Moers. Ein 28.000 Quadratmeter großer Gutsherrenhof in Moers steht zum Verkauf. Die Eigentümerin gewährt Einblick in das Anwesen. Was es kosten soll.

Eine bewegte Geschichte hat der Hörnemannshof am Ortsrand hinter Kapellen. Das Baudenkmal ist heute rundum saniert und prangt als ein Schmuckstück in den Feldern an der Bahnhofstraße 315. Ein imposantes Herrenhaus und vier weitere Gebäude des Vierkanthofes einschließlich Kutscherhaus wurden dank der Besitzer, Familie van Gemmern, seit 1989 aufwendig saniert. Denn das imposante Anwesen sah nicht immer so gut aus. Der Hof samt Nebengebäuden soll nun mithilfe eines Maklers den Besitzer wechseln. Als Preis sind 6,95 Millionen Euro aufgerufen.

„Nicht nur das Herrenhaus war eine Ruine, als wir das alles zum ersten Mal hier sahen. Es war eine Art Geisterhaus“, erinnert sich Eigentümerin Anja van Gemmern und zeigt auf alte Fotos. Da sind die Fassaden noch dunkelgrau, lose Backsteine, schadhaften Fugen, schlechte Fenster. „Aber mein verstorbener Mann meinte, es sei eine schlafende Schönheit.“ Ewald van Gemmern, der in Krefeld eine Spedition betrieb, suchte ein Objekt, in dem er gleichzeitig mit der Familie leben und die Verwaltung seiner Firma unterbringen konnte. So kauften 1989 er und seine Frau den Hörnemannshof in Kapellen von der Stadt Krefeld.

Ein imposantes Badezimmer gehört zum Moerser Gutsherrenhof.
Ein imposantes Badezimmer gehört zum Moerser Gutsherrenhof. © FUNKE Foto Services | Rüdiger Bechhaus

Auch im Innern des Herrenhauses, das 1840 im Stil des Historismus erbaut wurde, polierte die Familie nach und nach alles wieder auf. „Stuckarbeiten an den Decken, die neuen Fenster, die Türen…“, dies alles sei in Abstimmung mit dem Denkmalschutz renoviert worden. „Da steckt viel Herzblut drin“, weiß die Chefin des Hauses.

Firmen und Kita als Mieter in den Gebäuden

Arthur van Gemmern, Sohn der Besitzerin, erinnert sich gern an seine Kindheit in den großzügigen Räumen des Wohnhauses mit seinem schönen Park. „Das sind hier 28.500 Quadratmeter Fläche, die Gebäudefläche beträgt 3000 Quadratmeter“, weiß er. Der Hof sei einer der größten Vierkanthöfe am Niederrhein. „Dies auch, weil es durch Heirat immer mehr Land gab. Da brauchte man auch so große Scheunen“, erklärt Anja van Gemmern. Heute haben unter anderem IT-Firmen, ein Kosmetikstudio und ein Kindergarten in den sanierten Nebengebäuden des Anwesens als Mieter ihr Domizil gefunden.

Ein Blick in ein Zimmer im Herrenhaus in Moers.
Ein Blick in ein Zimmer im Herrenhaus in Moers. © FUNKE Foto Services | Rüdiger Bechhaus

Wann genau der Hof im Moerser Süden gegründet wurde, ist ungewiss. Doch auf einer Karte Mercators, in der die Höfe der Achterathsheide zwischen den Jahren 500 und 1000 aufgezeigt sind, ist auch der Hof „de Horn“, später auch „den Hoern“ oder „up den Hörnern“ zu sehen ist. „Dieser Hof gehörte einst zu den Kloster-Höfen, die von Essen-Werden aus verwaltet wurden und die den Mönchen Abgaben leisten mussten“, schildert Arthur van Gemmern. Durch Heirat kam um 1850 Johann Hogeforster auf den Hörnemannshof. Er stammte vom großen Nachbarhof weiter nord-westlich in Achterathsheide. „Die Herren auf dem Hörnemannshof besaßen in späteren Zeiten sogar die niedere Gerichtsbarkeit, durften Recht sprechen, und sie redeten bei etlichen Entscheidungen in Achterrathsheide ein Wörtchen mit“, erzählt Anja van Gemmern weiter.

Das Anwesen fiel Ende der 60-er, Anfang der 1970-er Jahre an die Stadt Krefeld. „Dort wusste man offensichtlich nicht viel damit anzufangen. Alles kam herunter“, erzählt Anja van Gemmern über den Zustand bei ihrem Kauf. Ihr Sohn weiß noch: „Die Grenze zwischen Moers und Krefeld verlief damals durch die großen Ländereien des Anwesens. Da war’s zeitweise im Gespräch, dass wir zwei Adressen bekommen sollten.“ Gottlob, es kam anders. Das Gehöft steht heute unter der Moerser Kommunalverwaltung.

Sein Vater sei ein weitsichtiger Mensch gewesen, erklärt Arthur van Gemmern. Denn der Gutshof sei weitgehend unabhängig von öffentlicher Versorgung. „Es gibt eine eigene Straße, drei Blockheizkraftwerke, eine eigene Kläranlage. Der Hof hat sogar eigene Wasserrechte.“ Auch die Autobahn 57 sei nahe.

Der Blick von Wohnzimmer-Balkon im ersten Stock des Herrenhauses in den Park des Anwesens ist unbezahlbar. Auch die Grünanlagen seien wieder hergerichtet worden, bemerkt Anja van Gemmern am Rande.

Nun aber wolle sie sich aus Altersgründen vom Hörnemannshof trennen – und zwar komplett. Die bisherige Hausherrin will ausziehen, sobald der Neusser Immobilenmakler Christos Charalambidis einen Käufer gefunden hat.