Herne/Bochum. Schlangen-Experte Roland Byner hat in Herne die geflohene Kobra in einem Keller gefangen. Die Haltung der Tiere nennt er „grenzwertig“.
Reptilienexperte Roland Byner sitzt in seiner Wohnung in Bochum-Querenburg nahe der Ruhr-Uni vor dem Computer, als sein Handy klingelt. Es gebe in Herne ein Problem mit Schlangen in einer Wohnung. Ob er wohl kommen könne? Der 55-jährige Feuerwehrmann ahnt da noch nicht, dass ihn dieser Einsatz in wenigen Tagen zum Helden machen wird. Nur so viel weiß er an diesem Sonntagabend schon: „Als ich hörte, dass es um Kobras geht, haben bei mir alle Alarmglocken geschrillt.“
Die wohl aus der Wohnung ihres Besitzers entkommene Monokelkobra ist schließlich hochgiftig. Roland Byner hat selber lange Giftschlangen bei sich zuhause gehalten. Er weiß, worauf es ankommt – und sieht in der Herner Wohnung: So sollten Schlangen nicht leben.
Kobra in Herne: „Messie-Bude“ und „grenzwertige Haltung“
Der gelernte Elektriker und Ex-Opelaner nennt die enge Wohnung des Schlangen-Liebhabers in Herne eine „Messie-Bude“, die Haltung der Tiere „grenzwertig“. Eine Zwei-Meter-Mamba habe etwa in einer 1.80 Meter langen Kiste gelegen.
Einige Terrarien hätten Styropor
Vom Reptilien-Hobby zum Schlangen-Experten
Roland Byner interessierte sich schon immer für Schlangen. Er selber hielt Giftschlangen in seiner Wohnung – bis seine Partnerin das nicht mehr wollte.
Der 55-Jährige leitete Fortbildungen für Rettungssanitäter zum Thema Schlangenbisse und machte sich so in Feuerwehrkreisen einen Namen als Schlangenexperte. Immer wieder wird er zu Einsätzen mit Reptilien gerufen.
In Bochum musste er etwa vor einigen Jahren einen 1,50 Meter langen Kaiman aus der Küche eines Drogendealers holen.
an den Außenwänden gehabt – viel zu unsicher für die Reptilien, ein Ausbruch sei vorprogrammiert gewesen. Die Wohnung habe bestialisch gestunken, in einer Holzhütte hätten 16 Ratten gelebt – der Nachwuchs vermutlich Futter für die Schlangen. „Und dann turnte da noch der Besitzer der Tiere rum und behauptet, dass ihm die geflohene Kobra nicht gehöre“, sagt Roland Byner.
Für eine Schlange gab es europaweit kein Gegengift
Gemeinsam mit der Feuerwehr durchkämmt der 55-Jährige noch am Sonntag die Keller. Mit einem Generalschlüssel von einem an diesem Sonntag geschlossenen Baumarkt organisieren sie doppelseitiges Klebeband, streuen Mehl in die Kellerräume – eine Mühe, die sich später als vergeblich herausstellen wird. Einen Tag später steht fest: Der Anwohner muss seine 20 Schlangen abgeben. Wieder ist es Roland Byner, der die Verantwortung und die Reptilien in Plastikboxen trägt.
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„Wenn du gebissen wirst, bekommst du ein Serum“, sagt ihm der Notarzt vor der Haustür. Nur bei einer Kobra-Art solle er besonders aufpassen. Da habe man europaweit kein Gegengift. „Bring’ mich hier heile wieder raus“, will Roland Byner zum Mediziner gesagt haben – und sich dann mit dicken Spezial-Schutzhandschuhen und Zangen an die Arbeit gemacht haben. Tier für Tier zerrt er ganz langsam aus den engen Terrarien und verstaut sie in den Boxen.
Monokelkobra ist weiter bei einem Bekannten untergebracht
„Man muss vorsichtig sein, sonst werden die Tiere zickig.“ Eine von sechs Baby-Schlangen stürzt aus einem Karton und bohrt sich mit einem Zahn in den Handschuh – der hält dicht. „Nach jeder Mamba, die wir da raus hatten, habe ich eine geraucht“, sagt Byner. Doch die giftige Monokelkobra, die bleibt erst einmal verschwunden. Es sollen noch einige Tage vergehen, mit ausquartieren Anwohnern und Medienrummel vor der Tür, bis sich die Ereignisse überschlagen.
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Roland Byner sitzt wieder zuhause in Bochum, bastelt an seiner Drohne, als Gärtner die Kobra im Grün hinter den Häusern entdecken. Der Schlangenexperte rafft sein Zubehör zusammen und rast – mit Feuerwehr-Blaulicht – über den Seitenstreifen der A43 von Bochum nach Herne. Dort entsteht das Video, das den Bochumer zum Helden macht. Mit einer Schlaufe fängt er die sich windende gelbe Schlange, packt sie in die Plastikbox: Schulterklopfen vom Kollegen, Jubel bei den Anwohnern.
Von einem Haltungsverbot hält der Schlangenexperte nichts
Die Monokelkobra ist nun noch immer mit ihren Artgenossen bei einem Bekannten von Roland Byner untergebracht. Nach der ganzen Aufregung habe sie sich verkrochen. Die Tiere müssten nun erstmal aufgepäppelt werden und sollen dann an „professionelle Halter“ gegeben werden.
Trotz allem: Von einem Verbot für die Haltung von giftigen Tieren hält der Reptilienexperte nichts. „Man sollte eine Art Führerschein, vielleicht ein Führungszeugnis haben. Er macht sich Sorgen, dass es nun ein schnelles Gesetz gebe, dass die Haltung verbiete. Es gebe schließlich Menschen, die solch gefährliche Tiere auch professionell halten würden. „Und Schlangen sind doch wirklich auch wunderschöne Tiere!“