Herne. . In einem halben Jahr wird das Opelwerk in Bochum geschlossen. Mehr als 400 Opelaner sind in Herne von der Schließung betroffen. Doch das Angebot “Zukunftsberatung“ der Herner Schuldnerberatung wird kaum angenommen. Doch für Betroffene ist eine frühe Orientierung wichtig.

Die Herner Schuldnerberatung schlägt Alarm: Knapp ein halbes Jahr vor der Schließung des Bochumer Opelwerks stößt das Angebot der „Zukunftsberatung“ laut Geschäftsführerin Susanne Wolf auf „null Resonanz“. Mehr als 400 Opelaner sind in Herne direkt von der Schließung betroffen.

Mit der „Zukunftsberatung“ möchte Wolf den Mitarbeitern Hilfestellung geben, um sich auf die in sehr absehbarer Zeit veränderte Einkommenssituation einzustellen. So können laufende Verträge - seien es Versicherungen, Telefon, Kredite, oder Kfz-Finanzierung - geprüft und auf Sparpotenziale abgeklopft werden. Weniger notwendige Verträge könnten gekündigt, mit finanzierenden Banken Verhandlungen über Umfinanzierungen oder Sondertilgungen aufgenommen werden.

Forum Berufsperspektive hilft Bochumer Opelanern

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    Probleme vermeiden

    Dafür, dass dieses Angebot bislang überhaupt nicht in Anspruch genommen worden ist, sieht Wolf mehrere mögliche Gründe: So wiege die Höhe der Abfindungssumme die Menschen in einer trügerischen Sicherheit, manche hätten womöglich auch die Hoffnung, dass sie es schon „irgendwie schaffen“. Darüber hinaus könnte es auch Vorbehalte geben, zur Schuldnerberatung zu gehen. Wolf: „Die Leute können oft die Brisanz der Situation nicht einschätzen.“

    Dabei sei es wichtig, sich früh zu orientieren, weil viele Probleme dann erst gar nicht aufträten. „Wenn es erstmal gekracht hat, wird es für uns viel schwieriger zu helfen. Wir möchten einfach vermeiden, dass die Leute in ein oder zwei Jahren in einer verzweifelten Situation zu uns kommen“, betont Wolf. Sie weiß, wovon sie spricht. In der Vergangenheit waren mehrere Opelaner in der Betreuung.

    Mitarbeiter sind in Übergangsphase

    „Die Beratung steht bei uns auf der Agenda“, kommentiert IG-Metall-Chefin Eva Kerkemeier das Thema. Sie gibt aber zu bedenken, dass man sich gerade in einer Übergangsphase befinde. Das heißt: Zurzeit wird erst gerechnet, wer welche Abfindungssumme erhält. Der große Schwerpunkt der Arbeit richte sich darauf, den Menschen in der Transfergesellschaft eine neue berufliche Perspektive zu eröffnen. Außerdem: Es gebe auch in Bochum eine Reihe von Beratungsangeboten. Dies könnte ein Grund sein, warum die Resonanz in Herne so gering sei.

    Luidger Wolterhoff, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, hält Wolfs Vorstoß für völlig berechtigt: „Der Umgang mit den Finanzen ist ein wichtiges Thema, da kann es zu schwierigen Situationen kommen.“ Wolterhoff ist ebenso wie Wolf der Meinung, dass eine frühe Auseinandersetzung ausgesprochen wichtig ist. Die Arbeitagentur bietet im Werk selbst mit bis zu vier Mitarbeitern Beratung an. Nachdem die Nachfrage in den vergangenen Wochen „verhalten“ gewesen sei, habe sie nun zugenommen.