Mülheim. . Die Sozialpädagogin Inga Dorothea Schlemmer rät Eltern mehr auf gemeinsame Erlebnisse als auf teure Geschenke zu setzen, damit sich alle freuen können.

„Immer dieser Stress mit den Geschenken, dem Essen und der ganzen Familie. Ich bin froh, wenn Weihnachten vorbei ist.“ Diesen Satz hört Sozialpädagogin Inga Dorothea Schlemmer in diesen Tagen immer wieder. Menschen, die sie so reden hört, tun ihr leid. „Der Vor-Weihnachtsstress kommt daher, dass man sich zu sehr auf die Geschenke, dass Essen und andere Äußerlichkeiten des Festes konzentriert und darüber vergisst, was für ein gelungenes Weihnachtsfest wirklich wichtig ist: Zuneigung, Geborgenheit und Zeit füreinander haben“, betont Schlemmer. In ihrer Arbeit mit Eltern und Kindern merkt sie immer wieder, wie wichtig gemeinsame Zeit, gemeinsames Erleben und gemeinsame Rituale sind, damit Eltern und Kinder den Advent und die Weihnachtszeit mit Freude erleben. Solche Rituale, wie zum Beispiel das gemeinsame Basteln und Plätzchenbacken oder der gemeinsame Kinobesuch bleiben aus ihrer Erfahrung „Kindern eher in guter und dankbarer Erinnerung als die tollsten und teuersten Geschenke.“

Erschrocken ist Schlemmer, wenn sie manchmal erlebt oder hört, dass Kinder schon am Nikolaustag mit großen Geschenken überhäuft werden. „Wo soll das hinführen. Da ist die Enttäuschung am Heiligen Abend doch schon programmiert“, unterstreicht die Sozialpädagogin. Vor allem kleine Kinder sind aus ihrer Sicht mit einer Vielzahl von Geschenken hoffnungslos überfordert, „weil sie ihren Wert gar nicht einschätzen können.“

Alle Familienmitglieder sollen an einem Strang ziehen

Wenn man sie nach einem Beispiel fragt, wie Eltern und Großeltern dem Stress und Kostendruck erzeugenden Konsumterror vor Weihnachten entgehen können, erzählt Schlemmer von den Großeltern, die ihre Kinder und Enkel schon seit Jahren an den Weihnachtstagen zu einem gemeinsamen Eislaufen mit Waffelessen und Kakaotrinken einladen. „Dieses Weihnachtserlebnis begeistert die ganze Familie so sehr, dass auch die Enkel gar nicht erst auf die Idee kommen, sich von ihren Großeltern etwas anderes zu wünschen“, sagt die Familienarbeiterin.

Zur Person

Die Sozialpädagogin Inga Dorothea Schlemmer ist selbt Mutter eines achtjährigen Sohnes und einer zehnjährigen Tochter. Sie arbeitet seit 1998 in der Evangelischen Familienbildungsstätte am Scharpenberg und leitet dort den Fachbereich Familie leben, in dem Eltern,- aber auch Eltern-Kind-Gruppen angeboten werden.

Entscheidend ist aus ihrer Sicht, dass alle Familienmitglieder an einem Strang ziehen und sich nicht auf einen Geschenkewettlauf einlassen, sondern im Zweifel ein sinnvolles und etwas teureres Geschenk gemeinsam finanzieren. „Man sollte Kindern ganz ehrlich erklären, warum man sich ein Geschenk nicht leisten kann oder leisten will. Denn Kinder wollen ernstgenommen und einbezogen werden“, unterstreicht Schlemmer.