Kamp-Lintfort. Stadtwerke Kamp-Lintfort spüren Rückgang im Gasgeschäft. Besitzer von Altbauten sind bei der Energiewende verunsichert. Das sind die Gründe.
Eines der Kerngeschäfte der Stadtwerke Kamp-Lintfort ist das mit Gas. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine ist das allerdings kein „Wachstumsmarkt“ mehr, wie Pressesprecherin Judith Dohmen-Mick einräumt. „Neuanschlüsse gibt es nur noch vereinzelt, dafür gehen die Leute vermehrt vom Netz“, schildert sie. Kunststück, wer es sich leisten kann, stellt – wie politisch gewollt – auf erneuerbare Energien um. 4300 Gaskunden zählen die Stadtwerke und 600 Fernwärmekunden aktuell.
Statt das Gasnetz weiter auszubauen, wie vielleicht noch vor zehn Jahren entschieden, geht es jetzt eher um Rückbau. „Dabei liegt da richtig viel Geld unter der Erde!", so Dohmen-Mick.
Und dann ist da noch das Stromnetz
Auf der anderen Seite gibt es eine neue Herausforderung: Durch immer mehr E-Autos und Wallboxes ist das Stromnetz anfälliger, vor allem in Stoßzeiten. Denn für eine solche Belastung seien die Netze nirgendwo ausgelegt. Eine neue Baustelle für SWKL.
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Die Kunden interessiert dagegen die Arbeit des Stadtwerke-Energieberaters Christoph Wissing brennend. „Termine mit ihm gibt es frühestens im Juli“ weiß die SWKL-Mitarbeiterin. Der Mann kann nicht nur beraten, er kann auch Förderanträge stellen, denn er ist dafür zertifiziert. Was er nicht kann, ist zaubern. Die so hochgelobte Wärmepumpe ist und bleibt teuer, ergibt nur Sinn, wenn das Haus einigermaßen gedämmt ist. Wer es vorbildlich machen will, schrappt bei einem Altbau schnell an einem sechsstelligen Betrag für Sanierung und Umrüstung. Eine Hausnummer, die für die wenigsten Besitzer älterer Häuser wohl in Frage kommt – Fördergelder hin oder her.
Und für manche in Kamp-Lintfort nach jetzigem Stand ein Ding der Unmöglichkeit sein könnte. Ob die Gestaltungssatzung der Altsiedlung die Wärmepumpen vor der Tür toleriere, bezweifelt Dohmen-Mick. Auch eine sogenannte „Aufsparrendämmung“, bei der das Dach anschließend einige Zentimeter höher liegt, könnte ein Problem werden. Für Fernwärme sei die Altsiedlung ungeeignet, weil zu kleinteilig, sagt die Sprecherin der SWKL. Die Wege der Wärme wären zu weit.
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Auf der Suche nach einem Weg aus dem Dilemma kann man auch auf die Idee kommen, nur noch mit Strom zu heizen. „Wenn der Strom grün ist, erfüllen die Hausbesitzer die gesetzlichen Auflagen, die für die Wärmewende in Aussicht gestellt werden, nämlich raus aus den fossilen Energien“, erklärt Dohmen-Mick. Das Problem hier: Strom ist die teuerste Art zu heizen. Besitzer von strombetriebenen Fußbodenheizungen werden ein Lied davon singen können. Hier bringen die Stadtwerke nun eine Luft-Luft-Wärme-Pumpe ins Spiel. Die braucht zwar auch Strom, aber auf dem hohen Niveau der Fußboden-Heizer können sie interessant werden. Bis zur Hälfte könne der Stromverbrauch gesenkt werden. Weiterer Vorteil: Diese Art von Pumpen können im Sommer auch kühlen.
Für Leute, die Geräusch aushalten
Aber irgendeinen Haken gibt es ja immer: Diese Pumpen bestehen aus einem Außen- und einem Innengerät. Pro Haus muss man mit mehreren Einheiten rechnen, wenn man es nicht nur im Wohnzimmer mollig warm haben will (Kostenpunkt pro Stück laut Dohmen-Mick zwischen 2500 und 3000 Euro). Und man muss auch ein bisschen leidensfähig sein: Die Gebläse machen drinnen und draußen Geräusche und sie pusten permanent Luft ins Zimmer, da kann die Zeitung schon mal ein bisschen flattern beim Lesen.
Für beide Pumpensysteme gilt nach Auffassung von Dohmen-Mick eines: „Einen Design-Preis gewinnen beide nicht.“
>>> Der Weg hin zu den Erneuerbaren
Die Sprecherin der Stadtwerke rät, sich zunächst gründlich zu informieren und sich beraten zu lassen. „Am besten auch mal ausrechnen lassen, was geht und was nicht.“ Die Stadtwerke haben zu dem Thema sehr Informatives zusammen getragen, inklusive möglicher Fallstricke, die wahrscheinlich selbst Robert Habeck nicht berechnen: www.swkl.de/energieberatung. Die Seite ist allerdings auch einigermaßen anspruchsvoll.
Einen ersten Überblick zum Thema „Wärmepumpen im Bestandsbau“ können sich Interessierte auch am 31. Mai verschaffen. Im Ratssaal informiert SWKL-Energieberater Christoph Wissing ab 17.30 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung aber erforderlich: christoph.wissing@swkl.de. Unter dieser Mail-Adresse können Interessierte auch einen Termin mit dem Energieberater ausmachen.