Mülheim. . Vorwiegend Betroffene und ihre Angehörigen dürften sich am „7. Mülheimer Weltdiabetestag“in der Stadthalle informieren. Doch die Ärzte wollen auch die Zucker-Risikogruppen erreichen, weil die Krankheit immer mehr Menschen erfasst.
Mehrere Hundert Interessierte werden am kommenden Samstag in der Stadthalle zum „7. Mülheimer Weltdiabetestag“ erwartet. Überwiegend Betroffene und ihre Angehörigen dürften es sein, die sich in Vorträgen und Einzelgesprächen von 10 bis 15 Uhr über Diagnose und Behandlungsmethoden der Stoffwechselstörung informieren möchten.
Doch die Veranstalter würden auch gern Vertreter jener Zielgruppe begrüßen, die ein Risiko haben, einmal Diabetes zu bekommen – etwa durch familiäre Vorbelastung oder durch ein hohes Übergewicht.
Unblutiges Blutzuckermessgerät
Denn der Begriff „Altersdiabetes“ (für den Diabetes Typ 2) stimmt ja schon längst nicht mehr. „Durch unseren Wohlstand steigt die Zahl der Menschen, die schon in frühen Jahren an Diabetes Typ 2 erkranken, enorm an“, betont PD Dr. Philip Hilgard, Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie am Ev. Krankenhaus (EKM). „Die Diabetiker werden immer jünger“, bestätigt auch Dr. Benedict Lacner aus seiner Praxis. Das EKM veranstaltet in diesem Jahr den Weltdiabetestag gemeinsam mit der Diabetologischen Schwerpunktpraxis von Dr. Lacner. Mit im Boot sind das St. Marien-Hospital, der Diabetikerbund sowie Pharmaunternehmen. Vorgestellt wird etwa ein „unblutiges“ Blutzuckermessgerät, das ganz neu auf dem Markt ist.
In Mülheim gibt es 15.000 bis 20.000 Diabetiker, schätzt Lacner. Viele davon sind gut informiert, viele wissen aber nicht um ihre Erkrankung. Taubheitsgefühle, Hautprobleme, starker Durst und plötzliche Sehstörungen können Hinweise sein. Lacner liegen vor allem Patienten am Herzen, die – manchmal über lange Jahre – gar keine Symptome zeigen: „Häufig fällt Diabetes erst bei der Blutuntersuchung auf“, weiß er aus Erfahrung. Die Untersuchung auf Blutzucker wird auch am Samstag in der Stadthalle angeboten, die zum Anlass des Tages blau angestrahlt sein wird.
Spätfolgen der Erkrankung, etwa an den Augen oder Gefäßsystemen, zu vermeiden, sei ein Ziel der Ärzte, betont Dr. Hilgard. So spricht Dr. Jakob Milkereit um 10.30 Uhr über „Polyneuropathie und andere neurologische Störungen bei Diabetes“, und um 11.15 Uhr geht es um „Adipositas und Diabetes“ (Uwe Machleit, Psychologe). Über neue Substanzen zur Behandlung spricht Dr. Lacner um 12 Uhr; Margit Bartjes, Ärztin am EKM, widmet sich um 12.45 Uhr der „Individualisierten Diabetestherapie“ und der Nephrologe Dr. Sebastian A. Potthoff referiert über „Diabetes und Blutdruck – die Rolle der Niere“ (13.30 Uhr).
Der Sportwissenschaftler, Motivationstrainer und Ernährungsberater Chris Levy spricht über „Mehr Bewegung im Alltag“ (14.15 Uhr). Nach jedem Vortrag besteht für die Besucher die Gelegenheit, individuelle Fragen zu stellen.
Auszeichnung für Marien-Hospital
Das Klinische Diabeteszentrum im St. Marien-Hospital unter der Leitung von Dr. Brigitte Schreurs hat wieder die Auszeichnung „Stationäre Behandlungseinrichtung für Patienten mit Typ 2 Diabetes, Zertifiziertes Diabeteszentrum DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft)“ bekommen, teilte das Krankenhaus mit. Die Zusammenarbeit des „Diabetes-Teams“, das aus zwei Diabetologen, zwei Diabetes- und Ernährungsberaterinnen, einer Diabetesberaterin und Hypertonie-Assistentin, einer Diabetesassistentin und Pflegetherapeutin sowie einem Wundexperten besteht, sorgt für die medizinische Betreuung und hat auch mögliche Folgeerkrankungen im Blick. „Das Angebot richtet sich an die Patienten, bei denen ein Diabetes neu festgestellt wurde, oder bei denen es zu einer schweren Entgleisung des Zuckerstoffwechsels gekommen ist“, erläutert Claudia Lepping-Eickhoff, Diabetesberaterin und Hypertonie-Assistentin.
„Wir haben einen genauen Blick auf die Beschwerden unserer Patienten, die möglicherweise mit Diabetes im Zusammenhang stehen können oder bei denen der Diabetes die direkte Ursache sein kann“, erklärt Dr. Schreurs. Ein besonderes Augenmerk gilt den Nierenschäden, die bei Menschen mit Diabetes gehäuft auftreten. Mit der steigenden Anzahl der Diabetiker sei auch der Bedarf an Schulungen in den letzten Jahren gestiegen.
Zur Sicherung der Versorgung der Patienten nach ihrer Entlassung besteht eine enge Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Diabetologen und den Hausarztpraxen. Das Diabeteszentrum des Marien-Hospitals nimmt auch wieder am Mülheimer Weltdiabetestag (15.11.) teil.