Mülheim. . Putins Machtpoker im South-Stream-Projekt sorgt für Unruhe in den drei Mülheimer Unternehmen Europipe, SMGB und Pipecoatings. Wie geht’s im Januar weiter?

Einen Tag nach dem verhängten Lieferstopp für Rohre für die transeuropäische Pipeline von Russland nach Italien („South Stream“) bleibt den Beschäftigten der betroffenen örtlichen Firmen Salzgitter Mannesmann Grobblech (MGB), Europipe und Mülheim Pipecoatings zum Weihnachtsfest nur die vage Hoffnung, dass sich die von Russlands Präsidenten Wladimir Putin ausgelösten Probleme im neuen Jahr doch noch in Luft auflösen.

Wahrscheinlich ist das nach politischer Allwetterlage aber nicht. Der aktuelle Lieferstopp, den die niederländische South Stream Transport B.V. bis zum 1. Januar verhängt hat, trifft die Produktion in Mülheim indes kaum. Sowohl MGB als auch Europipe hatten ohnehin, wie üblich, mit einem Stillstand der Produktion über die Weihnachtszeit geplant. Bei MGB sollte heute früh die letzte Nachtschicht dieses Jahres im Blechwalzwerk beendet werden, Europipe ging am Freitag mit der Frühschicht-Fertigung von Proberohren für einen USA-Auftrag in die zweiwöchigen Ferien, die ohnehin geplant waren.

Europipe richtet bangen Blick auf den Januar

Der bange Blick richtet sich auf Januar. Kann dann die Rohr-Produktion für „South Stream“ wieder anlaufen? „Die momentane Unsicherheit ist für uns alle nicht zufriedenstellend“, so Frank Schulz, Betriebsratsvorsitzender bei Europipe. Bleibe es beim Lieferstopp, könne sich Europipe mit einer Arbeitszeitverkürzung (AZV) zumindest eine gewisse Zeit über Wasser halten. Bei einer 40-Stunden-Woche stünden 29 AZV-Tage pro Jahr zur Verfügung, um auf 35-Stunden-Tarif abzusenken. Mit Kurzarbeit schon im Januar sei nicht zu rechnen.

MGB hat derweil sein Vorhaben gestoppt, 50 bis Frühjahr befristete Stellen im Blechwalzwerk zu schaffen. Laut Betriebsratschef Wolfgang Lorenz werden zurzeit 32 neue Mitarbeiter für ihren Einsatz geschult, die restlichen 18 geplanten Stellen fielen einem aktuellen Einstellungsstopp zum Opfer. Auch werde MGB ab Januar nicht auf 17 Schichten pro Woche erweitern, „dafür fehlen schlicht die Aufträge“.

MGB hat der Lieferstopp „kalt erwischt“

Natürlich, so Lorenz, habe es MGB „kalt erwischt“, dass womöglich 40 Prozent der Monatsproduktion wegbrechen. Immerhin profitiere man mittlerweile von der Kooperation mit dem Schwesterwerk in Ilsenburg, für das man Bleche mit fünf Metern Extrabreite produziere. „Da tun sich neue Kunden auf.“ Die Aufträge aus der Großrohrproduktion von Europipe blieben aber eminent wichtig für MGB.

Was wird aus dem Pipeline-Geschäft mit Russland? Wenn ­Gazprom die Pipeline vom Schwarzen Meer aus nicht in ­Bulgarien, sondern in der Türkei anlanden will, könnte das für erhebliche Verzögerungen sorgen, weil ­Planungs- und Genehmigungsverfahren Zeit beanspruchen dürften. Werden die bestehenden Lieferverträge, die Europipe absichern, doch gebrochen, dürfte das Gemeinschaftsunternehmen berechtigte Schadenersatzansprüche haben.