Herne. Am Senioren-Wohnpark Koppenbergs Hof grasen neuerdings Kamerun-Schafe. Die Tiere ersetzen nicht nur Maschinen, die des Öfteren aufgrund von Schlaglöchern kaputt gingen, sie sorgen auch für Unterhaltung bei den Heimbewohnern. Die Schafe gab es gratis von einem Bauer-Ehepaar, das seine Zucht auflöste.

„Komm, komm, komm!“, ruft eine Bewohnerin, „mäh, mäh, mäh“, antworten die Vierbeiner auf der Wiese am Altenheim. Und wenn man die Kamerun-Schafe fragen würde, was ihre Aufgabe ist im Auftrag des Senioren-Wohnparks Koppenbergs Hof, dann würden sie sagen: „Mäh(en)“.

Wobei das Quintett genauso mäht wie deutsche Schafe, aber: „Die Tiere sind extrem pflegeleicht“, erklärt die stellvertretende Pflegedienstleiterin, Katja Meister (45), die sich um die Neuanschaffung kümmert. Kamerun-Schafe müssen nicht geschoren werden, auch brauchen sie keine Klauen-Pflege oder andere Dienstleistungen menschlicher Art.

Drei gute Gründe

Die Schafe schlagen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, vielleicht sogar drei. Erstens sind sie Ersatzrasenmäher. „Wir mussten ständig neue Geräte kaufen, weil das Gelände so viele Löcher hat und die Maschinen kaputt gingen“, erklärt Heimleiter Sven Heidrich (36). Zweitens haben die Bewohner einen weiteren Faktor des Zeitvertreibs. Und drittens, hier ist sich Heidrich nicht ganz sicher: „Die Nachbarn finden die Tiere zwar ganz süß, aber ich weiß nicht, ob sich nicht auch einige über die Geräuschkulisse aufregen.“

Der Heimleiter jedenfalls war es, der die Idee hatte mit den Schafen. Dann ging es ganz einfach weiter. Die Tiere bekamen sie umsonst von einem Bauern-Ehepaar, das seine Zucht auflöste. Der Hausmeister und weitere Mitarbeiter bauten eine Hütte mit Rotlicht für den Winter und einen Zaun um die Wiese und schon konnten die braunen, tierischen Rasenmäher einziehen.

Natürlich kommen sie mit den paar Quadratmetern Grün am Altenheim nicht das ganze Jahr über die Runden. Weshalb sie zusätzlich Kraftfutter bekommen, den Rasenschnitt des restlichen Geländes und pflanzliche Abfälle aus der Küche. Ein Salatstrunk, beispielsweise, ist für ein Kamerun-Schaf eine willkommene Abwechslung.

Kraftfutter und Küchenabfälle

Ernestine Rolla besucht die neuen Nachbarn jeden Morgen. „Ich pfeife, und dann kommen sie“, freut sie sich. Nur schade, dass man die Schafe nicht füttern darf“, bedauert die 84-Jährige. Katja Meister hat eine Erklärung für das Verbotsschild am Zaun: „Sonst bekommen die Tiere auch Süßigkeiten zu futtern, und die vertragen sie nun einmal nicht.“ Auch Gertrud Lenze (83) ist begeistert: „Ich habe nach dem Krieg auf einem Bauernhof im Münsterland gearbeitet, da gab es auch Schafe, das war schön.“

Wenn alles gut geht, bekommen die Kamerun-Schafe demnächst Zuwachs, eines der fünf ausschließlich weiblichen Tiere ist trächtig. Dann gibt es sechs Rasenmäher, oder vielleicht sogar sieben.