Kamp-Lintfort. Krautrocker um Peter Bursch kommen zum Gemeindefest. „Gitarrenlehrer der Nation“ blickt auf 55 Jahre Bandgeschichte und illustre Weggefährten.

Die Vorgruppe ist diesmal eine besondere für die Band Bröselmaschine: Es ist nämlich die Pfarrerband der evangelischen Kirche, wie aus dem Gemeindebrief hervorgeht. Die Gemeinde Kamp-Lintfort feiert am 1. Oktober anlässlich des 100-jährigen Bestehens ein großes Gemeindefest und hat für den krönenden Abschluss eines bunten Feier-Tages die Krautrocker um den Duisburger Gitarristen Peter Bursch für ein Konzert gewinnen können. Einer aus der Band muss sich dabei allerdings ein wenig zurücknehmen.

Weltklasse-Schlagzeuger Manni von Bohr rückt normalerweise „mit dem größten Schlagzeug der Welt“ an, wie es Peter Bursch nennt. „Aber das machen wir diesmal nicht. Es wird mehr Percussion geben, mehr Akustisches. Das machen wir sonst selten“, kündigt Peter Bursch ein wenig Zurückhaltung an.

Gitarrenbücher gibt es jetzt auch auf Chinesisch

Der Musiker ist so ziemlich jedem, der mal eine Gitarre in die Hand genommen hat, als „Gitarrenlehrer der Nation“ bekannt, weil er Gitarrenbücher geschrieben hat, die das Gitarrespielen einfach gemacht haben. Nicht nach Noten, sondern nach Tabulatur: „Das Notensystem ist umständlich und es dauert länger“, stellt er immer noch fest. Sein System funktioniert bis heute auch in seiner Gitarrenschule in Duisburg. Die Bücher sind mittlerweile etwas dicker und moderner geworden, Comics lockern das Ganze auf und ein paar „witzige Fragen“. Seit 2008 lernen auch Chinesen nach dem System Peter Bursch. Das hat durchaus prominente Schüler, wie er sagt: „Die Toten Hosen waren bei mir, die Scorpions waren mit die ersten, die zu mir kamen.“

Die Band Bröselmaschine gibt es seit mittlerweile 55 Jahren und der Auftritt in Kamp-Lintfort wird auch ein wenig an die Anfänge erinnern, als die Band sehr folkorientiert unterwegs war. Die Bröselmaschine wird einen Querschnitt des musikalischen Schaffens aus all den Jahren auf die Bühne bringen, wo es auch schon mal härter zur Sache gehen kann oder psychedelisch. Religiöse Lieder sind nicht dabei, wie der Gitarrist sagt. Was manche nicht wissen: Auch Helge Schneider war mal Teil der Bröselmaschine, als Keyboarder. Und es gab Zeiten, da hat „der Folksänger Wolfgang Niedecken vor uns die Konzerte eröffnet, später waren wir dann Vorgruppe für BAP“, plaudert Bursch aus dem Nähkästchen.

Es gab eine Zeit, da wurde es ruhiger um die Bröselmaschinisten: „Das war die Zeit der elektronischen Musik. Da haben wir halt andere Projekte gemacht.“ Aber seit den 2000er Jahren und einem Rockpalast-Mitschnitt sind die Krautrocker wieder gut unterwegs, gerade touren sie durch die Region. Wacken oder Rock am Ring sind keine erstrebenswerten Ziele für die Band: „Es sind die kleinen Konzerte, die glücklich machen“, findet Bursch.

Ritterschlag durch die Gitarren-Firma Martin

Große Momente können es allerdings auch. Als „Ritterschlag“ bezeichnet es Peter Bursch, als die Gitarren-Firma Martin mit ihm ein Sondermodell entwickelt hat. „Da saß ich dann bei Feiern neben anderen „Signature-Musikern“ wie Eric Clapton, Sting oder Marc Knopfler. Das war schon was“, erzählt der Duisburger nicht ohne Stolz. Der ist übrigens jetzt 74 Jahre alt. Ans Aufhören denkt er nicht: Die „Rolling Stones touren doch auch noch“, sagt er lachend. Außerdem: Mit Musik sein Leben zu gestalten – es gibt nix Schöneres.“

Der Kontakt zur Lintforter Gemeinde kam über Heinz-Gunter Reichwein zustande. Der Mann ist Mitglied des Presbyteriums und Krautrock-Fan. Bei einem Auftritt im Schwarzen Adler in Vierbaum hat er einfach mal angefragt, ob die Bröselmaschine nach Kamp-Lintfort kommen könnte. Sie kann.