Moers. Die Geschäfte in der Moerser City dürfen an einem Sonntag im Advent nicht öffnen. Die knappe Entscheidung polarisiert. Das sagen die Moerser.

Die Entscheidung gegen einen dritten verkaufsoffenen Sonntag kam überraschend. Unter dem Veranstaltungstitel „Magisches Moers“ hatte das städtische Tochterunternehmen Moers Marketing beabsichtigt, eine Geschäftsöffnung an einem Sonntag im Dezember zu ermöglichen. Die Mitglieder des Rates votierten in der jüngsten Sitzung am vergangenen Donnerstag denkbar knapp – und lehnten die Pläne mit einer Mehrheit von einer Stimme ab. Das Ergebnis der Abstimmung sorgt in der Stadtgesellschaft weiterhin für Diskussionen.

So haben sich mehrere Parteien im Nachgang der Sitzung zu ihrem Abstimmverhalten geäußert. Die Moerser SPD-Fraktion hatte den zusätzlichen Öffnungstag abgelehnt – und verteidigt diese Entscheidung weiterhin. „Die Rettung des Einzelhandels wird nicht durch einen verkaufsoffenen Sonntag gewährleistet, der noch dazu unter einem untauglichen Konzept gelitten hätte“, wird der Fraktionsvorsitzende Atilla Cikoglu in einer Pressemitteilung zitiert. Er argumentiert, dass dem Moerser Handel durch eine attraktivere Gestaltung des Weihnachtsmarktes während der regulären Öffunungszeiten viel mehr geholfen werden könne. Ein strategisches Konzept für eine einladende Innenstadt während der Adventszeit sei für auswärtige Kundinnen und Kunden anspechender als eine Geschäftsöffnung an einem Sonntag im Dezember, meinen die Sozialdemokraten.

Verkaufsoffener Sonntag in Moers: FDP kritisiert Absage durch Ratsbeschluss

Aus gänzlich anderer Perspektive blickt die FDP-Fraktion auf den Beschluss zurück. Die Liberalen reagieren mit Unverständnis auf das abrupte Ende für die Pläne vom magischen Moers. „Grüne und SPD treiben damit die Menschen in die offenen Arme des Online-Handels und beschweren sich gleichzeitig über die Verödung der Innenstädte. Das passt nicht zusammen”, kritisiert der hiesige FDP-Vorsitzende Dietmar Meier. Dessen Parteikollege und Fraktionschef Martin Borges deutet die Ratsentscheidung sogar als Misstrauensvotum gegenüber Michael Kersting, der das Moerser Stadtmarketing seit etwas mehr als einem Jahr leitet. Borges habe die Ratssitzung „zutiefst enttäuscht“ verlassen, wie er mitteilt: „Schließlich kann jeder Einzelhändler an einem verkaufsoffenen Sonntag selbst entscheiden, ob er öffnet oder nicht. Dann fahren die Niederrheiner eben sonntags nach Holland und geben da ihr Geld aus!”

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Ähnlich gespalten wie die politische Parteienlandschaft beurteilen die Moerser Bürgerinnen und Bürger den knappen Ratsbeschluss. Das zeigt das Meinungsbild einer Umfrage, die unsere Redaktion in den sozialen Medien gestartet hat. Auch per Leserbrief haben sich einige unserer Leserinnen und Leser zu der Absage der Pläne mit deutlichen Worten geäußert. Einige Wortmeldungen stellen wir im Folgenden dar.

Moerser kritisieren Aus für „Magisches Moers“ als vertane Chance für die Innenstadt

Mit scharfer Kritik äußert sich etwa die Bürgerin Susan Falk, die sich per Mail an die Redaktion gewandt hat. „Und wieder wurde eine Chance vertan, die Moerser Innenstadt auch im Dezember für Besucher attraktiver zu gestalten“, schreibt die Moerserin, die sich nach eigener Aussage selbst gern in weihnachtlich-illuminierter Atmosphäre auf Geschenkesuche in der City begeben hätte. Für die Argumentation bezüglich der „armen Verkäuferinnen“, die am „heiligen Sonntag“ arbeiten müssten, könne sie als Mitarbeiterin im Gesundheitswesen kein Verständnis aufbringen.

Rund um den Weihnachtsmarkt hatte Moers Marketing eine Sonntagsöffnung vorgeschlagen – allerdings ohne Erfolg.
Rund um den Weihnachtsmarkt hatte Moers Marketing eine Sonntagsöffnung vorgeschlagen – allerdings ohne Erfolg. © Moers | Volker Herold

Noch deutlicher wird Leser Achim Maas in seinem Leserbrief. „Wie kann man nur so dumm sein, einen dritten offenen Sonntag zu kippen, wo die Stadt Moers doch dringend weitere Einnahmen braucht, um ihre Schulden wenigstens zu verringern“, fragt der Moerser. Dieser Verzicht auf Umsätze in der Vorweihnachtszeit passe aus seiner Sicht nicht mit den Steuererhöhungen in der Grafenstadt zusammen. Er hätte sich gewünscht, dass der Stadtrat die Geschäftsbetreiber in der Innenstadt durch die zusätzliche Einnahmemöglichkeit gestärkt hätte und blickt dabei auch auf die Sicherheit von Arbeitsplätzen im Einzelhandel.

Hitzige Facebook-Diskussion über Absage für verkaufsoffenen Sonntag in Moers

In den sozialen Medien wurde ebenfalls hitzig diskutiert. Facebook-Nutzerin Tanja Kaiser empfindet das Ergebnis der Abstimmung als eine schlechte Entscheidung. Sie schreibt: „Die Stadt und ihre Einzelhändler und Gastronomen brauchen dringend Impulse für die Leute, in die Stadt zu kommen und zu konsumieren. Auch aus dem Umland...“ Zuspruch bekommt sie von Friederike Fahr. Sie betont, dass die Politik dem Wunsch der Einzelhändler nicht im Weg stehen sollte. Ein anderer Nutzer zieht den Vergleich zur Stadt Xanten, wo 2023 insgesamt acht verkaufsoffene Sonntage im Rahmen verschiedener Feste das städtische Leben bereichert hätten.

Doch in der Kommentarspalte finden sich ebenso mehrere Beiträge, in denen Moerserinnen und Moerser das Aus für den geplanten verkaufsoffenen Sonntag befürworten. „Gerade vor Weihnachten fehlt es vielen sowieso an Ruhe und Besinnlichkeit“, merkt Facebook-Nutzerin Beate Huppertz an. Andere Kommentatoren stellen zudem die Frage nach dem generellen Sinn eines verkaufsoffenen Sonntags. Nach deren Erfahrung sei an diesen Tagen die Stadt überlaufen, das Personal gestresst und die Parkplatzsuche schwierig. „Man kann sechs Tage die Woche einkaufen, das sollte reichen“, meint etwa der Nutzer Tom Clear.

Andere Kritiker der Pläne von Moers Marketing begründen ihre Ablehnung des zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntags mit der Entwicklung des Warenangebotes in der Innenstadt. „Wenn es noch Geschäfte wie Horten und die Kaufhalle in Moers gäbe... Aber so sehe ich auch nicht viel Sinn in einem verkaufsoffenen Sonntag“, schreibt Wolfgang Lehmann. „Es gibt doch nur eine Handvoll vernünftige Einzelhändler“, pflichtet ihm eine Moerserin bei, die betont, der Rat hätte – wenn auch knapp – die richtige Entscheidung gefällt.