Mülheim. Aus Cuxhaven ist Sabine Dilbat als Schulleiterin an die Realschule Stadtmitte in Mülheim gewechselt, wo sie seit Dezember die Fäden zusammen hält.
Aus Cuxhaven ist Sabine Dilbat als Schulleiterin an die Realschule Stadtmitte in Mülheim gewechselt, wo sie seit Dezember die Fäden zusammen hält.
„Sie können mir glauben: Ich freue mich seitdem jeden Tag, wenn ich zur Schule komme“, sagt die 50-jährige Pädagogin und Mutter dreier Kinder im Gespräch mit dieser Zeitung. Sabine Dilbat ist in Bochum-Wattenscheid aufgewachsen und hat Sport und Biologie in Dortmund studiert – ist also mit der Region vertraut. An ihrer neuen Schule sei ganze Atmosphäre toll, schwärmt sie, das läge an den Kollegen, Schülern und Mitarbeitern. Auch ihre neue Heimat gefalle ihr sehr gut. Mülheim sei eine überschaubar große Stadt und landschaftlich sehr schön.
Wie ist der erste Eindruck von Ihrer neuen Wirkungsstätte?
Sabine Dilbat: Bislang konnte ich mich eingewöhnen, Klassen in ersten Vertretungsstunden kennen lernen und mir einen Überblick verschaffen. Im neuen Halbjahr, ab Februar also, unterrichte ich wieder meine Fächer. Ich mag, dass wir eine kulturell durchmischte Schule sind und sehr tolerant miteinander umgegangen wird. Auch das Schulgebäude hat ein besonderes Flair.
Schulleiter-Positionen sind ja häufig schwierig zu besetzen. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Dilbat: Ich verstehe das gar nicht, ich mache das echt gerne! Es ist viel Verantwortung und viel Arbeit, das stimmt. Aber schon unsere Aktion am vergangenen Freitag aus Anlass der Attentate in Frankreich zeigen mir, was man mit der ganzen Schule bewegen kann. Die Französischkollegin Gaelle Mazan ist auf mich zu gekommen und ich hatte ebenfalls das Bedürfnis, ein Zeichen zu setzen. So ist die Idee entstanden, unsere Solidarität mit den Opfern der Terroranschläge zu bekunden, indem wir mit fast allen 600 Schülern eine Schweigeminute abgehalten haben. Ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg. Meine Kollegen sind alle sehr engagiert. Ich wäre nie Schulleiterin geworden, wenn ich nicht mit einem ehemaligen Schulleiter unzufrieden gewesen wäre. Es gelingt mir, Kollegen ebenso zu begeistern, mitzunehmen und zu überzeugen wie Schüler. Und ich empfinde meine Position nicht wesentlich anders als eine Klassenleitung. Als stellvertretende Schulleiterin habe ich 2008 begonnen, kurz darauf konnte ich die kommissarische Leitung übernehmen. Anderthalb Jahre habe ich schließlich als Schulleiterin in Cuxhaven gearbeitet.
"Alle Ausbildungsformen sind für mich gleich viel wert"
Wo steht die Realschule für Sie im Vergleich zu anderen Schulformen?
Dilbat: Ich sehe die Realschule als gewachsenes und gut funktionierendes System. In Veranstaltungen betone ich immer: Die Schule ist die richtige, wo das Kind sich wohlfühlt. Mir ist wichtig, dass die Schüler gut mitkommen. In der Tat werden viele Kinder mit Hauptschulempfehlung auf die Realschule geschickt, wie auch Kinder mit Realschulempfehlung auf das Gymnasium. In manchen Fälle geht das gut, aber in einigen Fällen muss man die Entscheidung revidieren. Ich persönlich mache keine Unterschiede. Alle Ausbildungsformen sind für mich gleich viel wert und wichtig und somit auch alle Schulen. Die Berufsorientierung nimmt an Realschulen einen großen Stellenwert ein. Ein Wunsch für die Zukunft wäre, dass wir noch mehr Absolventen in die Ausbildung bekommen. Dadurch, dass wir eine so unglaublich große Vielfalt an Ausbildungsmöglichkeiten haben, fällt es jungen Menschen oft schwer, sich zu entscheiden. Und um sich nicht entscheiden zu müssen, gehen sie oft weiter zur Schule, obwohl sie in einer Ausbildung gut aufgehoben wären.
Welche Pläne möchten Sie in Zukunft umsetzen?
Dilbat: Den Aspekt des sozialen Lernens halte ich für ganz wichtig. Gerade weil wir hier an der Realschule Stadtmitte eine so kulturelle Vielfalt haben, ist viel möglich. Auch die – an dieser Schule sehr engagierten – Eltern sind mir wichtig. Ein erstes Treffen mit dem Elternpflegschaftsvorstand hat kürzlich stattgefunden. Schule ist für mich Lebensraum – es gehört alles zusammen. Der MINT-Bereich läuft bereits gut. Damit das so bleibt, lassen wir uns rezertifizieren. Eine inklusive Klasse gibt es in jedem Jahrgang, auch das ist gut. Ab Februar wird eine Seiteneinsteiger-Klasse für Kinder aus Flüchtlingsfamilien eingerichtet. Da geht es erst einmal um Sprachvermittlung. Wir werden uns dann mit dem Team regelmäßig zusammen setzen und überlegen, wie wir die Schüler stundenweise in anderen Klassen integrieren können. Ich hätte auch Lust, im sportlichen Bereich was zu machen, aber die genannten Bereiche fordern uns erst einmal – und das ist auch gut so.