Mülheim. Durch den Wechsel von Karnap nach Krefeld müssen MEG-Fahrzeuge pro Jahr schätzungsweise 88.000 km mehr zurücklegen.
Längere Wege bringt das neue Jahr für die MEG mit sich. Ab Januar werden die in Mülheim gesammelten Hausabfälle, wie berichtet, nicht mehr im RWE-Müllheizkraftwerk in Essen-Karnap verbrannt, sondern in der Krefelder Anlage der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN). Damit endet eine rund 50-jährige Tradition, aber nicht nur das. Die Lkw müssen auch erheblich mehr fahren.
Bis Karnap seien es rund 17 km pro Strecke gewesen, jetzt 30 km, erläutert Andreas Jung, Leiter Logistik bei der MEG: „Wir rechnen damit, dass unsere Fahrzeuge pro Jahr etwa 88.000 km zusätzlich zurücklegen müssen.“ Da nun weniger Zeit bleibe, um den Müll vor Ort zu sammeln, werde ein Wagen mehr eingesetzt als zuvor. „Die Entsorgungstage und -rhythmen für die Bürger bleiben aber gleich.“
Wechsel durch Vertragsende
Der Wechsel von Karnap nach Krefeld erfolgte, weil der Vertrag mit RWE zum 31. Dezember 2014 ohne Verlängerungsoption endete. Bereits im Sommer 2013 hatte die Stadt die Entsorgung des Hausmülls europaweit ausgeschrieben. Fünf Bewerbungen gingen ein, die EGN als günstigste Bieterin bekam den Zuschlag, so entschied der Rat am 1. Oktober 2013. Da jedoch ein Mitbewerber bei der Vergabekammer in Düsseldorf Beschwerde einlegte, entstand eine lange Phase der Unsicherheit, die erst am 26. November 2014 endete, als der Widerspruch zurückgezogen wurde.
Neues Abfallwirtschaftskonzept längst überfällig
Längst überfällig ist eine Überarbeitung des Abfallwirtschaftskonzeptes (AWK) für Mülheim, zu dessen Erstellung die Stadt gesetzlich verpflichtet ist. Das vorhandene Konzept basiert auf dem AWK von 1992, es wurde 1998 letztmalig aktualisiert.
Alle fünf Jahre muss das Abfallwirtschaftskonzept angepasst werden, daher räumte die Verwaltung bereits in einer Vorlage vom Juni 2012 ein, dass „dringender Handlungsbedarf“ bestehe. Wie der Leiter des Umweltamtes, Jürgen Zentgraf, auf Anfrage mitteilte, soll eine Neufassung des AWK in der ersten Jahreshälfte 2015 erstellt werden und vor der Sommerpause vorliegen.
Auf Landesebene steht derweil die Neufassung des Abfallwirtschaftsplanes noch aus, u.a. im Hinblick auf die getrennte Sammlung von Biomüll. „Wir wüssten natürlich schon gerne, wie der künftige Abfallwirtschaftsplan aussieht“, so Zentgraf.
Dr. Jürgen Zentgraf, Leiter des Umweltamtes, hätte sich eine deutlich schnellere Entscheidung der Vergabekammer bei der Bezirksregierung gewünscht. Er kritisiert: „Wir wurden fast ein Jahr hingehalten. Die lange Verfahrensdauer hat sehr gestört.“ Um für alle Fälle gewappnet zu sein, erfolgte bereits eine Interimsausschreibung, die jedoch wieder gestoppt wurde. Der Vertrag mit der EGN läuft über fünf Jahre, mit einer Verlängerungsoption um die gleiche Zeit.
Neue Verfahren, Neue Kosten
Die neue Variante bringt auch ein anderes Kostenmodell mit sich: Bislang zahlte Mülheim einen Anteil an den Veraschungskapazitäten in Karnap über ca. 105.000 Tonnen jährlich, „in guten Jahren standen dafür vier Millionen im Haushalt“, erklärt Zentgraf, umgerechnet etwa 40 Euro pro Tonne.
Der neue Vertrag trägt den geringeren Abfallmengen aufgrund der Mülltrennung Rechnung. Er sichert Mülheim eine Entsorgungskapazität von maximal 55 000 Tonnen pro Jahr, für die laut Zentgraf 54 Euro netto pro Tonne fällig werden. Seit 1. Januar diesen Jahres müssen die Bürger auch etwas höhere Abfallgebühren zahlen, „mit Rücksicht auf die Mehrkosten der MEG“, so Zentgraf. Mit höchstens 1,8 Prozent falle die Steigerung aber moderat aus.