Das Baurecht ist eine Katastrophe.“ Hinzu komme, dass das Gebiet auch nicht an den ÖPNV angebunden ist. Heinz Lison appelliert an die Politik auch darüber nachzudenken, „die eine oder andere Grünfläche in Gewerbefläche umzuwandeln.“ Noch immer sei Mülheim „eine Industriestadt mit einem hohen Anteil an Gewerbe. Hier riecht es an vielen Orten noch nach Eisen. Hier findet nicht nur Dienstleistung statt, hier wird produziert“, so Lison.
Ausbau der Breitbandversorgung
Ein zweites Thema, das die Wirtschaftsförderung in diesem Jahr intensiv beschäftigen wird, ist der Breitbandausbau. Nach aktuellen Zahlen „haben wir zu 89 Prozent eine Breitbandversorgung von bis zu 50 Megabits pro Sekunde“, sagt Jürgen Schnitzmeier. Privatkunden und Unternehmen „sagen aber, wir erleben eine andere Realität.“ Große Probleme gebe es auch im Gewerbegebiet an der Solinger Straße und im ländlicheren Süden der Stadt. „Knotenpunkte im Süden werden von Kettwig oder Duisburg-Großenbaum aus versorgt“, erklärt Schnitzmeier. Je länger die Leitung, desto langsamer die Verbindung. Die Wirtschaftsförderung sammelt nun in einem ersten Schritt Daten über die Ausbauplanung der Netzbetreiber, um dann gezielt mit ihnen über eine Optimierung der Versorgung zu reden.