Mülheim. Die MVG tauscht alte Automaten gegen neue aus. Die Folge: An vielen Haltestellen in Mülheim kann man keine Karte lösen - einen Überblick über betroffene Standorte gibt es nicht. Manche Automaten-Standorte sollen ganz wegfallen. Der Großteil der Fahrten - 70 Prozent - wird durch Abos abgedeckt.
Die MVG nennt es: „Investition für Kunden.“ Viele Kunden sehen das im Moment anders. Es geht um den Austausch von Fahrkartenautomaten. Insgesamt stehen 104 Automaten in der Stadt. Schon vor drei Jahren sind 45 von ihnen gegen neue Modelle ausgetauscht worden. Bis Ende des Jahres sollen noch 40 hinzu kommen. Doch der Umbau sorgt für Service-Einbußen: Nicht wenige Straßenbahnfahrer konnten sich an den Haltestellen in den letzten Tagen kein Ticket kaufen, weil der Automat gerade ausgetauscht worden ist. Die Folge bei den Kunden: Verärgerung - sie hat sich unter anderem in den Mülheimer Facebook-Gruppen niedergeschlagen. Der Tenor der Beiträge ist eindeutig: schlechter Service. Den haben die Netzwerker dann stattdessen selbst geliefert, und sich darüber ausgetauscht, welche Haltestellen zur Zeit ohne Automaten sind.
Die MVG selbst konnte gestern keinen Überblick über die aktuell betroffenen Standorte geben. Allerdings macht MVG-Sprecher Olaf Frei klar: „Wer ohne gültiges Ticket eine Fahrt antritt, der macht sich strafbar.“ Sicher ist er sich auch, dass durch Plakate die Kunden bereits vorher auf den Automaten-Austausch hingewiesen worden sind. Wie groß der zeitliche Vorlauf war, ob eine Woche oder einen Tag vorher, kann er allerdings nicht sagen.
Neues Modell kostet 20.000 Euro
Fest steht allerdings, dass nur noch zehn Prozent der Ticketverkäufe über den Automaten laufen. Fünf Prozent werden direkt beim Fahrer verkauft, was vor Ort nur in Bussen, nicht in Straßenbahnen möglich ist. Der Großteil der Fahrten - 70 Prozent - wird durch Abos abgedeckt. Hat die MVG also gar kein Interesse mehr an Automaten-Kunden?
Sprecher Olaf Frei weist das zurück. Schließlich würden ja neue Automaten angeschafft. Auf die würde auf keinen Fall verzichtet werden, man habe einen Auftrag zur Grundversorgung. Wenngleich allerdings auch nicht an allen Standorten neue Automaten aufgestellt würden. Schließlich kostet so ein neues Modell, das sich etwa durch Barrierefreiheit auszeichnet, rund 20.000 Euro. Es werde daher im Vorfeld geprüft, an welchen Haltestellen noch ein Umsatz erzielt werde, der einen eigenen Automaten vor Ort rechtfertige. Wieviele und vor allem welche Standorte von dieser Maßnahme betroffen sind, kann Frei aber noch nicht sagen.
Bleibt die Servicefrage: „Hätte man nicht für die Umbauphase die Straßenbahnen so umrüsten können, dass die Kunden zumindest in dieser Zeit ihr Ticket auch beim Fahrer lösen können?“, fragt etwa der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Axel Hercher.
"Auch die Automatenkäufer sind Fahrgäste"
Für ihn ist klar, dass durch solche Service-Einbußen der öffentliche Nahverkehr nicht attraktiver wird. Hercher konnte selbst am Montagabend am Speldorfer Bahnhof erleben, wie der fehlende Automat die Fahrgäste verunsichert hat. Weiterhin betont er den Auftrag der Grundversorgung. „Auch die Automatenkäufer sind Fahrgäste.“ Sollte tatsächlich mehrere Tage hintereinander an manchen Standorten kein Automat zur Verfügung gestanden haben, sei das nicht zu akzeptieren.
MVG-Sprecher Frei hingegen bittet um Verständnis: Irgendwann müsse nun einmal der Austausch der Automaten erfolgen. Anders ginge es nicht.