Herne. Weil niemand in die Herner Schwimmbäder darf, droht den Betreibern Schiffbruch. Die Verluste türmen sich, nun werden Finanzspritzen gesucht.

Die Corona-Pandemie macht den Betreibern der Herner Schwimmbäder schwer zu schaffen. Weil die Bäder dicht sind, sind die Einnahmen weggebrochen. Dem Lago fehlen dadurch 80.000 Euro, dem Wananas 40.000 Euro – wöchentlich. Wie die Löcher gestopft werden sollen, ist noch nicht klar. Nun gibt es im ersten Schwimmbad Kurzarbeit.

Das Lago, sagt Revierpark-Chef Lothar Przybyl, gehe bereits an seine Rücklagen von einer Million Euro, die aber seien im Juni aufgezerrt. Sollte die Therme im Gysenberg bis dahin nicht wieder geöffnet sein, brauche sie Zuschüsse von den beiden Besitzern Regionalverband Ruhr und Stadt Herne – „ansonsten droht die Insolvenz“. Um den finanziellen Schaden so gering wie möglich zu halten und die Arbeitsplätze zu sichern, gibt es im Lago ab diesen Mittwoch Kurzarbeit. Darauf habe sich die Gysenberg-Geschäftsführung mit dem Betriebsrat einvernehmlich geeinigt.

Gastronomiebetrieb im Lago hat gekündigt

Chef im Gysenberg und Chef der Herner Bädergesellschaft: Lothar Przybyl.
Chef im Gysenberg und Chef der Herner Bädergesellschaft: Lothar Przybyl. © Wananas

Auch den Pächtern im Gysenberg, darunter Massagestudio, Restaurant und Veranstaltungszentrum, mache die Corona-Pandemie zu schaffen. Sie versuchten, die Krisensituation „kreativ zu überbrücken“, etwa durch das Autokino, das an der Eishalle eröffnet hat. Aber: Es gebe schon eine erste Konsequenz durch die Krise. Der Gastronomiebetrieb im Lago habe gekündigt, sagt Przybyl. Der Vertrag laufe aber über mehrere Jahre.

Auch im Wananas denkt der Betreiber, die Herner Bädergesellschaft, über Kurzarbeit nach. Sollte das „normale Leben“ nicht bald auch wieder ins Wananas einziehen, will Przybyl, auch Chef der Herner Bädergesellschaft, auch für das Wanner Freizeit-, Sport- und Schulbad mit dem Betriebsrat über Kurzarbeit reden. An diesem Mittwoch wollen Bund und Länder einen Fahrplan für einen Weg in die Normalität vorstellen. Durch Kurzarbeit könnten auch im Wananas die Verluste minimiert werden. Im Gegensatz zum Gysenberg, der von RVR und Stadt betrieben wird, finanzierten sich die anderen Bäder wie etwa auch das Nahverkehrsunternehmer HCR aus den Gewinnen der Stadtwerke, erklärt Przybyl. Das heiße: Solange die Stadtwerke genug Gewinne produzierten, seien Bäder und der Nahverkehr gegenfinanziert. Die Finanzierungsmöglichkeiten, weiß auch der Bäderchef, „sind aber nicht unendlich“.

Südpool fehlen wöchentlich 6000 Euro

Spaßrutsche soll wie geplant kommen

Um Kosten zu senken, haben die Bäder laut Betreiber mehrere Maßnahmen ergriffen. Unter anderem müssten Aushilfskräfte zu Hause bleiben, Überstunden und Resturlaube würden abgebaut, Reparaturen würden – soweit es gehe – ohne Fremdfirmen erledigt, Reinigungen erfolgten durch eigenes Personal und Energie werde durch das Absenken der Wasser-, Raum und Saunatemperaturen reduziert. Die Mitarbeiter übernähmen zudem zumutbare Tätigkeiten, bereiten die Außenanlagen etwa für die Sommersaison vor.

Die Kosten, betont er, sollen aber nicht zu Lasten der Attraktivitätssteigerung der Bäder gedrückt werden, sagt Bäderchef Lothar Przybyl. So soll etwa die für Sommer 2020 geplante neue Spaßrutsche im Lago für rund 900.000 Euro wie geplant kommen; absehbar sei aber, dass sie sich wegen Einschränkungen durch Corona verzögere. Die Bäder, sagt er, müssten nach der Krise verstärkt Menschen anziehen. Da seien Investitionen nötig.

Kommt Kurzarbeit im Wananas, dann gibt es auch Kurzarbeit im Südpool, das von den Stadtwerken betrieben wird, sagt Stadtwerke-Sprecherin Angelika Kurzawa. Denn: Auch im Stadtwerke-Bad arbeitet Personal der Herner Bädergesellschaft, bezahlt wird es vom Betreiber Stadtwerke. Durch Kurzarbeit, so Kurzawa, könnten die Verluste gedrückt werden. Sie beziffert sie für den Südpool in Herne-Süd auf rund 6000 Euro pro Woche.

Die Stadtwerke-Sprecherin fürchtet, dass sich die Verluste noch anhäufen. Sie rechnet nicht damit, dass Bund und Länder die Schwimmbäder schnell aufmachen: „Ich glaube nicht, dass sie bei der Exit-Strategie im Vordergrund stehen.“ Das sagt auch Bäderchef Lothar Przybyl. Immerhin: Die Bäder seien in der Zwischenzeit auf Vordermann gebracht, die Becken auch für die Freibadsaison fertiggestellt worden. Die soll am 1. Mai starten - eigentlich.

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