Mülheim. . Nur noch 5,4 Hektar sind frei verfügbar. Wirtschaftsförderung appelliert an Politiker: Brauchen dringend Areale für Neuansiedlungen und zur Erweiterung ansässiger Betriebe.

Der Mangel an Flächen für Gewerbeansiedlungen und für die Erweiterung ansässiger Betriebe spitzt sich zu. „Die Situation ist noch schwieriger geworden“, erklärte Jürgen Schnitzmeier, Chef der Mülheimer Wirtschaftsförderung. Gemeinsam mit der IHK, dem Unternehmerverband und dem Planungsdezernat habe man jeden Quadratmeter in der Stadt auf die Möglichkeit einer Ansiedlung hin analysiert. Nur noch 5,4 Hektar Fläche verteilt auf sieben Standorte im Stadtgebiet stehen derzeit zur Vermarktung bereit.

Viel zu wenig für eine Stadt wie Mülheim, die als Wohn- wie als Wirtschaftsstandort nach wie vor stark gefragt ist. 226 Unternehmen klopften in den vergangenen zwei Jahren bei der Wirtschaftsförderung an mit dem Wunsch der Ansiedlung, Erweiterung oder der Umorientierung. In den vergangenen drei Jahren, klagt Schnitzmeier, habe man bei jeder zweiten Anfrage kein Angebot machen können. Die Erkenntnis des Mangels sei in der Politik längst vorhanden, sagt die Aufsichtsratsvorsitzende von Mülheim& Business, OB Dagmar Mühlenfeld. Es fehle leider vielfach die Bereitschaft, mögliche Konflikte im Zusammenhang mit der Ausweisung von Flächen für Gewerbe und Industrie aufzubringen.

5700 Unternehmen in Mülheim ansässig

Rund 5700 Unternehmen mit 57 400 Beschäftigten sind in Mülheim ansässig.

Im vergangenen Jahr gingen bei der Wirtschaftsförderung 376 Anfragen zu Gründunngen ein, in 220 Fällen gab es intensive Beratungen. Als Dienstleister und Lotse innerhalb der Verwaltungen wurde die Wirtschaftsförderung 550 Mal eingeschaltet.

Die Zahl der beruflichen Einpendler in 2014 betrug 41 044, die der Auspendler 40 337.

Der Sprecher der regionalen Wirtschaft, Heinz Lison, kritisierte massiv, dass die Politik sich noch den Luxus erlaubt, ein Areal wie an der Brunshofstraße/Flughafen mit solchen Auflagen zu versehen, dass eine Ansiedlung dort unmöglich gemacht werde. Schnitzmeier berichtet von einem Unternehmen, das dort Interesse zeigte, sich mit rund 350 Arbeitsplätzen ansiedeln wollte, aber angesichts der baulichen Beschränkungen wieder Abstand nahm. Die baulichen Rahmenbedingungen, so Lison, müssten dringend geändert werden. 25 Flächen im Stadtgebiet, die sich als Ansiedlungsgebiet eignen könnten, wird die Wirtschaftsförderung der Politik in den nächsten Wochen vorlegen und zur Diskussion stellen.

Sorge um Anbindung ans Breitbandnetz

Sorgen bereitet an einzelnen Standorten auch die Anbindung an das Breitbandnetz. Die schnelle Verbindung ins Internet ist für immer mehr Unternehmen existenziell. Doch in Mülheim werden einige Gebiete über Leitungen von Kettwig und Duisburg aus versorgt. Das Problem: Je länger die Leitung, desto langsamer die Verbindung. Die Wirtschaftsförderung steht in Kontakt mit den Netzanbietern, um das Angebot zu optimieren.

Die Familienfreundlichkeit der Stadt an möglichst vielen Stellen zu stärken, nennt Dagmar Mühlenfeld als einen weiteren wichtigen Pfeiler des Wirtschaftsstandortes. Ausdrücklich lobt sie dabei die Unternehmen: „Die Wirtschaft in Mülheim war in Bildungsfragen und in der lokalen Familienpolitik immer ein guter Begleiter.“