Mülheim. . Mehr als jeder zehnte Mülheimer steht ohne regulären Job am ersten Arbeitsmarkt da. Die entsprechende Unterbeschäftigungsquote liegt in Mülheim bei aktuell 10,4 Prozent. Die November-Zahlen der Agentur für Arbeit trotzen aber den eingetrübten Konjunkturaussichten.
Die jüngsten Konjunkturaussichten waren getrübt, der Mülheimer Arbeitsmarkt überrascht im November dennoch mit verbesserten Zahlen, wohl auch verursacht durch die milden Temperaturen, die etwa Bauarbeiten im Freien begünstigen. Die Agentur für Arbeit meldete am Donnerstag eine offizielle Arbeitslosenzahl von 6416 Mülheimern. Die offizielle Quote sank von 7,9 auf 7,7 %. Ein Blick auf drei Bereiche der Statistik.
Unterbeschäftigung. Die offizielle, per Bundesgesetz normierte Arbeitslosen-Statistik, ist das eine, das wahre Ausmaß der Arbeitslosigkeit das andere. Die offizielle Zahl von 6416 Mülheimer Arbeitslosen beschreibt nur einen Ausschnitt der durchaus problematischen Situation am Arbeitsmarkt. Weitere 2352 erwerbsfähige Mülheimer stehen ohne regulären Job am ersten Arbeitsmarkt dar, werden aber aus der Statistik gestrichen, weil sie an Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen, in Ein-Euro-Jobs beschäftigt sind, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlichen Regelungen nicht als „Arbeitslose“ nach Bundesgesetz gelten (Quote: 10,4 %).
Aktuell 803 freie Stellen
Mülheimer Unternehmen haben dem Arbeitgeber-Service der Agentur im November 320 neue Stellen für eine Vermittlung gemeldet. Das waren 36 weniger als im Oktober, aber 342 mehr als im November des Vorjahres.
Seit Jahresbeginn haben die Betriebe den Arbeitsvermittlern 3484 zu besetzende Stellen gemeldet.
803 Arbeitsstellen in Mülheimer Betrieben kann die Agentur für Arbeit aktuell anbieten. Das sind 108 mehr als ein Jahr zuvor.
Schwerbehinderte. Die Situation von Schwerbehinderten hat sich im November auch etwas aufgehellt. Aktuell werden offiziell 359 arbeitslose Schwerbehinderte gezählt. Das sind allerdings 7,8 Prozent mehr als im November 2013. „Für Menschen mit einem Handicap ist es nach wie vor schwer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, so Agentur-Geschäftsführer Jürgen Koch. Er kündigt an, die kommende Woche zur „Woche der Menschen mit Behinderung“ machen zu wollen. Die Arbeitsverwaltung will anhand von Praxisbeispielen aufzeigen, dass eine Integration der gehandicapten Menschen in Betrieben nicht nur gut funktionieren kann, sondern „unter vielerlei Aspekten“ auch nötig ist zur Arbeitskräfte-Rekrutierung.
Jugendliche. Ohne Ausbildung keine Perspektive – eine Binsenweisheit, die die Agentur dennoch noch einmal an die Jugend weitergibt: Ohne Ausbildung bliebe oft nur ein Job als Helfer eine Option. Jene Helfertätigkeiten seien indes rar. Bis zu 75 Bewerber gebe es derzeit auf eine angebotene Stelle. Aktuell liegt die Jugendarbeitslosenquote in Mülheim bei 3,7 %. 274 Mülheimer unter 25 Jahren stehen ohne Ausbildung oder Beschäftigung da; dabei betreut die Arbeitsagentur ein paar junge Menschen mehr als die Mülheimer Hartz-IV-Behörde. Agentur-Geschäftsführer Koch fordert Anstrengungen schon in der Schule, Prävention müsse Vorrang haben vor Reparatur. „In der Schule müssen alle Partner die richtigen Grundsteine legen.“