Moers. Beim Moerser Frühling am Sonntag war die Innenstadt voll. Beim Thema verkaufsoffene Sonntage gehen die Meinungen aber auseinander.
Die Moerser Innenstadt brummt – und dass, obwohl Sonntag ist. In diesem Fall wohl eher, weil Sonntag ist. Der „Moerser Frühling“ lockte zahlreiche Besucherinnen und Besucher zwischen 11 und 18 Uhr in die City. Organisiert wurde das traditionelle Stadtfest mit verkaufsoffenem Sonntag von der Moers Marketing GmbH.
Am Königlichen Hof, entlang der Steinstraße sowie auf der Neustraße laden zahlreiche Stände lokaler Händler und Dienstleister zum Bummeln ein. So sind beispielsweise die Liköre der Neukirchen-Vluyner Spezialitätenbrennerei POTT.STIL, regionale Honigprodukte und handgemachte Dekoartikel aus Toto’s Deko-Häuschen käuflich erhältlich. Imbissstände bieten Champignons, Crêpes, Grillwürstchen, Kartoffeltwister und mehr an. Wer beim Essen lieber gemütlich sitzen möchte, besucht eines der Cafés und Restaurants im Innenstadtbereich. Die Außenplätze der Lokale am Altmarkt sind zur Mittagszeit nahezu vollständig besetzt.
Blaulichtmeile in auf dem Moerser Neumarkt präsentiert Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr
Chili, Nudeln und Crêpes aus der Feldküche des Deutschen Roten Kreuzes gibt es auch auf der sogenannten „Blaulichtmeile“ am Neumarkt. Hier präsentieren die Freiwillige Feuerwehr Moers mitsamt ihrer sieben Löschzüge, der Moerser Ortsverband des Technischen Hilfswerks und des Deutschen Roten Kreuzes sowie der Regionalverband Rhein-Ruhr der Johanniter und die Moerser Polizei ihre Arbeit. „Eigentlich ist das Ziel, den Bürgern den gesamten Bereich Ehrenamt näher zu bringen“, erklärt Christoph Mosebach von der Freiwilligen Feuerwehr Moers. „Wir wollen einfach mal zeigen, welche verschiedenen Bereiche es neben dem Feuerlöschen gibt“, so Mosebach. Bei den kleinen Besuchern sorgen insbesondere die ausgestellten Einsatzfahrzeuge für große Augen.
Viele Geschäfte und Lokale machen mit Sonderaktionen auf sich aufmerksam. So auch das Ceramaze Studio auf der Neustraße. Vor dem Keramik-Studio, in dem sonst nur auf Termin Rohlinge aus Ton bemalt werden können, hat, wer mag, an diesem Sonntag die Gelegenheit, einen kleinen Rohling für 10 Euro sofort zu gestalten. Auch die Espressobar Culinario hat ihren Betrieb auf die Straße verlegt und verkauft Erfrischungsgetränke und Erdbeerbecher zum Mitnehmen. Dass der Einzelhandel sonntags eigentlich ruht, gerät bei dem Treiben schnell in Vergessenheit.
Einige Besucher wünschen sich mehr verkaufsoffene Sonntage in Moers
„Das sollte es viel mehr geben“, findet Nina Nesbach. Ihre Mutter Ute Nesbach pflichtet ihr bei: „Zweimal ist uns zu wenig, wir hätten uns einen weiteren Sonntag gewünscht.“ Nina Mosebach pendelt für ihre Arbeit als Immobilienkauffrau unter der Woche zwischen Baerl und Bochum. Da bleibe oft nur der Sonntag zum Einkaufen, erklärt sie. Auch für die lokalen Händler sieht sie positive Effekte durch die volle Innenstadt: „Der Einzelhandel hat ja auch unter der Pandemie gelitten“, meint Mosebach. Auch Josie und Dennis Hüsgen, die in fußläufiger Entfernung zur Innenstadt wohnen, würden sich über mehr verkaufsoffene Sonntage freuen. „Es gibt viele Menschen, die samstags selbst arbeiten müssen. Die haben sonst keine Gelegenheit, einkaufen zu gehen“, sagt Dennis Mosebach. „Ich finde so ein Konzept wie in Holland besser“, spielt Dennis Hüsgen auf die lockereren Ladenöffnungsgesetze in den Niederlanden an.
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„Unbedingt mehr – nicht nur zweimal“, wünscht sich auch Christine Reps, Inhaberin des Dekorations- und Geschenkartikelgeschäftes Villa Wölkchen auf der Neustraße. Dem abgelehnten dritten verkaufsoffenen Sonntag in Moers trauert sie nach. „Der Grundgedanke ist ja, dass die Läden und die Stadt sich präsentieren, damit die Leute neugierig werden und wiederkommen“, findet sie. Die von der Immobilien- und Standortgemeinschaft Moers Innenstadt e.V., der ihr Mann Achim Reps vorsitzt, gestartete Petition für den dritten verkaufsoffenen Sonntag liegt ebenfalls in ihrem Ladenlokal aus. „Ich stehe immer gerne hinter der Theke“, betont Reps lächelnd. Außerdem sei das alles personaltechnisch plan- und regelbar, findet sie. „Ich sehe das alles positiv.“
Moerser Händler zeigen sich uneinig in Bezug auf die Öffnung am Sonntag
Einig sind sich die Moerser Einzelhändler in dieser Frage jedoch keineswegs. Petra Boese aus dem Maßatelier Heinz Reeker ist der Ansicht: „Zwei reichen.“ Zwar mache sich ein verkaufsoffener Sonntag in den Folgetagen im Verkauf oft durch wiederkehrende Kunden positiv bemerkbar, aus Arbeitnehmersicht hat sie jedoch eine eher ablehnende Haltung gegenüber dem Shopping am letzten Tag der Woche. Sie selbst würde als Kundin auch zu keinem verkaufsoffenen Sonntag gehen.
„Ich kann das nicht ganz verstehen, dass viele Händler jetzt danach schreien“, zeigt Kathrin Olzog, Buchhändlerin der Barbara Buchhandlung, wenig Verständnis für einige ihrer Kollegen. Ihren Angestellten wolle sie es nicht zumuten müssen, im Dezember einen weiteren Tag weniger mit der Familie zu haben. „Da bin ich konservativ“, so Olzog. Durch den Onlineshop habe die Buchhandlung ohnehin rund um die Uhr geöffnet, wie die Buchhändlerin erklärt. „Ein Tag Ruhe ist auch mal gut.“
Besucherin des Moerser Frühlings zur Geschäftsöffnung: „Ich brauche das nicht.“
Auch auf Besucherseite gibt es negative Resonanz auf die Geschäftsöffnung: „Verkaufsoffene Sonntage? Ich brauche das nicht“, stellt Elke van Treek aus Duisburg klar. Sie und ihre Freundin Petra Medved aus Moers sind vorwiegend wegen des Straßenfestcharakters des Moerser Frühlings gekommen. Aus ihrem Umfeld kenne van Treek einige Bekannte, die im Einzelhandel tätig seien. „Das wird meist auf dem Rücken der Angestellten ausgetragen“, so ihre Haltung zu verkaufsoffenen Sonntagen.
Mehr oder weniger offene Sonntage? In dieser Frage werden sich Verbraucher wie auch die Moerser Händler wohl vorerst nicht einig. Dass der Moerser Frühling als Stadtfest beliebt ist, dafür sprechen jedoch die vollen Straßen in der Innenstadt.