Mülheim. Der Krankenstand des Lehrpersonals ist auch an Mülheimer Grundschulen hoch. Grund dafür soll die stetig steigende Belastung für Lehrkräfte sein. Künftig wollen die Lehrer, dass sich die Landesregierung mehr um ihre Gesundheit kümmert. Zudem fordern sie eine Erhöhung der Vertretungsreserve.

Alle Lehrer an den 22 Mülheimer Grundschulen appellieren in einer Resolution an die Landesregierung, sich umgehend mehr um die Gesundheit der Lehrkräfte zu kümmern. „Die zunehmende Belastung erfordert umfassenden Gesundheitsschutz“, so die Pädagogen. In der jetzigen Form mache Schule krank, sei für alle unbefriedigend und kaum zu bewältigen, klagt die Vorsitzende des Lehrerpersonalrates der Grundschulen, Andrea Schindler.

Permanent hätten sich in den vergangenen 20 Jahren die Lehrbedingungen verschlechtert. Zu den 28 Unterrichtsstunden, zählt Andrea Schindler auf, kämen nicht nur die Vor- und Nachbereitungen und ständig steigende Förderbedarfe bei Kindern, sondern auch immer mehr Beratungen für Eltern, immer mehr Anforderungen im Ganztag, immer mehr erzieherische Aufgaben, immer mehr Testverfahren, immer mehr Abstimmungen und Besprechungen mit Sonderpädagogen – und es gebe die Inklusion.

Viele Lehrer, so die Vorsitzende, seien zugleich auch ihre eigene Sekretärin. Der Tag sei für die meisten eine einzige Hetze. Die Folge: Bildung und Förderung könnten besser sein in NRW, wenn die Arbeitsbedingungen besser wären.

Zehn Prozent der Lehrkräfte fehlen

Dass Lehrer sich von 8 bis 18 Uhr in der Schule aufhielten, sei längst keine Ausnahme mehr, sagt Rita Theelke, Lehrerin und Sprecherin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Sie ist sicher, wenn diese Entwicklung anhält, wird das Land schon bald große Probleme beim Lehrernachwuchs bekommen. Der Grund: unattraktiv! Rund 350 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten derzeit an den Mülheimer Grundschulen. „Die Schulen brauchen dringend Entlastung für die außerunterrichtlichen Aufgaben“, fordern sie. Die GEW-Sprecherin plädiert für eine Reduzierung der Unterrichtsstunden an Grundschulen, um Zeit zu gewinnen für all das, was Qualität im Sinne der Kinder erfordere.

Zwar sind die Grundschulen auf dem Papier mit 102 Stellen besetzt, doch im Alltag fehlten regelmäßig durchschnittlich zehn Prozent der Lehrkräfte. Eine Erhöhung der Vertretungsreserve sei daher dringend erforderlich, heißt es.

Von der Stadt erwarten die Grundschulen, dass die Schülerzahl in den Klassen, vor allem in sozial schwierigen Stadtteilen, gering gehalten wird. „Es geht aber nicht um personelle Verbesserungen, sondern auch um bessere räumliche Bedingungen“, betont Schulleiterin Ulrike Lueg.

Es ist nicht die erste Resolution aus Mülheimer Schulen an die Landesregierung. Schon vor drei Jahren wurde nach Unterstützung gerufen. Vergeblich. Und auch jetzt schwingen bei manchen angesichts der Haushaltslage im Land Zweifel mit.