Mülheim. . In der Mülheimer Politik bahnt sich eine Mehrheit dafür an, die Landesmittel für die Sportschule NRW nicht anzunehmen, weil man nicht weiß, wie der Eigenanteil über Jahre zu stemmen ist.

Mit knapp fünf Millionen Euro würde das Land die Errichtung einer Dreifach-Sporthalle an der Südstraße fördern – für die Luisenschule. Das Gymnasium gehört zu den landesweit 18 Sportschulen NRW und kümmert sich um die Auswahl und Förderung von sportlichen Talenten. Doch die Stadt könnte diese Millionen überraschend ablehnen, das Projekt nicht realisieren. In der Politik mehren sich die Zweifel daran, ob der Eigenanteil von 1,2 Millionen und die jährlichen Unterhaltungskosten von 400.000 Euro zu stemmen sind.

In der kommenden Ratssitzung nächste Woche beantragen die Grünen, für die Sportschule in Mülheim keine städtischen Mittel zur Verfügung zu stellen. „Auf Grund des desolaten Haushalts der Stadt sind neue finanzielle Verpflichtungen nicht zu rechtfertigen“, so Fraktionssprecher Tim Giesbert. Ähnlich klingt es aus der CDU: „Wir sehen derzeit keine Chance auf Realisieren“, so Hansgeorg Schiemer, es sei denn, es geschehe „ein Wunder“.

Eklatanter Mangel an Sportstätten

Die Mülheimer Bürgerinitiativen hatten bereits darüber geklagt, dass sich das Gymnasium überhaupt um den Titel beworben hat, und die AfD nannte die finanzielle Planung ohne bisherige Zustimmung in der Politik gar „skandalös“.

Für das Gymnasium, das über eine viel zu kleine Sporthalle verfügt, wäre die Ablehnung bitter. „Wir könnten dann auch nicht wöchentlich fünf Sportstunden für Talente in den Jahrgangsstufen fünf bis sieben anbieten“, sagt Bernd Trost, Leiter des Gymnasiums, das im Laufe der Jahre viele Kooperationen zu Sportvereinen aufgebaut und etliche große sportliche Erfolge vorzuweisen hat.

Für Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sport-Services, ist es die „letzte Chance“ für die Stadt überhaupt noch an Landesmittel in der Größenordnung für die Errichtung einer Sportstätte zu kommen. Und die wird gebraucht, nicht nur für die Luisenschule, sondern auch nachmittags, abends und an Wochenenden für Vereine. In Mülheim besteht ein eklatanter Mangel an Sportstätten. Nötig, so Ellerwald, wären eigentlich sechs Dreifachturnhallen, um den Bedarf für Schulen und Vereine zu decken. Ellerwald arbeitet noch an einer Finanzlösung für die Stadt.

Schulsport gehört zu den Pflichtaufgaben der Stadt

Prof. Werner Giesen, Vorsitzender des Mülheimer Sportbundes, verweist ebenfalls auf den großen ungedeckten Bedarf. „Wir versuchen mit dem Förderkreis Mülheimer Sport derzeit einen Finanzierungsweg zu finden, suchen Helfer, Sponsoren.“ Eine Dreifachhalle an der Südstraße könnte aus seiner Sicht einen Teil des Engpasses beheben – für Schulen und Vereine. „Schulsport gehört schließlich auch zu den Pflichtaufgaben einer Stadt.“

Fest steht, lehnt der Stadtrat Mittel für das Projekt, das 2016 realisiert werden sollte, ab, verschwinden auch wieder die Landesmillionen – in eine andere Kommune.