Herne.. Danny Müller und Nick Schilling werden im Herner Tattoostudio Aloha Ink zu Tätowierern ausgebildet. Der WAZ erzählen sie, worauf es in ihrem zukünftigen Beruf ankommt, welche Grundvoraussetzungen man für diese Ausbildung mitbringen muss und woran die ersten Stiche geübt werden.
Wer einen Beruf ausüben möchte, absolviert in der Regel eine Ausbildung. Es gibt klar formulierte Kursinhalte und Ausbildungsziele. IHK, Handwerkskammer & Co. nehmen den Azubis Prüfungen ab, nach denen sie sich schließlich als ausgelernt bezeichnen dürfen. Wer jedoch Tätowierer werden möchte, muss einen anderen Weg gehen. Danny Müller und Nick Schilling wissen, wie es geht. Sie sind die derzeitigen Auszubildenden im Herner Tattoo-Studio Aloha Ink.
„Tätowierer ist in Deutschland kein anerkannter Ausbildungsberuf“, erklärt Nick. Dementsprechend gebe es auch keine festgesetzten Einstellungsvoraussetzungen. „Aber zeichnen sollte man schon können“, lacht er. Schließlich tragen seine Kunden das, was er ihnen sticht, ihr Leben lang am Körper.
Zeichnerisches Talent zählt
Was wichtig ist, um eine Ausbildung bei Aloha Ink antreten zu können, legt außerdem Chefin Genevieve Rousseau (Gen) fest. „Natürlich muss man die Grundlagen des Zeichnens beherrschen“, sagt sie. Vor allem aber müsse man eine gewisse „Ehrfurcht vor dem Beruf“, an den Tag legen. „Man ist den Kunden bei der Arbeit sehr nahe, da sind Respekt vor den Menschen und vor dem Handwerk sehr wichtig“, erklärt Gen und fügt hinzu: „Rüpelrempel haben hier keine Chance.“
Nick, seit Januar in Ausbildung, und Danny, seit April dabei, haben bis dahin überzeugt. Nach Zeichenproben und Vorstellungsgespräch durften sie bei der erfahrenen Tätowiererin Gen anfangen. Lektion Nummer eins: Hygieneregeln. „Die richtige Desinfektion und Flächensterilisierung ist ganz wichtig“, weiß Nick.
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Das Handwerkszeug zum Tätowierer erhalte man im Laufe der Zeit vor allem durchs Zuschauen und Üben. „Vieles lernen wir von unseren Kolleginnen“, sagt Danny. Seine Freundin arbeitet ebenfalls bei Aloha Ink. Wissbegierde sei das A und O, findet Ausbilderin Gen: „Es gibt halt keine Lehrbücher, so dass ein Großteil des Wissens durchs Fragen und Antworten weitergegeben wird.“
Stechen üben auf Obst
Über das Zuschauen hinaus üben die Tattoo-Azubis auch mit den Tätowiermaschinen. Obst eigne sich dafür gut. „Oft üben wir das Stechen an Grapefruits, Orangen und Pomelos“, erklärt Nick. Bald übe man dann an sich selbst. Bei allen müssen zuerst der eigene Oberschenkel dran glauben, „weil man da so gut rankommt und die Haut spannen kann“, verraten die Jungs. Nick trägt seit geraumer Zeit einen Totenkopf, Danny einen Anker auf der Haut.
„Danach sticht man Freunden und Bekannten Tattoos, irgendwann kommen von allein weitere Kunden auf einen zu, und so entwickelt sich das dann weiter“, erklärt Danny die weitere Prozedur. Wann ein angehender Tätowierer alle wichtigen Techniken beherrsche, könne man nicht pauschal sagen. „Das kommt aufs Talent an“, denkt Ausbilderin Gen. „So ganz ausgelernt hat man aber nie“, sind sich Azubis und Meisterin einig: „Man entwickelt sich ständig weiter, das hört nie auf.“