Mülheim. Sabine Dilbat leitet seit kurzem die Realschule Stadtmitte in Mülheim. Wenn sie sich etwas wünschen dürfte, dann wäre es mehr Personal, um die Herausforderungen der Inklusion besser stemmen zu können.
„Schule hat mir immer schon Spaß gemacht, weil ich gerne unter Menschen bin und mit Menschen arbeite“, sagt Sabine Dilbat. Gute Voraussetzungen für die neue Rektorin der Realschule Stadtmitte. Zum 1. Dezember hat sie in der Schule an der Oberstraße die Nachfolge von Gebhard Lürig angetreten, der sich in den Ruhestand verabschiedet hat.
Was will die Neue neu machen? „Ich will hier das Rad nicht neu erfinden, sondern mir die Schule genau anschauen und sehen, was geht, was gewünscht wird und was nicht geht.“ Gehen könnte aus ihrer Sicht zum Beispiel eine verstärkte Kooperation mit dem benachbarten Berufskolleg Stadtmitte oder (da spricht die Sportlehrerin) die Einrichtung einer Triathlon AG.
Eigene Klasse für Seiteneinsteiger
Doch wenn die Pädagogin, die neben ihrer Leitungstätigkeit nicht nur Sport, sondern auch Biologie unterrichtet, sich etwas für ihre Schule wünschen könnte, dann vor allem mehr pädagogisches Personal. Das scheint dringend notwendig an einer Ganztagsschule mit vier Inklusionsklassen und derzeit zwölf Seiteneinsteigern. Seiteneinsteiger nennt man die Flüchtlingskinder, die mit unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen, aber immer ohne deutsche Sprachkenntnisse in das realexistierende deutsche Schulsystem geworfen werden.
Bisher werden diese Seiteneinsteiger in Regelklassen unterrichtet. Doch weil man sich nicht nur an der Realschule Stadtmitte auf mehr Seiteneinsteiger einstellen muss, die bei mehr oder weniger Null anfangen müssen, plant man dort für das zweite Schulhalbjahr die Einrichtung einer eigenen Seiteneinsteigerklasse.
Auch die Inklusion, also das gemeinsame Lernen von Schülern mit und ohne Handicap, macht das binnendifferenzierte Lernen für 633 Schüler und 52 Lehrer (davon 17 in Teilzeit) „zu einer Herausforderung.“ Probleme sieht Dilbat dabei vor allem bei der Integration der Kinder mit sozialem und emotionalem Förderbedarf. Da zur Zeit in ihrem Lehrerkollegium nur vier Sonderpädagogen arbeiten, kann man in den Inklusionsklassen, in denen 6 von 24 Schülern einen Förderbedarf haben, nur die Hauptfächer jeweils mit einer zweiten Lehrkraft unterrichten. In den Nebenfächern muss eine Lehrkraft die pädagogische Binnendifferenzierung mit unterschiedlichen Arbeitsaufträgen und Arbeitsgruppen, wie in den Regelklassen, alleine stemmen.
Zeiten des klassischen Frontalunterrichts endgültig vorbei
„Auch in den Regelklassen, in denen im Durchschnitt etwa 30 Schüler sitzen, sind die Zeiten, in denen Lehrer klassischen Frontalunterricht machen konnten, endgültig vorbei“, weiß Dilbat.
Natürlich zieht man heute auch an der Realschule Stadtmitte mit Förderkursen, bilingualen Klassen, Berufsförderung, Betriebspraktika und als MINT-Schule mit einem Förder- und Forderschwerpunkt in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik alle pädagogischen Register. Und Dilbat ist immer wieder begeistert, „was Schüler heute alles können, wenn sie für Referate sehr professionell mit Internetrecherche und Powerpoint-Präsentation arbeiten.“
Doch das wichtigste, was Schule auch im digitalen Informationszeitalter Jugendlichen mit auf den Lebensweg geben muss, ist für die 50-jährige Pädagogin: „das Entdecken und Entwickeln der eigenen Talente.“ Aus ihrer eigenen Lebensgeschichte weiß Dilbat: „Was man wirklich gerne macht, macht man am Ende auch gut. Und mit diesem Erfolgserlebnis kann man dann auch selbstbewusst und stark durchs Leben gehen.“ Schule muss aus ihrer Sicht aber nicht nur inspirierende Erfolgserlebnisse schaffen, „sondern Schüler auch ermutigen Fehler zu machen, um aus ihnen zu lernen.“