Mülheim. Bei der Konjunktur-Umfrage haben sich Einschätzungen und Erwartungen verschlechtert. Verband fordert bessere Rahmenbedingungen.
Zu großer Sorge gibt die Wirtschaft keinen Anlass. „Immer noch ist die wirtschaftliche Situation insgesamt einigermaßen stabil, doch von einem Aufschwung kann nun wirklich keine Rede mehr sein“, sagt der Sprecher der regionalen Wirtschaft des hiesigen Unternehmerverbandes, Heinz Lison.
Sein Verband hatte mit anderen Arbeitgeberverbänden im Ruhrgebiet in den letzten Wochen eine Konjunktur-Umfrage durchgeführt. Insgesamt 300 Unternehmen, darunter Mülheimer, hatten sich an der Erhebung beteiligt.
Abschwächung lässt sich erkennen
Die aktuellen Konjunktur-Parameter für das zweite Halbjahr lassen gegenüber dem Frühjahr eine Abschwächung erkennen. Bei den Fragen zur Geschäftslage, zu Aufträgen, Umsätzen und Erträgen liegt der Anteil der Positivmeldungen jeweils unter oder nur knapp über der 60-Prozent-Schwelle. Die Metall- und Elektroindustrie liegt dabei sogar deutlich darunter und erreicht in den Parametern Aufträge und Umsatz gerade noch die 50-Prozent-Schwelle bei den Positivmeldungen.
Recht stabil, das ergab die Befragung ebenfalls, zeigt sich der Arbeitsmarkt. Der Beschäftigungssaldo ist stabil im Plus. Betriebsbedingte Entlassungen sind weiterhin kein großes Thema. „Trotz Abschwächung halten die Unternehmen an ihren Mitarbeitern fest und schaffen sogar nach Kräften neue Jobs. Das zeigt: Die Betriebe beugen dem aufkommenden Fachkräfteengpass gezielt vor“, so Lison.
Zunehmende Bauchschmerzen bereitet ihm dagegen das Thema Ausbildung. Unterm Strich sei zwar die Ausbildungsbereitschaft stabil, jedoch fehlten auf dem Ausbildungsmarkt positive Impulse, um die zukünftige Fachkräftelücke zu schließen.
Und wie sieht der Blick nach vorn aus? Die Konjunkturprognosen für das erste Halbjahr 2015 sind verhalten positiv. Die positiven Geschäftserwartungen sind in der Gesamtwirtschaft (60 %) wesentlich größer als in der Metall- und Elektroindustrie (44 %).
Investitionsneigung eingeschränkt
Die Investitionsneigung im Ruhrgebiet sei deutlich eingeschränkt, heißt es in der Bilanz. „Bei uns werden zu wenig neue Arbeitsplätze geschaffen, deswegen müssen wir die richtigen Rahmenbedingungen für Investitionen schaffen“, fordert Lison. Die flächendeckenden Steuererhöhungen im Ruhrgebiet — die Stadt Mülheim erhöhte in der vergangenen Woche die Grundsteuer B erneut – seien vor diesem Hintergrund exakt das falsche Signal. Lison kritisiert, dass die Ruhrgebietspolitik insgesamt Wachstum und Beschäftigung nicht in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen stelle. „Wir brauchen mehr Kooperation der Städte, um die Rahmenbedingungen für Investoren und Unternehmen zu verbessern.“
Unternehmen packen gerne mit an
Der Unternehmerverband fordert die Politik auf, wieder stärker die Rahmenbedingungen für Wachstum und Beschäftigung in den Blick zu nehmen. „Weitere Belastungen können die Unternehmen nicht vertragen. Wir brauchen gerade angesichts der wachsenden Unsicherheiten wieder mehr Rückenwind für die Wirtschaft.“
Die Unternehmen versicherten, dass sie nicht nur Wünsche äußerten und Kritik übten, sondern gerne mit anpackten, wenn es um die Zukunft des Standortes gehe. Dazu gehöre die geplante Erstellung eines Masterplanes Wirtschaft in den Städten. Dafür gebe es auch in Mülheim eine Initiative.