Mülheim. Die Berufskollegs in NRW beklagen, dass die Landesregierung bis 2015 rund 500 Lehrerstellen abbauen will, weil die Schülerzahl aus den verschiedensten Gründen abnehmen werde. Ob diese Prognose stimmt? Der Verband der Berufskolleglehrer bezweifelt es.
Die Berufskollegs in NRW beklagen, dass die Landesregierung bis 2015 rund 500 Lehrerstellen abbauen will, weil die Schülerzahl aus den verschiedensten Gründen abnehmen werde. Ob diese Prognose stimmt? Der Verband der Berufskolleglehrer bezweifelt es. Schon heute hätten die Berufskollegs 1400 Lehrerstellen zu wenig, rechnet er stattdessen vor. Die Kollegs würden gegenüber anderen Schulen „schon lange systematisch benachteiligt“.
Wie sieht es an den beiden Mülheimer Berufskollegs aus? „98 Prozent unserer Lehrerstellen sind besetzt“, berichtet Jörg Brodka, Leiter des Berufskollegs Stadtmitte, und auch Marion Pork, stellvertretende Schulleiterin an der Lehnerstraße, erklärt: „Wir sind voll besetzt.“ In Saarn gibt es derzeit 63 Lehrerinnen und Lehrer und 1349 Schüler, in der Stadtmitte etwa 2500 Schüler und rund 120 Pädagogen. Von Stellenstreichungen sei man - zumindest bis jetzt - nicht bedroht gewesen.
Gute Zahlen im Bereich der dualen Ausbildung
Schwer sei es allerdings für gewisse Fächer Lehrpersonal zu finden. „Für den gewerblich-technischen Bereich gibt es kaum Lehrer auf dem Markt“, sagt Pork und Brodka ergänzt: „Wir können unsere Stundentafel derzeit erfüllen, aber wir sehen das ganz große Problem, dass es in fünf bis zehn Jahren im technischen Bereich viel zu wenige Lehrer geben wird. Weil nicht genug Studenten da sind, aber auch weil diejenigen, die ein technisches Fach studiert haben, lieber in die Industrie gehen.“
Richtig rückläufige Schülerzahlen verzeichnen beide Berufskollegs nicht. „Wir haben sehr gute Zahlen im Bereich der dualen Ausbildung“, freut sich Jörg Brodka. Bei den vollzeitschulischen Bildungsgängen gebe es Rückgänge, aber nur minimale. Von ganz leicht sinkenden Schülerzahlen im Berufsschulbereich spricht Marion Pork.
Kein aktives Anwerben
Das Berufskolleg eröffne den Jugendlichen, die in der Schule eher erfolglos waren, eine zweite Chance - und dabei viele verschiedene Wege, finden die Schulleiter. Leider sei das immer noch nicht richtig ins öffentliche Bewusstsein gedrungen. „Bei uns kann man alle Schulabschlüsse nachholen, unsere Lehrer sind nah dran am Schüler dran und näher an der Arbeitswelt als die Lehrer der allgemeinbildenden Schulen“, erklärt Pork. Brodka: „Wir setzen alles daran, dass ein Schüler in Ausbildung kommt und versuchen, den passgenauen Weg für ihn zu finden.“
Jugendliche aus anderen Städten aktiv anwerben, das tue man nicht. „Wir haben aber viele auswärtige Schüler. Das liegt an der Qualität unserer Ausbildung, die spricht sich rum. Die Ausbildungsbetriebe schicken die Azubis zu uns“, so Brodka.