Herne. Die Flucht der Kobra ist beendet, doch das Geschehen wird ein langes Nachspiel haben. Dabei geht es vor allem darum, wer die Einsatzkosten trägt.
Am Freitagabend gegen 18.15 Uhr war die Flucht der giftigen Kobraschlange zu Ende - nach fast einer Woche. Die Erleichterung ist groß, doch das Nachspiel wird wohl deutlich länger dauern als die fast einwöchige Suche nach dem Reptil. Die wichtigsten Fakten auf einen Blick.
Als Oberbürgermeister Frank Dudda am Freitagabend zum Haus an der Bruchstraße geeilt war, dankte er nicht nur den Helfern von Stadt, Polizei und vor allem Feuerwehr, sondern auch Anwohner Noel Pesarra. Der OB ließ sich mehrfach mit ihm fotografieren. Pesarra hatte darauf gedrungen, die Wiese hinter dem Haus mähen zu lassen - wo die Schlange dann aufgespürt wurde. Dieser Umstand hatte in den sozialen Medien zum Vorwurf geführt, dass die Stadt fahrlässig gehandelt habe, denn sie hatte am Nachmittag die Bewohner zurück in die Wohnungen gelassen. Diesem Vorwurf tritt die Stadt entgegen.
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„Die Stadt Herne war sich vollkommen sicher, dass die Schlange bei der Freigabe weder in den Wohnungen war noch in diese gelangen konnte. Hätte sie diese Sicherheit nicht gehabt, wären die Wohnungen niemals freigegeben worden. Die Bewohner der Häuser haben sich ausdrücklich lobend zum Umgang der Stadt Herne mit der Lage geäußert“, teilt sie in einer Stellungnahme mit.
Grasfläche wurde auch schon vorher abgesucht - ohne Ergebnis
Auf die Frage, ob man das Gras hinter dem Haus nicht eher hätte mähen können, antwortet die Stadt: „Aufgrund der Erkenntnisse ist das am Freitag dargelegte gestaffelte Verfahren gewählt worden. Das nähere Umfeld des Hauses, inklusive dieser Fläche, wurden auch vorher abgesucht – allerdings vergeblich.“
Diskussion um Verbot
Bislang ist die Haltung von Giftschlangen wie der Kobra genehmigungsfrei. Lediglich die Haltung von Tieren, die unter das Washingtoner Artenschutzabkommen fallen, müssen bei der Stadt angezeigt werden.
Doch nach dem Vorfall in Holthausen mehren sich die Stimmen, dass es ein Verbot gibt. Die Stadt Herne hat im Rahmen der Pressekonferenz erklärt, dass eine landesrechtliche Regelung erforderlich ist. Auch Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser hat sich ebenfalls dahingehend geäußert.
Nach Kenntnis der Stadt sind mittlerweile alle Mieter in ihre Wohnungen zurückgekehrt. Fünf Personen waren zwischenzeitlich im Hotel.Die Stadt sei in Vorleistung getreten, werde die Kosten aber möglichst beim ehemaligen Schlangenbesitzer geltend machen.
Sollte die Stadt nachweisen können - was sie nach eigener Einschätzung unbedingt muss -, dass der Bewohner für die Schlange verantwortlich war, obwohl er behauptet, dass es sich nicht seine sei, dürften üppige Rechnungen auf ihn zukommen. So lässt die Stadt das Haus zurzeit reinigen, da im Laufe der Suche Mehl ausgestreut worden war, um der Schlange sprichwörtlich auf die Spur zu kommen. Hinzu könnte eine Renovierung des Kellereingangs kommen, wo die Schlange schließlich gefangen wurde, plus natürlich die eigentlichen Kosten des Einsatzes. Möglicherweise macht auch der Hausbesitzer zivilrechtlich Schadenersatz gegen den früheren Schlangenbesitzer geltend.
9 Mäuse, 16 Ratten, eine Schildkröte und zwei Geckos
Der Schlangenhalter durfte - im Gegensatz zu den anderen Bewohnern - nicht in seine Wohnung zurückkehren. Die Wohnung sei versiegelt worden, die Stadt werde weiter in der Wohnung nach Indizien dafür suchen, dem mutmaßlichen früheren Besitzer nachzuweisen, dass ihm die Schlange zuzuordnen ist. In diesem Zusammenhang wird auch die Schlangenhaut untersucht, um die Frage zu klären, ob es sich um die Haut der entflohenen Schlange handelt. Falls notwendig, werde ein DNA-Test gemacht.
In der Wohnung befanden sich laut Stadt nicht nur Schlangen, sondern auch weitere Tiere. „Neben den 22 Schlangen waren es 9 Mäuse mit fünf Würfen und 16 Ratten. Eine Gelbwangenschmuckschildkröte. Zwei Leopardgeckos, die der Partnerin des Schlangenhalters gehören“, so die Stadt.