Herne.. Die WAZ hat einige Hernerinnen und Herner im Südpool zu deren Körperschmuck befragt:Von Tribals, Schmerzen und Partner-Tätowierungen.



Über Tätowierungen rümpften die meisten Menschen früher die Nase, spätestens seit den 90er Jahren sind sie weitgehend gesellschaftlich akzeptiert. Was einst vorwiegend als Ausdruck einer Jugendkultur begann, ist heute in breiten Gesellschaftsschichten vorzufinden. Kurz: Tattoos sind längst ein Mode-Accessoire. Und was tragen die Menschen auf der Haut? Die WAZ hat sich im Südpool umgeschaut und nachgefragt.

Für Frank (49) und Nicole (40) Stirnberg sind jeweils zwei ihrer Tattoos etwas ganz Besonders: Sie haben die gleiche Tätowierung auf ihren Rücken und haben sich außerdem ein Ambigramm ihrer Namen, also ein Schriftzug, der aus zwei Blickwinkeln gelesen werden kann, stechen lassen. So steht nun auf ihren Waden „Nicole“, gelesen von der einen, sowie „Frank“, von der anderen Seite. Ihre Rücken ziert ein gemeinsames Tribal-Tattoo, also eine bestimmte Art von Muster. Derartige Partnertattoos werden als Möglichkeit gesehen, seine Liebe zu bekennen.

Einhorn auf der Schulter

Marion Sturm (46) hat sich ihr erstes Tattoo, ein farbiges Einhorn, im Alter von 32 Jahren auf die Schulter stechen lassen. Heute besitzt sie noch zwei weitere – eines davon ist ein Tribal mit einem Schriftzug auf dem Oberarm. „Alle haben eine ganz persönliche Bedeutung für mich. Je nachdem, in welcher Lebenssituation ich gerade war. Man muss sich mit seinen Tätowierungen identifizieren können, denn sie bleiben für immer.“

Sie bereut ihre Entscheidung, sich die Tinte unter die Haut stechen zu lassen, nicht. Ein Tattoo möchte sie sogar erweitern lassen. Ihrer Tochter Aline Schmidthöfer (27) hat Sturm erlaubt, sich im Alter von 17 Jahren ein Tattoo auf den Oberarm stechen zu lassen - ebenfalls ein Tribal. „Sie war alt genug, die Entscheidung selbst zu treffen. Natürlich habe ich darauf geachtet, dass sie es nicht bereuen wird.“ Alice ist bis heute zufrieden, obwohl das Motiv eine spontane Entscheidung war: „Ich fand es schön.“

Mit 15 Jahren ein Tattoo?

„Man sollte es sich vorher gut überlegen. Der Körperschmuck lässt sich nicht einfach wegwischen“, findet auch Nicole Stirnberg. „Man muss sich auch im Klaren darüber sein, dass das Ganze nicht gerade schmerzlos verläuft.“ Auf Fuß und Brust sei es besonders schlimm. „Wenigstens muss man sich heute nicht mehr damit verstecken“, so ihr Ehemann Frank. „Tattoos sind gesellschaftsfähiger geworden.“

Laut einer repräsentativen Umfrage besitzt heute bereits jeder zehnte Deutsche über vierzehn Jahren eine Tätowierung. Die Tendenz ist steigend; gerade bei den jüngeren Generationen. Nicole Stirnberg meint: „Wenn sich meine Tochter in 15 Jahren eine Tätowierung haben möchte, was wahrscheinlich ist, werde ich es ihr erlauben, solange ich mit dem Motiv und dem Tätowierer einverstanden bin. Natürlich muss sie sich auch einhundertprozentig sicher sein.“