Mülheim. Ein beliebtes Mülheimer Wahrzeichen ist Geschichte: Der von Peter Torsten Schulz geschaffene 18 Meter hohe Storch Georch fiel dem Bagger zum Opfer.
Der Greifarm des Baggers kannte keine Gnade: Mit voller Wucht traf er Storch Georch am Dienstagmorgen in die Eingeweide – und so war der Holzvogel, der in den vergangenen zwölf Jahren so stolz über den Kirmesplatz in Saarn gewacht hatte, endgültig Geschichte. Etage für Etage erledigte die Baggerschaufel ihr unschönes Werk; und jene, die dabei waren, werden das Ächzen und Krachen der roten und weißen Balken lange nicht vergessen – ebenso wenig den Haufen zersplitterter Bretter, der zurückblieb.
Für den Mülheimer Künstler Peter Torsten Schulz, der das Saarner Wahrzeichen vor Jahren erschaffen hatte, war es ein „martialisches“ Schauspiel, das da über die Bühne ging. „Aber ich war ja vorgewarnt.“ Dass der 18-Meter-Turm abgerissen werden würde, stand seit einiger Zeit fest. Spätestens mit dem letzten städtischen Gutachten, das Auskunft gab über seinen jämmerlichen Zustand – „er war überall kaputt, hatte einen Pilz und war unter der Acrylfarbe gefault“, so Schulz –, war Georchs Schicksal besiegelt. Dass sein Schöpfer bereits Spendenzusagen in Höhe von 50.000 Euro für den Anbau einer stabilisierenden Stahlkonstruktion hatte, konnte da nicht mehr helfen.
Vier kleinere Stahlstörche, die dem großen zu Füßen gestanden hatten und gestern zunächst auf dem Müll gelandet waren, sollen bald andernorts stehen.
Auf den großen Storch folgt vielleicht ein kleinerer
Ein Auge des großen Georch hat Peter Torsten Schulz noch retten können und auch ein Stückchen Schnabel. Beides sollen sich Fans der am Dienstag gefällten Skulptur bald bei ihm abholen können, von Erinnerungsstücken „à la Berliner Mauer“ spricht der Künstler. Und auch die vier Stahlstörche, die Teil des Ensembles waren, sind nicht verloren. Möglicherweise werden zwei von ihnen eines Tages im Klostergarten stehen, erzählt Schulz.
Auch wenn der Abriss von Georch ihn schmerze, „es überwiegt doch die Freude, dass ich zwölf Jahre lang ein so schönes Denkmal hatte“, sagt der 70-Jährige. „Es ist halt so: Alles entsteht – und alles vergeht.“ So sei auch der umgehauene Storch „nicht für die Ewigkeit gebaut“ gewesen.
Peter Torsten Schulz schaut nach vorne, hat neue Ideen für ein Storch-Projekt an gleicher Stelle. Das Betonfundament von Georch sei ja noch auf dem Kirmesplatz erhalten, und könne womöglich weiter verwendet werden. Entstehen könnte dort ein acht Meter hoher Georch mit Indianerfedern an Kopf und langem Hals. Schulz hofft, dass so mancher Unternehmer, der sich einverstanden erklärt hatte, für die Sanierung des alten Storches zu spenden, auch bereit sein könnte, Geld zu geben für den neuen.
Sockel soll vor Bösewichten schützen
Dieser neue Storch, der nicht begehbar sein wird, soll aus Metall gebaut werden, damit ihm das Schicksal seines Vorgängers erspart bleibt. Es gebe schon rege Kontakte zu zwei Metallbauern, berichtet Schulz. Der Indianer-Häuptling, der auch ein Hinweis sei auf sein soziales Engagement im kommenden Jahr in Brasilien, soll zudem auf einem rund drei Meter hohen Sockel stehen, damit ihm Bösewichte nichts anhaben können. Und er soll sich drehen können, „den Blick in alle Richtungen schweifen lassen können“.
Noch ist unklar, ob das Projekt realisiert werden kann. Denn nicht nur die finanziellen Fragen müssen noch geklärt werden, auch die Gespräche mit der Verwaltung stehen noch aus. „Wenn ich da gegen eine Wand rede, lasse ich es direkt sein.“