Mülheim-Styrum. . Die neue Brüder-Grimm-Schule kann jetzt durchstarten. Jahrgangsübergreifender Unterricht in Klasse 1 und 2. Erziehung ist die Grundlage für Wissensvermittlung, findet das Lehrerkollegium.
Die stressige Zeit ist (beinahe) überstanden: Kollegium, Schüler und Eltern haben die Zusammenlegung von evangelischer und katholischer Grundschule in Styrum hinter sich gebracht. Auch, wenn noch einige Umzugskisten rumstehen – die neue Brüder-Grimm-Schule an der Zastrowstraße kann durchstarten. Mit 308 Schülern, von denen 65 am Teilstandort Fröbelstraße beheimatet sind. Noch. Denn an der Zastrowstraße soll gebaut werden, sodass die Dépendance irgendwann aufgegeben werden kann.
Seit die Schule Brüder-Grimm-Schule heißt, also seit diesem Sommer, ist sie etwas anders organisiert als zuvor. Seither gibt es den jahrgangsübergreifenden Unterricht in den Stufen 1 und 2. „Das ist die Phase, in der die Unterschiede zwischen den Kindern am größten sind, in der es gilt, jedes Kind auf seinem Entwicklungsstand abzuholen und alle durch ganz gezielte Förderung auf das gleiche Niveau zu bringen“, erläutert Schulleiterin Maria Reimann. Für die Schuleingangsperiode sind in der Regel zwei Jahre angesetzt. Besonders begabte Kinder können sie auch in einem Jahr durchlaufen, anderen kann man drei Jahre Zeit gewähren. Für den differenzierten Unterricht seien ein extrem gut organisierter Klassenraum und hochwertiges, selbsterklärendes Material wichtig, sagt die Rektorin. „Dann ist Förderung in Kleingruppen und sogar die Einzelförderung möglich. Frontalunterricht bringt heute sowieso nichts mehr.“ In ihrer heterogenen Schülerschaft gibt es 18 Kinder mit attestiertem besonderen Förderbedarf, viele weitere mit Entwicklungsverzögerungen sowie Seiteneinsteiger und Kinder aus Migrantenfamilien.
Außerirdischer zeigt faires Verhalten
Die sprachliche Bildung sei daher vielleicht das zentrale Element im Unterricht - auch jenseits des Faches Deutsch. „Wir fordern die Schüler z.B. immer wieder dazu auf, in kompletten Sätzen zu sprechen. Jede Unterrichtssituation wird als Gesprächssituation begriffen“, berichtet Maria Reimann.
Daten & Fakten zur Schule
Schüler: 308, davon rund 65 am Standort Fröbelstraße
Lehrer: 26, inklusive 3-4 Sonderpädagogen, 1 Türkischlehrer, 1 Schulsozialarbeiterin
OGS: 100 Plätze in vier Gruppen, eine Gruppe in der Fröbel-straße, 10 Betreuer plus Praktikantinnen, Verlässliche Betreuung: eine Gruppe mit 20 Kindern (8-13 bzw. 13.30 Uhr)
Schwerpunkte: Sprachförderung, soziales Lernen, Bewegung + Gesundheitsförderung, Leseförderung, Gemeinsamer Unterricht (GU)
Förderung: Förderung durch differenzierten Unterricht oder in kleinen Fördergruppen, Hausaufgabengruppe für Nicht-OGS-Kinder
Kooperationen: Caritas, Diakonie, Stadtteilbücherei, Musikschule (Jeki), RWW, KSD, Willy-Brand-Gesamstschule, GS Augustastraße, Kitas und andere Institutionen in Styrum
Grundlage für die Vermittlung von Sprache und von Fachwissen Wissen sei „die Erziehung“. Deshalb hat man nach der Zusammenlegung der zwei Schulen zuerst einmal die Schulordnung überarbeitet. „Wir brauchen klare Regeln, haben ein Konzept des sozialen Miteinanders entworfen, das gerade erprobt und evaluiert wird“, so Reimann. Darin sind nicht nur Regeln für Schüler, sondern auch für Lehrer und Eltern festgeschrieben. Durch Angebote wie das internationale Elterncafé versucht man bei denjenigen, die keinen Bezug zur Schule haben, Interesse für das Lernen ihrer Kinder zu wecken.
Ein Außerirdischer wird übrigens aktiv, wenn es darum geht, den Kleinen Verhaltenregeln zu vermitteln. „Lubo“, die Handpuppe von Schulsozialarbeiterin Doris Wischermann, zeigt den Kids, wie man fair miteinander umgeht.
Bewegung gehört immer dazu
Der Übergang vom Kindergarten in die Schule und von der vierten Klasse zur weiterführenden Schule muss weich sein, findet das Kollegium an der Zastrowstraße. Die Lehrerinnen gehen in die Kitas und reden mit Kindern, Eltern, Erzieherinnen. „Wir möchten schon vor der Einschulung wissen, welche Stärken und Schwächen ein Kind hat, um noch gezieltere Angebote machen zu können“, sagt die Rektorin. Mit der Willy-Brandt-Schule hat man sogar einen Kooperationsvertrag abgeschlossen, um die Viertklässler auf der fachlichen Ebene richtig fit zu machen für den Wechsel. Etwa 80 % der Grundschüler gehen zur Gesamtschule.
Weitere Schwerpunkte im Schulprogramm der GGS: Gesundheitsförderung durch gute Ernährung und Bewegung. „Wir binden in jegliche Form von Unterricht Bewegung ein, gehen auch mal zwischendurch zum Austoben raus, wenn es nötig sein sollte.“
Die kulturelle Bildung hält man hoch, Religion spielt weiterhin eine Rolle im Schulleben. „Unsere Idee ist es aber, Religion irgendwann im Klassenverband anzubieten statt in konfessionellen Gruppen und im Unterricht das Gemeinsame und das Trennende verschiedenster Religionen zu erörtern“, so Reimann